Der merkwürdige Herr Freitag

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Langsam kehrte Fitzgerald Arlington ins Hier und Jetzt zurück. Er spürte dass er irgendwo lag. War es der harte Hallenboden? War er noch in der Gewalt dieses Monsters? Erschrocken versuchte er mit den Händen den Boden neben sich abzutasten. Doch etwas war anders als sonst. Seine rechte Hand.....sie fehlte!

Jetzt erinnerte er sich an alles. Moolie, die Halle, der Kampf mit Grindur dem teuflischen Unhold. Doch wo war er? Tastend erforschte er vorsichtig seine Umgebung. Er hatte Angst, seine Augen zu öffnen. Nie wieder wollte er in diese abgrundtief bösen roten Augen blicken müssen.

Er bemerkte dass er auf einem Bett lag. Seine linke Hand berührte seinen rechten Arm. Fuhr langsam daran herunter. Dann kam sein Handgelenk. Danach kam nichts mehr. Tränen liefen seine Wangen herunter. Seine Hand hatte er unwiederbringlich verloren. Doch war er versorgt worden. Er spürte so etwas wie einen Verband um den Stumpf an seinem Arm. Dies zumindest musste ein gutes Zeichen sein. Langsam öffnete er seine Augen...

...und blickte in ein vertrautes Gesicht. Der gütige und mitleidsvolle Blick Moolie's der neben dem Bett sass, liess ihn lächeln. Doch Moolie hatte sich verändert. Er sah anders aus. Irgendwie...verjüngt? Seine Haut war glatter geworden und sein Haar dünner und feiner.

"Was ist geschehen Moolie?"

"Ich war überrascht als ich ihn sah, begann Moolie, denn ich hatte ihm doch ein Auge im Kampf genommen, damals. Habe die Macht seines Herrn wohl unterschätzt. Er hat ihm ein neues gegeben. Als ich ihn sah wusste ich, dass ich dass Pentagramm treffen müsste. Doch leider hat er sich etwas bewegt und deshalb habe ich ihn nicht so getroffen, dass er vernichtet wurde. Du warst verletzt und ich habe mich zuerst um Dich gekümmert und Dich hierher gebracht und versorgt, damit Du mir nicht verblutest.

Grindur ist angeschlagen, aber er lebt. Die Geschichte ist also noch nicht am Ende. Meine Sorge um Dein Wohl hat mir einen Kontakt mit der Welt der Engel verschafft. Meiner Heimat. Eigentlich habe ich meine Aufgabe verfehlt, aber die geistige Welt hat sich gütig gezeigt und es gibt nun noch eine Möglichkeit weiter zu machen."

"Du siehst so anders aus Moolie?"

"Ja das stimmt. Ein Stück weit durfte ich mich ihnen wieder nähern und so habe ich ein wenig meines ursprüglichen Aussehens wieder bekommen. Aber nun ruhe Dich erst einmal aus, wir reden später darüber Arlington."

Mit diesen Worten legte er seine Hand auf Fitzgeralds Stirn. Wohlige Wärme und Ruhe umpfing ihn und er sank in einen wohltuenden Schlaf.

Moolie stand auf und deckte ihn mit einer Decke zu. Dann ging er zu der Engelsstatue. Er stellte sich vor die Figur und langsam sah er hinauf zum Gesicht. Er konnte es nicht oft genug ansehen, denn seit seinem Kontakt mit der Welt der Engel hatte auch sie sich verändert. Lächelnd sah er in das Gesicht, in dem sich nun wieder leichte, feine Gesichtszüge zeigten, die ihn sehr hoffen liessen, dass sich alles zum Guten wenden würde.

Arlington schlief zwei Tage durch und wachte danach morgens gut erholt auf.

"Moolie!", rief er laut. Moo.., da bemerkte er, dass Moolie bereits neben ihm stand. Ich habe einen Mordshunger Moolie, hast Du vielleicht etwas Essbares hier?"

"Natürlich, ich habe schon etwas vorbereitet und wollte Dich gerade aufwecken, Du sollst ja nicht Dein halbes Leben hier verschlafen. Wie geht es Dir heute?"

"Ohh, äh, ja. Er richtete sich langsam auf. Ich fühle mich gut. Keine Schmerzen mehr."

"Dann ist es soweit gut und nun komm an den Tisch, den ich für uns gedeckt habe."

Fitzgerald erhob sich langsam und folgte dem vorausgehenden Moolie. Dann sah er einen so reichlich gedeckten Tisch, wie er ihn noch niemals vorher gesehen hatte.

"Wow!, entfuhr es ihm, wo hast Du das denn alles her Moolie? So einen reich gedeckten Tisch habe ich noch nie gesehen!"

"Du fragst zuviel, Arlington! Ich bin der Auslöser dafür, dass Du Deine Hand eingebüsst hast und es ist das Mindeste was ich tun kann. Und nun lang ordentlich zu, damit Du schnell wieder zu Kräften kommst."

Erfreut nahm Fitzgerald an dem Tisch Platz und griff beherzt zu. Moolie setzte sich zu ihm und gemeinsam liessen sie sich das oppulente Frühstück schmecken.

Dann fragte Fitzgerald Moolie:" Wie soll es nun eigentlich weiter gehen Moolie? Ich meine, Du hast Deine Aufgabe noch nicht ganz erfüllt und Grindur lebt noch. Ich bin nur eingeschränkt zur Hilfe fähig und ehrlich gesagt zieht mich auch nichts zu einem weiteren Besuch nach unten."

"Ich entnehme Deinen Worten, dass Du aber grundsätzlich zu weiterer Hilfe bereit wärest. Das ist sehr gut und bewunderswert. Nun, es ist so, dass ich bei der ganzen Aktion etwas gewonnen und etwas verloren habe. Ich habe Menschlichkeit und Fürsorge oben an gestellt und so einen Teil meines Aussehens und einiger Fähigkeiten zurück erlangt. Und.. ich glaube, ich habe einen Freund gewonnen..., der für mich eine Hand gegeben hat und dem ich nun etwas schulde.

Verloren habe ich die Fähigkeit mit dem Engelsbogen zu schiessen. Dies müsste nun ein anderer übernehmen."

"Dabei denkst Du hoffentlich nicht an mich Moolie," sagte Fitzgerald und ob den Arm mit der fehlenden Hand.

"Nein mein Lieber, es gibt da noch jemanden von dem ich Dir unbedingt erzählen muss....
 
"Es waren Trugbilder. Herr Freitag hat nie dort gegenüber der Bahnhaltestelle gewohnt. Die alte Dame hat die Wahrheit gesagt." Fitzgerald Arlington sah mich mit grossen Augen an. Er wusste dass all dies schwer zu glauben war und war sichtlich bemüht mir alles schonend und plausibel näher zu bringen.

"Aber....wie sollte so etwas möglich sein?, fragte ich. Er war doch ganz real! Die Tasche ist doch auch ganz real, ich meine wir können sie doch beide anfassen. Auch den Schlüssel und die Tarotkarte."

"Moolie weiss um alle diese Dinge und er hat es mir so erklärt," begann Arlington.

Zum ersten Mal hatte ich heute seinen Stumpf gesehen. Er hatte gefragt, ob es in Ordnung für mich wäre, wenn er den Arm mit der fehlenden Hand aus der Tasche heraus holen würde. Als ich meine Zustimmung gegeben hatte legte er seinen Arm auf den Tisch und ich merkte deutlich, dass es ihm schwer fiel ihn zu zeigen, weil er sich deswegen schämte.

Nervös rieb er die Finger seiner verbliebenen Hand gegeneinander, als wenn er ganz konzentriert erspüren wollte, wie ich innerlich darauf reagieren würde. Es hatte ihn Überwindung gekostet und abgesehen von Moolie war ich der erste Mensch, der ihn sah.

"Also...., fuhr Fitzgerald Arlington fort und beförderte eine fettige störende Haarsträhne zum Hinterkopf, ....Moolie sagt, dass Sie etwas Besonderes sind, weil Sie eine besondere Gabe haben."

Fragend sah ich ihn an. Er hatte inne gehalten, als wollte er zunächst meine Reaktion auf seine Worte abwarten.
Fieberhaft arbeitete sein Gehirn an der Wahl der richtigen Worte, um mich nicht zu sehr zu verwirren, denn er wusste nur zu genau wie unglaublich diese ganze Geschichte hier war.

"Moolie sagt dass Sie sich dessen vermutlich nicht erinnern können, weil Sie es früh schon begraben haben und mit Ihren Kräften nicht mehr in Kontakt gommen wollten."

"Von welchen Kräften reden Sie, Arlington?, fragte ich, hält er mich für Superman?"

"Ganz sicher nicht, beschwichtigend hob er seine Hand, aber haben Sie schon einmal davon gehört, dass es Menschen gibt, die mit besonderen Gaben und Fähigkeiten gesegnet sind? Die sich zum Beispiel in Gedanken an andere Orte begeben können und alles dort haarklein beschreiben können und dies bestätigt bekommen. Die eine ganz starke Energie in sich haben oder heilende Hände?"

"Was soll das jetzt Arlington?", fragte ich etwas barsch.

"O.K., vielleicht versuche ich es mal anders, nämlich so wie Moolie es mir geraten hat. Sie sind ihm nie begegnet, richtig?"

Ich nickte kurz.

"Haben ihn nie gesehen?"

"Nein, natürlich nicht."

"Gut! Ich soll Sie von Moolie bitten, sich an eine Situation in Ihrer Kindheit zurück zu erinnern. Sie waren etwa acht Jahre alt. Spielten hinter dem Haus auf der Wiese. Plötzlich hörten Sie einen dumpfen Schlag und bemerkten einen Vogel der gegen die Scheibe des Hauses geflogen war und reglos am Boden lag. Er war tot.

Sie nahmen ihn auf und legten ihn in Ihre Hände. Sie wünschten sich ganz intensiv, dass er wieder fliegen würde und umschlossen ihn mit beiden Händen. Nach einem Moment zuckte der kleine Kerl, stellte sich in Ihrer Hand auf und flog davon. Sie rannten erfreut zu Ihren Eltern und erzählten die Geschichte.

Und.... man glaubte Ihnen nicht und machte sich lustig über Sie. Seitdem haben Sie sich nie wieder mit dieser Gabe beschäftigt, stimmts?"

Die Szene war sofort in meinem Kopf! Auch das Gefühl war sofort präsent, dass ich damals hatte. Mein inniger Wunsch hatte eine Art Energiestrom ausgelöst. Ich spürte wie er von überall her in meine Arme floss und über meine kleinen Hände das Gefieder des Vogels berührte. In seinen Körper drang und ihm ein winzig kleines Licht zurück brachte....den Funken, der ihm aus welchen Gründen auch immer das Leben zurück gab.

Dies alles hatte mich irgendwie mit so grosser Freude und Liebe erfüllt, dass ich es augenblicklich meinen Eltern erzählen wollte. Es war ein herber Dämpfer! Man glaubte mir nicht...

Diese Enttäuschung wollte ich nicht noch einmal erleben. Ich fühlte mich schuldig und habe alles "begraben".

Nacheinander stiegen andere Situationen aus meiner Kindheitserinnerung in mir auf. Der kleine Nachbarsjunge... Er hatte sich bei einem Sturz böse am Knie verletzt und war auf eine Glasscherbe gefallen. Es blutete stark und er weinte herzzereissend. Ich legte meine Hand auf sein Knie und wünschte, dass es heilt. Ich spürte wie Energie floss. Der Junge beruhigte sich und als ich meine Hand wegnahm, war nichts mehr zu sehen. Nicht mal eine Wunde! Er lachte mich nur an und wir spielten weiter, als wäre das alles ganz selbstverständlich.

Oder Blacky, der schwarze Schäferhand meines Grossvaters. Er war krank geworden und konnte sich kaum bewegen. Er frass nicht mehr und Grossvater wollte ihn schon einschläfern lassen, da nichts von allen Medikamenten geholfen hatte. Wir spielten im Garten. Unter Schmerzen kam Blacky zu mir und leckte meine Hand. Fiepend legte er seinen Kopf auf meine Knie und sah mich traurig an.

Ich legte eine Hand auf seinen Kopf und eine auf seinen Bauch. Ich wünschte mir dass er wieder gesund ist und mit uns herumtollt. Kurz darauf übergab sich Blacky, bellte und rannte plötzlich durch den Garten wie ein aufgescheutes Huhn. Er war wieder ganz der Alte. Grossvater hatte die Szene beobachtet und kam zu mir. Er lächelte mich an, legte seine grosse Hand auf meinen kleinen Kopf und sagte: "Heute ist ein guter Tag mein Junge!" Ich glaube er hat gewusst, dass ich diese Gabe habe.

Ich kam wieder zu mir.

"Woher weiss Moolie davon?", fragte ich.

"Nun, er ist ein Engel." Arlington lächelte mich an.

"Genauso wie es dem Teufel und seinen Schergen möglich ist Trugbilder zu erschaffen, können Wesen wie Moolie den Menschen Träume senden und manchmal tauchen sogar mysteriöse Aktentaschen mit seltsamen Inhalten auf, die bei genauerer Betrachtung einen tieferen Sinn haben."

"Er will etwas von mir, oder?", fragte ich unverblümt.

"Er bittet Sie um etwas."

"Und um was?"

"Er bittet Sie, seinen Engelsbogen zu führen und den Unhold zur Strecke zu bringen. Er bittet Sie gemeinsam mit mir zur Höhle zu kommen. Er will Ihnen dort alles erklären, Ihnen helfen sich wieder an die Energiequelle anzuschliessen und viele Seelen zu befreien. Ketten zu sprengen und alte Flüche aufzulösen."

"Das ist recht viel auf einmal Arlington, hörte ich mich sagen, klingt nach einer ganzen Lebensaufgabe."

Ich war plötzlich seltsam gelassen. Und meine Frage brachte Arlington ins Staunen und ich sah in sein überraschtes Gesicht.

"Wann kann ich ihn kennen lernen....?
 
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Die Überfahrt nach England war recht unruhig gewesen und ich hatte mir vorsichtshalber eine der bereit liegenden Tüten gegriffen, um für den Notfall vorbereitet zu sein. Fitzgerald schien das Schaukeln nichts auszumachen, lächelnd blickte er mich an. "Dauert nicht mehr lange, dann hast Du wieder festen Boden unter den Füssen."

Seit der Abreise Dutzten wir uns und obwohl dies eine unglaubliche Geschichte war, hatte ich Vertrauen zu dem sympathischen Mann gefasst und mich mit ihm auf die Reise gemacht. Fitzgerald hatte seine etwas abgerissene Kleidung gegen eine handfeste Jeans und einen Pullover getauscht und irgendwie schien mir sein Aussehen nun typisch Wiltshirelike zu sein. Der Stumpf seines Armes steckte in einer ledernen Schutzhülle und er ging ganz offen damit um.

Sein langes Haar war frisch gewaschen und am Hinterkopf zu einem Zopf zusammen gebunden. Er sah aus wie ein etwas freakiger Engländer. Die Aktentasche lag auf seinem Schoss und ich beobachtete, dass sein rechtes Bein ganz leicht wippend einem unhörbaren Takt zu folgen schien.

"Ich hatte ehrlich gesagt grosse Zweifel, dass Du mitmachen würdest Max, sagte Fitzgerald, aber nun bin ich heilfroh, dass wir endlich unterwegs sind."

"Vor kurzer Zeit noch hätte ich jeden für verrückt erklärt, der mir so eine Story aufgetischt hätte, aber heute denke ich anders darüber. Ich habe das Gefühl, dass wir beide in unserer Ahnenreihe eine Verbindung haben, so etwas wie "altes Karma" das gelöst werden will, verstehst Du?"

"Einen ähnlichen Gedanken hatte ich auch. Genau gesagt an dem Tag als ich bei Dir angeschellt hatte und Dich zum ersten Mal nah vor mir sah. Ich hatte das Gefühl, Dich schon lange zu kennen. Nur woher habe ich bislang nicht heraus finden können. Ich weiss auch nicht, ob es ein gutes oder schlechtes Erlebnis war, dass wir vielleicht mal zusammen hatten, aber naja, heute scheinst Du ja ein ganz netter Kerl zu sein..."

Wir mussten beide lachen über seine Witzlei. Aus dem mitgenommenen Rucksack griffen wir uns jeder ein belegtes Brot und stärkten uns für das nahende Abenteuer. Kurz darauf erreichten wir den Hafen. Endlich wieder Boden unter den Füssen! Zielstrebig ging Fitzgerald mit mir in Richtung Ausgang zu einem nahen Parkplatz, auf dem ein Bekannter von ihm in einem alten Ford auf uns wartete. Als er Fitzgerald und mich nahen sah, stieg er lächelnd aus um uns zu begrüssen. Seine grau/rot/blau karierte Dreiviertelhose, die Weste über dem Hemd und die Schlägermütze wiesen ihn als waschechten Mann aus Wiltshire aus. Seine roten Haare und der feurige Bart machten das Bild komplett.

"Max, das ist Harold und er hat sich netterweise bereit erklärt, uns hier abzuholen und zu fahren," stellte er uns vor.

"Ich bin Max, Hallo Harold." Ich griff seine Hand und hatte das Gefühl in einen Schraubstock geraten zu sein, so herzhaft griff er zu und schüttelte meinen Arm kräftig durch.

"Puh, entfuhr es mir als er wieder los liess und ich schüttelte meine Hand, das war bestimmt eine Tonne an Druck."

Stolz lachte Harold mich an und Fitzgerald meinte scherzhaft, dass er zu seiner Geburt bei der Verteilung der Kraft versehentlich zweimal "Hier" gerufen hätte.

Kurz darauf waren wir unterwegs zu unserer gebuchten Pension in der Nähe der Höhle und auf dem ganzen Weg unterhielt uns Harold mit einem Witz nach dem anderen, so dass es nie langweilig wurde. Mit stark strapazierten Lachmuskeln kamen wir schliesslich dort an, bedankten uns bei Harold und brachten unsere Sachen auf die Zimmer. Anschliessend verbrachten wir den Abend in der gemütlichen Wirtsstube der Pansion und legten uns nach einem üppigen Essen früh zu Bett.

Ein wenig nervös war ich schon, als der Wecker am nächsten Morgen geschellt hatte. Was würde mich heute alles erwarten? Ohne Zweifel war es gefährlich was wir vor hatten. Sogar lebensgefährlich...

Fitzgerald hatte einen Wagen organisiert und nachdem wir etwas Proviant verstaut hatten, fuhren wir los. Nach etlichen Windungen über steinige Wege hielt Fitzgerald vor einem Berg, vor dem eine dornige Hecke uns trotzig den Weg versperrte. Mit einer Heckenschere und einem grossen Messer bewaffnet, machte Fitzgerald uns den Weg frei.
Nach etwa zehn Metern erreichten wir die Felswand mit dem Eingang. Ich schaute kurz zurück.

Die Hecke war wieder zugewachsen!

So schnell wie möglich durchquerten wir die Gänge und Windungen, Auf- und Abstiege, bis wir endlich am Brunnen ankamen.

"Willkommen!"

Erschrocken fuhr ich zusammen!

Langsam drehte ich mich um.

"Ich bin Moolie und freue mich, dass ihr gekommen seid."

Ein Mann klein wie ein Zwerg sah mich freundlich an. Ich blickte in gütige Augen in einem faltigen Gesicht, dass von schlohweissen Haaren und einem langen Bart umhüllt wurde. Seine hohen Schaftstiefel beherbergten kräftige kurze Beine und ein brauner Ledermantel liess ihn recht kantig aussehen. Mit wackelndem Gang kam er langsam auf uns zu.

"Dann musst Du Max sein." Seine kräftige Hand streckte sich mir entgegen.

Beherzt griff ich zu und sah ihn lächelnd an.

"So ist es. Max Mill. Ich freue mich."

"Das ist schön und ich danke Dir dass Du gekommen bist. Und ich wünsche Dir, dass Du morgen immer noch Freude hast, dass Du gekommen bist und dass unser Vorhaben erfolgreich war."

Mit den Worten "Folgt mir" drehte er sich um und watschelte voran, um uns in sein Reich zu führen. Fitzgerald und ich trotteten ihm hinterher. Unterwegs berichtete mir Fitzgerald alles, was Moolie ihm bei seinem Besuch erklärt hatte. Der Seelenfluss und was es damit auf sich hatte. Das Schicksal Moolie's und über den Unhold Grindur.

Moolie stoppte vor einer Felswand an der es nicht mehr weiter ging. Ich wusste von Fitzgerald um die seltsame Öffnung zu Moolies Reich, aber als ich es nun selber sah, überkam mich ein Gefühl der Ehrfurcht und ich fühlte mich wie in einem Märchen. Es war unglaublich!

Ich staunte beim Eintritt in die Höhle so wie Fitzgerald gestaunt hatte. Das seltsam angenehme Licht, dass nirgendwo her zukommen schien und trotzdem da war. Das klare Wasser welches vereinzelt in kleinen Rinnsalen aus den Wänden floss und dann....die Engelsfigur!

Nur ganz leicht waren Ansätze von Gesichtszügen zu erkennen und sie war wunderschön.

"Nehmt Platz," sagte Moolie und wies mit seiner kräftigen Hand auf einen Tisch und Stühle.

Als wir uns gesetzt hatten fragte er zuerst nach der Aktentasche. Fitzgerald zog sie aus dem Rucksack und legte sie auf den Tisch.

"Wir werden sie noch brauchen und ich nehme sie an mich, wenn's recht ist." Moolie nahm die Tasche und legte sie neben sich auf einen freien Stuhl. Dann wandte er sich an mich.


Teil 1
 
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