Das Buch "Elternaustreibung"

AlanSmithee

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Hallo Forum,

1984 hat Volker Elis Pilgrim das Buch "Die Elternaustreibung" veröffentlicht.
Im Netz ist sehr wenig darüber zu finden - wohl weil es so "Pre-Web-Ära" ist.

Ich versuche mal die Kernpunkte wiederzugeben:
- die Macht des Musters: Kinder kopieren Fakten und Tendenzen aus dem
Leben Ihrer Eltern
- Wenn ein Schuhmacher ein zufriedener Schuhmacher ist, wird sein Sohn
in der Regel wieder Schuhmacher. Ist der Schuhmacher ein unzufriedener
Schuhmacher und wäre gern ein Schneider, wird der Sohn wahrscheinlich
Schneider oder ein noch unzufriedener Schuhmacher, als sein Vater
gewesen ist.
- Wir können uns nur mit dem identifizieren, was die Eltern wirklich
sind und wollen, nicht mit dem, was sie zu sein vorgeben oder zu sein
scheinen.
- er schreibt, dass er das Gefühl hat, als gäbe es eine
Energieverbindung zwischen Eltern und Kindern. Deshalb bewegen sich
die Kinder später als Erwachsene wie ferngesteuerte Fahrzeuge auf nur
scheinbar eigenen Lebensbahnen. Die Kinder sind Botschafter und
Delegierte Ihrer Eltern.

Die eigentliche "Elternaustreibung" beschreibt er ungefähr so:
Das eigene innere Kind muss 1x exemplarisch Genugtueung erfahren,
deshalb soll "Auge um Auge" den Eltern das Selbe (im Fall das Autors: Beschämung) angetan werden. Die
Eltern müssten wütend auf das Kind werden, dadurch würde die
Energieverbindung aufgelöst. Es müsse eine deutliche und bewusste
Trennung ohne irgendwelche Kontakte (kein Telefon, keine
Geburtstags/Weihnachtsbesuche) geben. Funkstille - er nennt es "für tot erklären". Dann kann die Seele des Kindes heilen. Nach ein paar Jahren könne man sich evtl. wieder "vorsichtig rantasten".

Leider kenne ich mich mit Aufstellungen kaum aus.
Mich würde sehr interessieren, wie der in dem Buch beschriebene Prozess aus systemischer Sicht beurteilt wird. Kann dazu jemand etwas sagen?

Vielleicht auch gleich meine momentane Beurteilung dazu:
- der Pilgrim scheint mir nicht dumm gewesen zu sein, allerdings ist das alles schon wieder 30 Jahre alt - es muss einen besseren Weg geben
- er beschreibt die Lebens-Muster... ich würde sagen, alles ist "ein Muster" (eine fraktale Landschaft) ... wenn durch so einen Prozess eine Ablösung oder Trennung geschieht - wie wirkt sich das auf alles andere aus? Von wegen: der Flügelschlag eines Schmetterlings der den Orkan auslöst...
- er kritisiert die Elterngesellschaft und die Eltern-Kind-Nähe... was es so nur beim Menschen, nicht "in der Natur" gäbe. Das erscheint mir wiederrum sehr naheliegend, zumal es in unser Zeit und Kultur auch noch an Initiationsriten mangelt. "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm" - aber neben einem Stamm kann kein zweiter Apfelbaum gedeihen.

Das dieses Thema nach wie vor oder sogar aktueller den je ist, zeigt sich m.M.n. auch daran, dass es soetwas wie eine Selbsthilfegruppe "Verlassene Eltern" (darf keine Links posten, googelt selber) gibt.

Ich bin gespannt auf Euer Feedback.

Grüße,
Alan
 
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Die Seele duldet so etwas nicht und sorgt für Ausgleich. Ich habe Leute kennen gelernt, die nach derartigen Riten oder mit einer derartigen Haltung zum Ausgleich gestorben sind oder verrückt wurden oder beides. (Dynamik: lieber sterbe ich als die Eltern zu achten.)

Diesen Sommer kam ein Mann zu mir. Er sagte mir, dass er sich umbringen werde. Er war nicht bereit, seine Mutter zu achten und zu nehmen wie sie ist. Er hat sich vor einen Zug geworfen. Ich konnte für ihn nichts tun. Er hinterlässt eine schwangere Frau.

Wir sind die Eltern - zur Hälfte die Mutter und zur anderen Hälfte der Vater. Wie sollten wir das "austreiben" können?

Was abgelehnt wird, das wird zum Ausgleich stärker.

A.
 
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