the_pilgrim
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Borowski und der Dämon
Ein Tennisball prallte vom Boden ab, flog gegen die Wand und in hohem Bogen wieder zurück.
*plock plock* … Stille.
*plock plock* … Stille.
*plock plock* … Stille.
...
Seit fast zwei Tagen ging das jetzt schon so. Ein zwei Meter großer, roter und ziemlich muskulöser Dämon saß barfuß auf dem Boden einer Höhle inmitten eines tosenden Flammenmeeres. Unbeirrt warf er den Ball auf den Boden und fing ihn wieder auf. Er hatte sich mit dem Rücken an ein Bett gelehnt, das unbeschadet in den Flammen stand. Ein Bett? Das war kurios, denn Ausgeburten der Hölle schlafen nicht, weil sich ihr Körper anders regeneriert. Außerdem haben sie im Gegensatz zu Menschen kein Unterbewusstsein. Ihr Gehirn ist ganz einfach nicht dafür ausgelegt. Sie müssen nichts verarbeiten, sie leiden nicht unter Melancholie oder Langeweile, sie haben keine quälenden Gedanken und sie zweifeln nicht an sich, kurz: In ihrem Gehirn herrscht meistens friedliche Stille. Sie denken nur dann über etwas nach, wenn sie es wirklich wollen.
Der Dämon trug ein dunkelgraues T–Shirt und eine ausgeblichene schwarze Hose, die ihm bis zu den Waden reichte. Auch die Kleidung blieb vom Feuer verschont. Bis auf die knallrote Haut sah der Dämon aus wie ein glatzköpfiger Mensch, denn er hatte weder Hufe noch Hörner. Die hätte er sich zwar mühsam durch den Aufstieg in der Höllen–Hierarchie verdienen können, aber er fand sowohl Hufe als auch Hörner albern, unpraktisch und hässlich. Außerdem war er nicht im Mindesten gewillt, Handlanger des Bösen zu sein.
*plock plock* … Stille.
*plock plock* … Stille.
*plock plock* … Stille.
...
Schon kurz nach seiner Erschaffung hatte er entschieden, dass er nichts mit den Mächten der Finsternis zu tun haben wollte. Von da an schwieg er konsequent und achtete darauf, sich nur so dumm, vergesslich und ungeschickt anzustellen, dass niemand Absicht argwöhnen würde. Geduldig hatte er abgewartet, bis niemand mehr Lust hatte, sich mit ihm herumzuärgern. Immer seltener schickte man ihn auf Missionen und irgendwann hatten sie es dann ganz aufgegeben. Seitdem konnte er tun und lassen was er wollte – und das nun schon seit sehr, sehr langer Zeit.
Das Schweigen hatte er beibehalten, denn er hatte festgestellt, dass es generell die müheloseste Art war, sich Unbequemlichkeiten vom Hals zu halten. Wer braucht schon Worte?
Und nun das!
*plock plock* … Stille.
*plock plock* … Stille.
*plock plock* … Stille.
Noch mehr Stille.
*plock plock* … Stille.
*plock plock* … Stille.
*plock plock* … Stille.
...
Er musste entscheiden, ob er gewillt war, seine kostbare Freiheit aufzugeben. War er wirklich so bescheuert, dass er das auch nur in Erwägung zog? Anscheinend ja. Er seufzte, weil er sich zu keiner Entscheidung durchringen konnte, es war wie verhext. Auf dem Bett hinter dem Dämon lag sein schlafender Rehpinscher Borowski, ebenfalls vom Feuer und der unsäglichen Hitze unberührt. Dem würde es gut tun, dachte der Dämon – was ihn ärgerte, weil er sich dadurch noch mehr dazu genötigt fühlte, dieser Sache zuzustimmen.
*plock plock* … Stille.
*plock plock* …
Also gut. Genug gegrübelt, Schluss jetzt mit dem Theater. Unvermittelt sprang der Dämon auf. Warum eigentlich nicht? Es war ja nicht für ewig, sondern nur für ein paar Jahre. Vielleicht, nein, bestimmt würde es sogar lustig werden und Spaß machen. Wenn er ehrlich war, hatte er richtig Lust dazu, auch wenn er das nicht einmal sich selbst gegenüber zugeben wollte. Das war nämlich das eigentliche Problem: er hatte Lust dazu! Wie überaus peinlich.
Zum Glück konnte er davon ausgehen, dass Josh wenigstens keine freudige Zustimmung von ihm erwartete, also könnte er sein Gesicht wahren und so tun, als ob es ihm gegen den Strich ginge. Das wäre immerhin nur halb gelogen. Na gut, drei viertel, egal. Damit kam er bestimmt durch. Joar. So war das rund. Hier und da ein bisschen stinkstiefeln und gut.
Ein Tennisball prallte vom Boden ab, flog gegen die Wand und in hohem Bogen wieder zurück.
*plock plock* … Stille.
*plock plock* … Stille.
*plock plock* … Stille.
...
Seit fast zwei Tagen ging das jetzt schon so. Ein zwei Meter großer, roter und ziemlich muskulöser Dämon saß barfuß auf dem Boden einer Höhle inmitten eines tosenden Flammenmeeres. Unbeirrt warf er den Ball auf den Boden und fing ihn wieder auf. Er hatte sich mit dem Rücken an ein Bett gelehnt, das unbeschadet in den Flammen stand. Ein Bett? Das war kurios, denn Ausgeburten der Hölle schlafen nicht, weil sich ihr Körper anders regeneriert. Außerdem haben sie im Gegensatz zu Menschen kein Unterbewusstsein. Ihr Gehirn ist ganz einfach nicht dafür ausgelegt. Sie müssen nichts verarbeiten, sie leiden nicht unter Melancholie oder Langeweile, sie haben keine quälenden Gedanken und sie zweifeln nicht an sich, kurz: In ihrem Gehirn herrscht meistens friedliche Stille. Sie denken nur dann über etwas nach, wenn sie es wirklich wollen.
Der Dämon trug ein dunkelgraues T–Shirt und eine ausgeblichene schwarze Hose, die ihm bis zu den Waden reichte. Auch die Kleidung blieb vom Feuer verschont. Bis auf die knallrote Haut sah der Dämon aus wie ein glatzköpfiger Mensch, denn er hatte weder Hufe noch Hörner. Die hätte er sich zwar mühsam durch den Aufstieg in der Höllen–Hierarchie verdienen können, aber er fand sowohl Hufe als auch Hörner albern, unpraktisch und hässlich. Außerdem war er nicht im Mindesten gewillt, Handlanger des Bösen zu sein.
*plock plock* … Stille.
*plock plock* … Stille.
*plock plock* … Stille.
...
Schon kurz nach seiner Erschaffung hatte er entschieden, dass er nichts mit den Mächten der Finsternis zu tun haben wollte. Von da an schwieg er konsequent und achtete darauf, sich nur so dumm, vergesslich und ungeschickt anzustellen, dass niemand Absicht argwöhnen würde. Geduldig hatte er abgewartet, bis niemand mehr Lust hatte, sich mit ihm herumzuärgern. Immer seltener schickte man ihn auf Missionen und irgendwann hatten sie es dann ganz aufgegeben. Seitdem konnte er tun und lassen was er wollte – und das nun schon seit sehr, sehr langer Zeit.
Das Schweigen hatte er beibehalten, denn er hatte festgestellt, dass es generell die müheloseste Art war, sich Unbequemlichkeiten vom Hals zu halten. Wer braucht schon Worte?
Und nun das!
*plock plock* … Stille.
*plock plock* … Stille.
*plock plock* … Stille.
Noch mehr Stille.
*plock plock* … Stille.
*plock plock* … Stille.
*plock plock* … Stille.
...
Er musste entscheiden, ob er gewillt war, seine kostbare Freiheit aufzugeben. War er wirklich so bescheuert, dass er das auch nur in Erwägung zog? Anscheinend ja. Er seufzte, weil er sich zu keiner Entscheidung durchringen konnte, es war wie verhext. Auf dem Bett hinter dem Dämon lag sein schlafender Rehpinscher Borowski, ebenfalls vom Feuer und der unsäglichen Hitze unberührt. Dem würde es gut tun, dachte der Dämon – was ihn ärgerte, weil er sich dadurch noch mehr dazu genötigt fühlte, dieser Sache zuzustimmen.
*plock plock* … Stille.
*plock plock* …
Also gut. Genug gegrübelt, Schluss jetzt mit dem Theater. Unvermittelt sprang der Dämon auf. Warum eigentlich nicht? Es war ja nicht für ewig, sondern nur für ein paar Jahre. Vielleicht, nein, bestimmt würde es sogar lustig werden und Spaß machen. Wenn er ehrlich war, hatte er richtig Lust dazu, auch wenn er das nicht einmal sich selbst gegenüber zugeben wollte. Das war nämlich das eigentliche Problem: er hatte Lust dazu! Wie überaus peinlich.
Zum Glück konnte er davon ausgehen, dass Josh wenigstens keine freudige Zustimmung von ihm erwartete, also könnte er sein Gesicht wahren und so tun, als ob es ihm gegen den Strich ginge. Das wäre immerhin nur halb gelogen. Na gut, drei viertel, egal. Damit kam er bestimmt durch. Joar. So war das rund. Hier und da ein bisschen stinkstiefeln und gut.