Wyrm, hast du noch nie den Wusch gehabt, dir selber einen eigenen Begriff für irgendetwas zu formen und zu formulieren?
Für mich sind Begriffe etwas ganz wesentliches, um eine Verständnisbrücke zu bauen, damit ich mir selber gegenständlich etwas vorlegen kann und auch, dass andere das nachvollziehen können. Das Problem ist wie gesagt nicht neu, dass die heutige Generation Begriffen von vor 500 oder mehr Jahren gar nicht mehr folgen kann.
Ich habe zum Beispiel bei Steiners Büchern bemerkt, dass ich enorme Mühe hatte, seiner Begrifflichkeit zu folgen, die er einfach aus der indischen Spiritualität übernommen hat und die ich ehrlich gesagt ablehnen musste, weil sie verwaschen und zu introvertiert ist. Durch die Ablehnung der Begriffe habe ich mich dann nur noch dem zugewandt, was aus ihm selber kam und was mir dabei keinerlei Probleme machte, seine persönlichen Schauungen nachzuvollziehen.
Ein weiteres Problem ist, dass sein Werk wirklich grandios ist, aber durch die Übernahme der alten indischen Begriffe ausgehöhlt und indiskutabel wird. Nun ist es so, dass erst mal noch jemand kommen muss, um sein Werk zu interpretieren, was vermutlich dann auch nochmal alles verwischt. Und leider ist es bisher noch nicht einmal annähernd gelungen, trotz vieler Bücher anderer Menschen, das Wesen der Anthroposophie im Sinne Rudolf Steiners neu zu beleben. Und daran hat Steiner für mich selber schuld, weil er die alten Begriffe einfach übernommen hat und damit auch einen weniger guten Teil aus der indischen Weisheitslehre. Ich kann jedenfalls keinen indischen Heiligen ernst nehmen, der den ganzen Tag Haschisch raucht und sich 30 Kilo an sein Geschlecht hängt. Da sieht man doch, dass diese Leute ihre eigene alte Spiritualität nicht mehr verstehen und noch wie vor tausenden von Jahren der Askese mit dem Hang zur Selbstzüchtigung anhängen.
Nun, hätte Steiner seine eigene Begrifflichkeit gesucht, um seine Sicht der Dinge verständlich zu übermitteln, dann könnte man an diesem Mann nicht einfach so vorbeigehen, aber so versteht ihn nur jemand, der sich in sein Wesen reindenken und fühlen kann, und das sind sicher nicht viele. Insgesamt plagen wir uns heute noch mit einer Begrifflichkeit ab, die alles und nichts aussagt.
Das sollte man doch ändern, oder ?