Das schwarze Einhorn

Du schreibst sehr schön.
Die Frage, ob deine Entscheidung Bestimmung ist, regt mich sehr zum Nachdenken an. Vor allem, weil ich die Astrologie durchaus ernst nehme. Ein bisschen fatalistisch könnte ich da schon werden. Nach dem Motto, auch wenn ich falsch entschieden habe, ich kann gar nichts dafür, das war vorherbestimmt.

Deshalb habe ich in meiner Geschichte über eine unermessliche Kraftquelle geschrieben, die ein Spiel mit sich selbst spielt und wir sind demnach ihre Marionetten, ohne dass dies uns bewusst ist. Eigentlich gar nichts so Neues, denn schon die alten Inder schrieben über "Lila" - das Spiel des Lebens, welches Krishna spielt...
Beantwortet natürlich auch wieder nichts... und doch so schön, wie der Mensch an seine Grenzen stößt, sobald es paradox wird. Deshalb fasziniert mich ZEN...
 
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Ich wende mich nach links um und gehe mit Amar eine Gasse entlang, die weniger betriebsam ist als die breiten Straßen nach der Kreuzung. Am Horizont, am Ende der Gasse, kann ich einen breiten Fluss sehen, der rauschend vorbei zieht.

Irgendwie verunsichert mich die Ansage des kleinen Einhorns, das mich plötzlich bittet, es auf den Boden zu setzen. Es reicht mir bereits bis an die Hüften. Es wächst viel zu schnell.

„Warum versuchst du nicht, Energie zu 'sehen'?“ fragt es mich und blickt fordernd zu mir hoch.

Ich weiß warum. Es ist, weil ich befürchte, in Amar jemanden zu sehen, der in mir stets eine schmerzvolle Sehnsucht erweckt. Noch fühle ich den dunklen Wind, durch den er mich in diese Welt, im wahrsten Sinne des Wortes, 'geblasen' hatte. Genauso plötzlich, wie wir eben von dem Felsenplateau in diese Stadt befördert wurden, genauso plötzlich stand ich, aus meiner kleinen Stadt katapultiert, im knietiefen Wasser des mit Schilf bewachsenem See und vor mir befand sich ein weißes, schwangeres Einhorn.

„Wäre es so furchtbar, wenn ich er wäre?“

Ich bleibe stehen und sehe in Amars Augen, die unbestreitbar die seinen sind.

„Aber warum? Warum erscheinst du plötzlich als kleines, schwarzes Einhorn?“

„Weil ich ein kleines, schwarzes Einhorn bin. Aber vergiss nicht, ich bin mir der Ganzheit meines Selbst bewusst.“

„Und was bedeutet das?“

„Das kleine schwarze Einhorn ist ein Aspekt der Ganzheit meines Selbst und ich, das kleine, schwarze Einhorn, bin mir dessen bewusst. Das bedeutet es.“

„Dann passt der Name, den ich dir gab, doch sehr gut und ist dem alten Namen ähnlich. Arima – Amar.“

„Lass uns bei Amar – dem Unsterblichen bleiben. Arima wäre ganz falsch, wenn, dann könntest du am ehesten noch den Namen 'Kim' benutzen.“

„Ist das schwarze Einhorn deine Vergangenheit oder deine Zukunft?“

„Du würdest es vielleicht Vergangenheit nennen. Aber, wie ich, weißt du, dass es weder Vergangenheit noch Zukunft gibt, sondern immer nur das Hier und Jetzt. Wenn du endlich Energie 'sehen' würdest, könntest du es erkennen. Und vielleicht würde uns der Springer dann nicht durch die Lappen gehen.“
 
Noch weigere ich mich, Energie zu 'sehen', da ich darin ohnehin kein Meister war und bin. Es sind noch immer zu viele Fragen in mir und dass ER sich vor mir als schwarzes Einhorn zeigt, ist ohnehin der Gipfel meiner Verwirrungen.

„Was willst du denn?“ fährt Amar auf, „Meinst du etwa, in dieser Welt erscheinst du mit Pharaonenmaskengesicht in bunten, langen Kleidern, oder als so genannter ehrlicher Schwindler, der sich vom Tellerwäscher bis zum Star...“

„Handwerker“, unterbreche ich den Gedankenfluss.

„Ist doch egal!“, herrscht mich das Einhorn an, das in diesem Moment wieder gewachsen ist, „Dann eben der sich vom Handwerker bis zur Chefetage hoch geschwindelt hat, oder das alte Mädchen, das Geschichten über unsere Leben schreibt und sich wünscht, sie wären wahr oder...“

„Hör auf!“ schreie ich innerlich und sehe mich im Glas eines Schaufensters und stelle fest, dass ich nicht anders als all die grauen Gestalten aussehe, die hier durch die Stadt eilen.

„Fällt es nicht auf, wenn ich mit dir hier herum laufe?“

„Jeder hier hat ein Einhorn, auf das er aufpassen muss.“

„Aber ich sehe keines. Ich sehe nur dich.“

„Den anderen geht es genauso. Sie sehen auch nur ihr eigenes.“

„Was ist das hier für ein seltsames Leben?“ frage ich mehr mich selbst und denke gleichzeitig auch an die Ganzheit des Selbst, die nie so richtig erklärt werden konnte.



Alles passiert gleichzeitig, jedes einzelne Leben, vom ersten bis zum letzten, auch wenn es kein erstes und letztes Leben gibt. Gleichzeitigkeit, ein unvorstellbares Phänomen, wenn man versucht, es rein mit dem Verstand aufzufassen. Dafür ist die Energie der Anderen Seite da. Sie lässt uns die Wahrheit fühlen, dir nur aus Widersprüche vollkommen erkannt werden kann.



Energie fließt. Und sie fließt immer nur in eine Richtung. Zumindest sagt Amar das. Die Springer jedoch springen in eine andere Richtung. Sie bauen Energiebrücken und springen quer über den Energiestrom, der entweder wie unendlich lange Bänder oder wie quadratische Felder aussieht.

Ich für meinen Teil sehe rund um mich eine weiße Leinwand. Unterschiedsloses Weiß. Das milde Leuchten tut meinen Augen nicht weh.

„Filtere einen Teil heraus. Aber mach es spontan.“

Die weiche, sanfte Stimme meiner quälenden Sehnsucht ist mir auch keine große Hilfe. Wie soll ich aus einem weißen Nichts einen Teil heraus filtern? Aber plötzlich weiß ich, was Amar meint. Es gibt energetisch nur das Hier und Jetzt, aber Wahrnehmung besteht (grob gesagt) aus Zeit und Raum, was bedeutet, ich filtere aus mir selbst einen Teil heraus. Aus der Ganzheit meines Selbst.

Und schon erkenne ich die hauchdünnen Energiebänder, die mich, den Teil der Wahrnehmung, die ich hier in dieser emsigen Stadt bin, berühren. Sie streifen mich nur leicht an einer bestimmten Stelle und genau diese Stelle filtere ich heraus und 'sehe' die Umgebung, in der ich mich befinde, als Energie. Ebenso sehe ich einen Punkt, der viel heller leuchtet und sich in entgegen gesetzte Richtung bewegt.

„Das ist ein Springer. Los, den schnappen wir uns!“ ruft Amar mir zu, den ich als riesige Energieblase neben mir auf und ab hüpfen sehe.
 
Anscheinend gibt es zwei Arten von Energie 'sehen'.

„Es gibt nur eine. Das, was du als weiße Wand siehst, bist du selbst. Du siehst dich von innen als weiße Blase. Oder dachtest du im Ernst, du könntest das gesamte Universum, samt Quelle der Kraft, überblicken? Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden. Und jetzt schnell, da vorne ist er und sammelt gerade Energie, um zum nächsten Sprung anzusetzen.“

Wie bewegt man sich als Energieblase? Aber noch bevor ich diese Frage übermitteln kann, packt mich etwas und schon landen wir neben einem dunklen, sich am Boden befindenden Fleck. Amar landet als Energieblase auf ihm und scheint ihn aufzusaugen.



Im nächsten Moment befinden wir uns wieder auf dem Felsenplateau, - ich, das schwarze Einhorn, das nun zu seiner vollen Größe gewachsen ist und so unbeschreiblich prächtig aussieht und ein etwa ein Meter großer und breiter Frosch.

„Ach, altes Mädchen, etwas besseres ist dir nicht eingefallen?“

Verwirrt sehe ich Amar an.

„Das galt jemandem, die schon weiß, wer gemeint ist und – eigentlich müsstest du es auch wissen.“

Ich will mich nicht erinnern.

„Das habe ich mitbekommen. Warum willst du dich nicht erinnern?“

„Mensch sein? Nie wieder! Das sind die schrecklichsten Bestien im Universum.“

„Weißt du, was du was du da sagst, Nimrod?“

„Nimrod nennst du mich?“

„Ja, damit ist aber nicht der mythische König gemeint. Du hast es nicht immer nur mit Königen und Pharaonen oder Hochstaplern oder alten Schreiberlingen, oder...

Na, gut! Es ist verkehrt, die Menschen so zu nennen, Nimrod, der du hier in dieser Welt einer der Grauen, namens Nimrod, bist. Die Menschheit war eine der ersten Erscheinungsformen, welche in die richtige Richtung gingen.“

„Das kann doch nicht wahr sein, was du da sagst!“

„Sieh uns doch an! Wir machen uns seit Äonen lächerlich, indem wir mal dies und mal das überziehen und so oft glauben wir sogar, das zu sein, als was wir uns wahrnehmen. Wir sind Energie! Und Energie ist dazu da, frei zu sein!“

Ich verstehe nur Bahnhof, aber ich erinnere mich, als dieses schwarze Biest, mit dem noch schwärzerem Horn, einst ein hübscher Junge namens Kim war und über die Menschheit nur gut geredet hat, wenn es Naturvölker waren, - wenn es Menschen waren, die mit und nicht gegen die Natur gelebt haben.

„Ich war blind, Nimrod. Aber der Endkampf hat mir die Augen geöffnet. Da sah ich, was uns alles möglich ist. Und noch einmal: Wir sind Energie und nichts anderes. All diese vorübergehenden Wahrnehmungen, die wir Leben nennen, sind nichts. Puff, und weg sind sie, als wären sie nie gewesen, wenn die Quelle der Kraft ihre Emanationen wieder einzieht. Aber wir hätten eine kleine Chance, Nimrod, eine ganz kleine. Wir springen ihr davon in die ewige Freiheit.“

Vielleicht tut ihm das Horn nicht gut?

„Ich dachte immer, die Quelle der Kraft ist alles, was ist. Es gibt nichts außerhalb von ihr, da es weder ein Innen, noch ein Außen gibt. Außerdem sind wir nur Marionetten und werden von der Quelle der Kraft gespielt.“

„Äh!“ macht es neben uns und wir blicken beide auf den ein Meter großen und breiten Frosch, der uns mit wasserblauen Glupschaugen anglotzt.
 
„Vielleicht will sich die Quelle der Kraft von sich selbst lösen?“ meint Amar und ignoriert den Frosch.

„Du meinst, wir stehlen uns davon in das total Unbekannte...“

„Unerkennbare, Nimrod!“

„Gut, also in das total Unerkennbare und das ist genau das, was die Quelle der Kraft will, weil wir ja nichts anderes als ihre Marionetten sind.“

„Ja, warum nicht?“

„Ich dachte immer, du bist so vertraut mit der Quelle, bist ihr liebstes Kind.“

„Vielleicht bin ich ihre liebste und wohl auch beste Rolle, die sie spielt – aber von Lieb-Kind ist da sicher keine Rede.“

„Äh!“ macht es abermals neben uns und wir blicken wieder auf den ein Meter großen und breiten Frosch, der uns mit wasserblauen Glupschaugen anglotzt.

„Was?!“ herrscht ihn Amar an.

„Es hat noch nie jemand die Gesamtenergie 'gesehen', also weiß niemand, ob es etwas außerhalb der Quelle gibt und ob es überhaupt so etwas wie eine Kraftquelle gibt, deren Emanationen wir und das gesamte Universum darstellen und dass das Universum auf viele unterschiedliche Arten wahrgenommen werden kann, was wir schlichtweg unsere Leben nennen.“

Staunend starren wir auf den Frosch, der uns eben diese Worte übermittelt hat.

„Ist doch wahr“, übermittelt er weiter, „Als Menschenkinder haben wir an Gott, dem Allmächtigen, gezweifelt und an all die religiösen Bücher. Ja, glotzt nur – auch ich war mal ein Menschenkind. Wir kommen alle hier zusammen in dieser so grauen Dimension, die uns ein weiteres Geheimnis zukommen lässt, nämlich, dass es gar keine Kraftquelle gibt, sondern nur die unendliche Weite.“

Ich setze mich auf den harten Felsenboden und auch Amars Beine knicken ein, dass er sich zu Boden fallen lässt.

„Na, jetzt seid ihr baff, oder?“ grinst der Frosch über das breite Maul. „Ihr habt mich umsonst entführt. Den Springer, der euch aus den vermeintlichen Fängen einer nicht vorhandenen Kraftquelle befreien soll, gibt es auch nicht. Frösche bewegen sich nun mal so fort. Sie springen von einem Ort zum anderen.“

„Er lügt nicht, denn hier kann es keine Lügen geben“, sagt Amar mehr zu sich selbst. „Aber warum habe ich die Bewegungen anders gesehen als alle andere, als ich Energie 'sah'.“

„Was heißt hier, er lügt nicht? Soll das heißen, dass es die Quelle der Kraft und ihre Emanationen wirklich nicht gibt?“ schreie ich innerlich.

„Quatsch“, meint Amar, „Der Frosch weiß nichts und hat in seinen vielen Leben noch nie Energie 'gesehen'. Und das, was er sagte, besser gesagt, verneinte, ist hier in dieser so grauen Dimension allgemein bekannt. Hier werden keine Märchen oder Lügen mehr geglaubt und auch nicht mehr erzählt.“
 
Der Frosch wendet sich an mich.

„Du scheinst der Vernünftigere von euch beiden zu sein. Du meinst also, Energie 'gesehen' zu haben, was bedeuten würde, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist, was ebenso bedeuten würde, du hast die vermeintlichen Emanationen der nicht existierenden Quelle der Kraft 'gesehen'. Ist das richtig so?“

Ich nicke etwas zweifelnd.

„Warum zweifelnd?“ fragt der Frosch.

„Weil ich an die Quelle der Kraft und ihren Emanationen glaube und sie niemals nicht existierend oder vermeintlich nennen würde.“

„Glauben heißt nichts wissen – besagt eine alte Menschenkindweisheit. Andererseits heißt es auch, wer nichts weiß, muss alles glauben. Aber egal, es geht mir um etwas anderes. Sag mir, was du gesehen hast, als du Energie 'gesehen' hast.“

Die beiden Worte „gesehen“ nehme ich sehr unterschiedlich in mir auf, wobei das erste „gesehen“ ziemlich laut in mir wieder hallt.

„So etwas wie einen hell gleißenden Energiefluss, in dem seltsamen Blasen herum hüpfen. Eigentlich, wenn ich mich recht entsinne, habe ich nur Amar als Blase hüpfen sehen und dich als dunklen Punkt ganz weit vor uns.“

„Einen Energiefluss. Aha“, macht der Frosch und schüttelt seinen wabbeligen Kopf. „Ist ja zum Lachen!“

Amar erhebt sich vom Boden. Er ist tatsächlich wunderschön. Sein tiefschwarzes Fell glänzt und das Horn glitzert und sein gesamter Körper ist muskulös und einfach perfekt. Das faszinierendste sind aber doch die Mähne und der Schweif. Das war in seinem menschlichen Körper auch schon so. Kim hatte eine Mähne, von der man nur träumen kann. Erstaunt bewundere ich wieder seine übernatürliche Schönheit.

„Lass das. Maria hat das zu Genüge getan, mich derart hervor zu heben. Und ich bin froh, sie im Moment nicht bei oder in mir zu haben.“

Dann wendet er sich an den Frosch.

„Hast du schon mal Energie 'gesehen'?“

„Nein, weil das nicht möglich ist. Wir sind, was wir sind.“

„Jetzt fällt mir ein, dass ich gar keine Frösche in der Stadt gesehen habe“, wende ich ein. „Auch keine Einhörner, von denen du, Amar, mir jedoch sagtest, dass sie unsichtbar sind und man nur das eigene Einhorn sieht. Dann fragte ich dich, oder eher mich selbst, welch seltsame Dimension dies hier ist.“

„Der Frosch, der so genannte Springer, war zu weit weg, als dass du ihn sehen hättest können. Aber wenn du Energie 'siehst' – was eine andere Art des Wahrnehmens ist – kannst du einiges erkennen, was du auf gewohnte Art nicht kannst.

Ich weiß schon, worauf der Frosch hinaus will. Viele hier sagen, dass die Quelle der Kraft und ihre Emanationen nie zu sehen sein können, weil sie jenseits aller Wahrnehmungen sind. Das ist absolut richtig. Erinnere dich, als du nur eine weiße, nichts sagende Leinwand erkannt hast und dich gefühlt hast, als wärst du im Nichts.

Ebenso ist es durch gewohnte Lebensweise nicht möglich, Energie zu 'sehen' – was, wie ich schon sagte, eine andere Art des Wahrnehmens ist, jedoch eine Art, die der Wirklichkeit schon sehr nahe kommt, da alles unterschiedslos ist. Du siehst den Energiestrom, an den die Lebewesen als Blasen gebunden sind, egal, um welche es sich handelt. Alle Lebewesen in allen Dimensionen und Welten werden stets als Blasen erscheinen und das, was uns die jeweiligen Welten wahrnehmen lässt, ist der Energiestrom, der in die Tiefe geht.

Und diesem Ding hier, diesem Frosch, ist es durchaus möglich, nicht nur in die Tiefe zu springen, sondern sich über mehrere Dimensionen hinweg zu setzen, was bedeutet, dass er sich seitwärts bewegen kann, was nicht einmal den Ganzheiten des Selbst möglich ist.“

„Wow“,mache ich, im wahrsten Sinne des Wortes. „Sagtest du nicht einst, dass wir alle in bestimmten Blasen enthalten sind und es die Blasen sind, die uns zu bestimmten Wahrnehmungen verdammen?“

„Du hast mich missverstanden oder überhaupt nicht verstanden. Du hast auch das mit der Energie der Anderen Seite und der Energie Dieser Seite stets missverstanden. Die beiden Energien bedingen einander, aber sie können auch ohne einander existieren. Du, Nimrod, bewegst dich in eine andere Richtung als Ysil das tut.“

„Ysil!“ stoße ich hervor, „wie konnte ich sie vergessen? Wo ist sie?“

„Sie ist bei der Wölfin, - bei Maria.“

Wäre dies ein Comic, würde ein riesiges Fragezeichen über meinem grauen Kopf erscheinen.
 
Ich bewundere deine Erzählkunst. :)

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lichsten Dank!
 
Ysil, Ysil, wie viele gemeinsame Leben wir schon hatten und vielleicht noch haben werden, obwohl all diese Leben gleichzeitig in einem Augenblick existieren. Warum erinnere ich mich erst jetzt an dich?

„Weil dies die Dimension ist, in der du dich zu einer Seite entwickelst, nämlich zur Energie Dieser Seite. Ysils Weg ist der entgegen gesetzte Weg, die Energie der Anderen Seite. Du und ich, wir sind gleich, während Ysil und Maria gleich sind. Zusammen ergeben wir ein vollkommenes Lebewesen, was jedoch höchst selten vorkommt. Ich rate dir, versuch erst gar nicht, dies zu verstehen.“

Ich versuche es nicht, aber ich denke an all die Leben mit Ysil und an all ihre Namen und Formen, die sie einst hatte. Es war nicht immer so, dass stets ich ein Mann und sie eine Frau war. Manchmal war es auch umgekehrt und manchmal waren wir Mann und Mann, wie auch Frau und Frau und auch keines von beiden. Nicht, dass es immer um sexuelle Verbindungen ging. Uns beide verband etwas, was man durchaus einmalig nennen kann.

„Es geht nur selten um sexuelle Verbindungen im Universum, das großteils weiblich ist und meist Selbstbefruchtung stattfindet, wie es bei uns Einhörnern der Fall ist. Wir sind weder weiblich noch männlich, wie du weißt. Bei euch Grauen ist es ebenso.“

Wie bin ich hier her gekommen? Einerseits erinnere ich mich an den Drachenflug, andererseits erinnere ich mich an ein ziemlich langes Leben in der Stadt der Grauen, da ich mich bereits um mein drittes Einhorn kümmern muss. Ja, natürlich! Das weiße Einhorn! Es war so lange mein Begleiter und bevor es starb, hinterließ es mir Amar.

„So sieht es aus. Und jetzt halte dich nicht mit derartigen Kleinigkeiten auf, die ohnehin nicht verständlich sind, sonst ist dir Ysil mit ihrer Aufgabe wieder voraus. Aber so ist das mit der Weiblichkeit. Sie sind uns stets einen Schritt voraus.“

Und doch waren es die Männer, die auf der alten Erde das Sagen hatten.

„Die Andere Seite hat Zeit, Nimrod. Sie weiß, dass sie immer das letzte Wort hat. Manche nennen sie auch die weibliche Seite. Wie du nun vernommen hast, besteht das Universum aus sehr viel mehr Energie der Anderen Seite. Das mit den männlichen Wesen, die angeblich das Sagen hatten, war ja auch nur ein Spiel. Und in diesem Spiel standen sie kaum schlechter da als die weiblichen Wesen der alten Erde.“

„Energie lässt sich nur sammeln, wenn man sich selbst vergisst, - sich als das erkennt, was man wirklich ist – ein Nichts“, vernehme ich die leisen Worte des Frosches.

„Hilfst du uns nun, Meister Frosch?“ fragt Amar.
 
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