Bist auch Du PEGIDA? Menschen wie Du, aber ganz sicher nicht ich...

"wenn Du nicht gleich schläfst, aufisst, artig bist, kommt der schwarze Mann und nimmt Dich mit".
Beliebtes Erziehungsmittel, hoffe mal, gewesen.
Wenn Kind dann einen dunkelhäutigen Menschen sieht, wird es entsprechend Schiss haben.

Gruß

Luca
Es gab ja auch das Kinderspiel “Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann? (“...Und wenn er aber kommt?...Dann laufen wir davon!“) Das wurde aber schon zu meiner Zeit kaum mehr gespielt, kannte ich eigentlich nur vom Hörensagen oder aus alten Filmen. Es muss da aber nicht immer und unbedingt ein “Schwarzafrikaner“ gemeint gewesen sein, es könnte auch einfach die Vorstellung von einem schwarz gekleideten, gefährlichen Unbekannten gewesen sein, der im Dunklen lauert.
Sehr gut vertraut war mir das Kinderbuch “Hadschi Bradschi Luftballon“, in dem der böse Muselmane mit Turban kleine Kinder einfängt (“Hadschi Bradschi heißt er, kleine Kinder beißt er...“).
 
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Dann müsste z.B. ich schon als kleines Kind unnatürlich und irrational gewesen sein.
Weil ich noch nie vor jemandem Angst hatte nur aus dem Grund, dass jemand optisch als “fremd“ bzw. “ausländisch“ zu identifizieren ist. (Auch nicht vor großen Gruppen solcher Menschen.) Oder auf Grund des Wissens, dass jemand oder dessen Eltern in einem anderen Land geboren wurde als ich.
Angst ist meist etwas Irrationales, Diffuses. Für Angst lässt sich schwer ein klarer, eindeutiger Grund definieren. Etwas anderes ist Furcht: Wurde jemand bereits von einem Hund gebissen, lässt sich rational nachvollziehen, warum er sich vor Hunden fürchtet. Obwohl die Furcht natürlich auch etwas Irrationales hat: Schließlich sind nicht alle Hunde bissig.
Sehr wohl habe ich des öfteren Angst vor Menschen, wenn ich intuitiv wahrnehme, dass jemand unehrlich ist und etwas zu verbergen hat. Da kann jemand noch so freundlich tun, wenn ich spüre, dass jemand mir am liebsten das sprichwörtliche “Hackl ins Kreuz“ hauen würde, mir nicht wohlgesonnen ist oder mit seinen wahren Absichten hinter dem Berg hält, bekomme ich oft Angst, fühle mich nervös und unsicher.
Das ist aber wohl auch eher als Furcht vor solchen Menschen zu bezeichnen denn als Angst (wegen unbewusstem Vergleich mit bereits gemachten negativen Erfahrungen mit falschen Menschen).
Fremdenangst generell ist irrational.

Etwas dessen „Anwesenheit“ rational sein kann bedeutet nicht im Umkehrschluss das dessen „Abwesenheit“ irrational ist.

Wichtiger ist aber: Das Thema kann man nicht objektivieren, es ist nicht gemeint „objektiv fremd“, sondern eher individuell und subjektiv "als fremd empfunden“. Und es ist natürlich auch abhängig vom Kontext einer Situation. Als Beispiel: Dem kleinen Sohn eines guten Freundes war ich fremd. Solange jener Freund mit im Raum war hatte der Junge keine Angst. Als er kurz den Raum verließ schaute er mich sorgenvoll an und fing an zu weinen. Später war ich kein Fremder mehr und er hatte gar keine Angst mehr. Etwa Ähnliches habe ich mal mit einem kleinen Mädchen erlebt als ich einen Vollbart hatte. Der machte ihr Angst obwohl sie mich eigentlich kannte.

Oder, was mir auch mal passiert ist: Ich gehe gerne mal nachts durch den Park. Einmal kam ich von einem Seitenweg und war auf einmal hinter einer Frau. Sie beschleunigte ihren Schritt und ich ging dann extra langsamer um zu signalisieren das von mir keine Gefahr ausgeht. Diese Situation kann man als Gedankenspiel umdenken:

1) Wäre ich ihr bekannt (und hätte sie mich trotz Dunkelheit erkannt) hätte sie keine Angst gehabt
2) Tagsüber hätte sie sicherlich ebenfalls keine Angst gehabt, obwohl ich ein Unbekannter bin

Inwiefern sowas rational ist oder irrational kann man nur schwer beurteilen. Ich würde es aber nicht als irrational einstufen, einfach weil Angst ein Schutzmechanismus ist. Und gerade wenn es um „Fremdes“ geht, ist ein Mangel an Kenntnis/Wissen ja impliziert. Die Argumentation, die Angst vor "dem Fremden" (es ist genereller gemeint, nicht nur auf Menschen bezogen) sei irrational, kann nur von jenen kommen die das worum es geht nicht (mehr) als fremd empfinden - denn sonst könnten sie es ja nicht wissen.
 
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die wenigsten Kleinkinder haben Fremdenangst intus, eher sind sie neugierig auf das andere/andersaussehende/
deswegen denke ich nicht das es eine natürliche Angst ist, die bereits angelegt ist.

es macht die Erziehung und das Aufwachsen diese Angst erst möglich oder aber auch wie @sikrit68 schrieb, eine schlechte Erfahrung kann auch dazu führen.
Aber es kann auch etwas gehörtes sein, was einen Menschen ängstlich macht, vorallem wenn dieser Mensch wenig Kontakt zu diesen *fremden* Menschengruppen hatte.

Wie im vorherigen Beitrag gesagt, ist es natürlich individuell und auch abhängig von Situationen. Aber anerzogen ist das nicht.

Noch ein Beispiel, ebenfalls Kinder: Ein guter Freund von mir hatte lange Rastazöpfe und einen ziemlich langen Vollbart. Er kleidete sich auch etwas anders, alternativer sozusagen. Und zwei kleine Mädchen aus meiner Verwandtschaft hatten zuerst mal Angst vor ihm als er in den Raum kam - und zwar obwohl ihre Mutter dabei war und auch sonst noch viele aus der Familie. Diese Angst verschwand dann recht schnell glaube ich. Aber die einzige Erklärung der Angst, denn ihnen wurde ja nicht gesagt "Männer mit Bart und Rastas sind gefährlich" ist: Er wirkte fremd auf sie - auf beide.

Sicherlich werden nicht alle Kinder so reagieren, es ist individuell. Aber eine solche Angst ist nicht unnormal.
 
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