Fragen von
@Hatari
Fragst du dich nicht manchmal, ob das alles ist?
Doch das tue ich. Da ich ein sehr nachdenklicher Mensch bin, sind solche Fragen ja normal. Generell zum Leben. Mich gibt es gar nicht ohne dieses Hinterfragen. Ich hab mir noch nie Dinge schön geredet, sondern sehe sie, wie sie sind. Weil ich mich selbst und andere analysiere.
Ja, ja... Das ist wieder so ein Asperger Ding. Ich weiß. Aber es schließt eben generell aus, dass ich Dinge verdränge.
Du fragtest auch, ob ich schon mal an Therapie gedacht hätte.
Was für eine? Ehetherapie? Psychotherapie?
Letzteres hab ich freiwillig gemacht, nachdem die Diagnose Asperger feststand. Denn ich musste mir Jemanden suchen, der mir da ein paar Dinge erklärt. Letztendlich sind wir aber Beide zum Schuss gekommen, dass ich so fest im Leben stehe, als Frau und Mama, dass man mich quasi brechen müsste, um überhaupt irgendwas zu machen, wenn man etwas machen wollte. Ich wäre charakterlich zu fest. Stimmt auch.
Und wenn, dann wüsste er nicht, was an mir verkehrt wäre und wo er da ansetzen solle. War ein lehrreiches halbes Jahr, muss ich schon sagen. Hier habe ich sehr viel über mich erfahren. Und wenn was ist, dann kann ich jenen Professor immer anrufen.
Ich habe also gar nichts gegen Therapien, wenn sie nötig sind. Ist es aber nicht. Das ist mal ein realer Fakt, aus meinem Leben.
Alles was mich eigenartig macht, gehört halt zum Spektrum dazu. Und ja... Meine Sicht der Dinge, ist nun mal etwas anders. Ich bin nicht einfach. Nein. Aber ich weiß was ich will und auch, was ich tue. Als Mutter wird das auch von mir verlangt. Tagtäglich.
Alles was ich brauche, ist manchmal eine Übersetzung, von A-Typisch zu Asperger und zurück. Dafür schäme ich mich auch nicht. Unsere Vernetzungen sind nun einmal grundlegend verschieden. Da kann man sich nur freundlich entgegen kommen und helfen. Mit Verständnis.
Eine Ehetherapie? Da würde mein Mann sich sträuben. Hat er schon gesagt. Das Eheleben ist gegangen, die Freundschaft daraus entstanden. Er ist zufrieden und findet es gut, dass ich ihn nicht belüge oder etwas verheimliche. Deshalb sieht er keinen Grund dazu. Er will nichts ändern. Ich wiederum würde so etwas durchaus mitmachen. Dazu gehören aber zwei Menschen. Und wenn du das 6 Jahre lang versuchst und der andere kein Interesse zeigt, tja... Dann nimmst du die Dinge so wie sie sind.
Es handelt sich also nicht um Betrug, nicht um Hintergehen. Hier geht es einfach um eine Veränderung. Meinen Mann würde ich nie verletzen. Aber es wurde Platz in meinem Herzen, für einen anderen Mann. Den ich liebe, wo körperlich aber nie ein Betrug stattgefunden hat.
Das ich traurig bin und leide, ist doch ganz normal? Wer würde das nicht? Gerade ein Asperger, der plötzlich vor einem Meer an großen Gefühlen steht, die er so und dieser Form vorher noch nicht kennengelernt hat. Und dann checkst du es, verstehst plötzlich: das ist die Liebe! Während der andere Teil plötzlich total überfordert ist.
Jetzt stell dir mal vor, wie das ist... Ein Asperger braucht immer ein gewohntes Umfeld, mit Strukturen. Und dann passiert der absolute Supergau und alle Strukturen, knallen über dir zusammen...
Klar geht dann erstmal die Welt unter. Du lernst das Glück kennen, ziehst es aus Kleinigkeiten und plötzlich darf das alles nicht mehr sein. Ich bin damit überhaupt nicht klar gekommen.
ABER ich bin wieder aufgestanden. So wie ich es immer tue. Das mache ich schon mein ganzes Leben lang. Hinfallen, Jammern, Aufstehen, Weitermachen. Immer.
Was bleibt, ist nach wie vor, eine ganz tiefe Liebe. Und die ist echt.
Dafür brauche ich keine Therapie. Nur mal Jemand, der auf Distanz zuhört. Also ihr. Auch eine Form davon, oder?
Sind noch Fragen offen?