Also, kurz zur Erklärung: dass von über tausend Studien nur wenige wirklich in Betracht gezogen wurden ist ganz leicht erklärt. Es geht darum - wie ich dir schon die ganze Zeit klarzumachen versuche - um Methodik. Bei einer Metastudie schaut man sich zuerst nach abstrakt festgelegten Kriterien an, welche Studien einem gewissen Mindeststandard entsprechen. Oft werden dafür Punkte vergeben. Es werden alle Studien ausgewertet. Diejenigen, die eine gewisse Schwelle unterschreiten, fliegen raus. Wie ich dir schon vorher gesagt habe, ist diese Zahl in Sachen Homöopathie riesig, weil es eben so viele verpfuschte Studien gibt. An verpfuschte Studien will man sich aber nicht halten.
Was den angeblichen "Conflict of Interest" betrifft... der Betroffene ist Mitglied in einem Verein namens "Friends of Science in Medicine". Das ist keine "Anti-Homöopathie-Lobby", sondern schlichtweg eine Gruppe, die sich für den Einsatz von evidenzbasierter Medizin einsetzt. Wer sagt, dass jemand, der sich für evidenzbasierte Medizin einsetzt automatisch Anti-Homöopathie sein muss, schießt ein ziemliches Eigentor - denn damit gesteht man sich ja ein, dass Homöopathie nicht evidenzbasiert ist.
Die Studie von Shang et al kenne ich, die ist recht rigoros und die Verantwortlichen haben sich sehr offen und diskussionsbereit mit jeglichen Kritikpunkten auseinandergesetzt.
Die Studie von Mathie kenn ich auch. Die hat übrigens keineswegs andere Ergebnisse gefunden (also auch nicht feststellen können, dass Homöopathie Placebo überlegen wäre), sondern schlichtweg ähnliche Daten genommen und eine
subgroup analysis gemacht und das ganze dann etwas netter formuliert. Das Prinzip so einer Analyse ist wie folgt: Stell dir vor eine Studie mit 100 Patienten geht negativ aus. Jetzt nimmt man aber z.B. nur alle Frauen. Und wenn sie immer noch negativ ausgeht, nimmt man alle Frauen unter 20. Oder über 50. Und wenn sie immer noch negativ ausgeht, nimmt man alle Frauen über 50, die schon eine Vorerkrankung hatten. Wenn man dieses Spiel lange genug spielt, hat man irgendwann einen statistisch signifikanten Wert - man kann sich ja die passenden Werte einfach im Rahmen der Auswertung "zusammenklauben", dabei hilft der Zufall. Wenn man in einer Studie mit p=0.05 z.B. 20 Subgroups identifizieren kann, hat man statistisch locker einen signifikanten Wert dabei. Deswegen wird Subgroup Analysis extrem kritisch gesehen und allerhöchstens als Ansatzpunkt für weitere Studien verwendet, nicht aber als Wirkbeleg. Wenn man sowas macht sagt man halt am Schluss: "
Homöopathie wirkt! (bei allen Frauen über 52 aber unter 55 die noch nie schwanger waren und grüne Augen haben)", weil das die Daten halt hergeben. Kleine Überraschung am Schluss: diese Studie wurde von einer Homöopathie-Lobbygruppe finanziert, der British Homeopathic Association. Wer hätte das gedacht
Du gehst da von etwas aus, was anzuzweifeln ist. Warum sollte die Homöo-Industrie ein Interesse haben, dass Studien positiv ausgehen?
Es ist genau das gleiche Problem wie mit anderen "esoterischen" Zweigen ... würden sie der Medizin nachweisen, dass sie tatsächlich funktionieren, dann stellen sie sich damit automatisch unter das Kuratell des Gesundheitssystems und der Medizin.
Die Homöopathie ist längst reguliert und eingegliedert im AMG, da gibts also nix zu retten.
Und dass Homöopathieverbände am laufenden Band Studien finanzieren ist Fakt, also scheint deine Vorstellung nicht der Wirklichkeit zu entsprechen.
Die Behandler haben aber nichts davon ... denn gute Alternativmediziner die heute hohe Honorarsätze verlangen können, müssten sich dann im Sozialsystem mit niedrigen Kostenersätzen herumschlagen.
Willst du damit sagen, Homöopathen ziehen ihre Kundschaft ab und verlangen mehr als richtige Ärzte? Das wäre ziemlich dreist. Abgesehen davon steht es denen immer noch frei, weiter nur Privatleistungen, wie etwa nach der GOÄ, anzubieten. Ärzte können sich ja auch aussuchen, ob sie nur privat behandeln wollen. Aber weniger geldgeile Pfuscher gäbs vermutlich, das ist richtig.