Bin ich ein emotionaler Eisblock?

Ich schließe mich den meisten hier an.
Es gibt kein "falsch".

Du machst dir Sorgen um deine Tante - das ist im Moment deine Priorität, die deine Trauer vlt. "verdrängt / nach hinten schiebt" - nur eine Vermutung!

Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, das es auch unterschiedlich ist "wer" verstirbt.
Meiner Oma trauer ich nicht hinterher - klingt hart; ist aber so. Bei meinem Opa war ich nicht auf der Beerdigung. Zu beiden habe ich keinen guten Kontakt gehabt.
Statt dessen habe ich Rotz und Wasser geheult als mein mir geliebter Kater friedlich im Alter einschlafen durfte. Das hat mir sehr zugesetzt und tut es tlw. noch heute.
Es ist also immer eine eigene Ansichtsache bzw. ein eigenes Empfinden.

Auch wenn deine Familie trauert und dir deshalb emotionslose Kälte an den Kopf wirft. Es gehört sich nicht und ist dennoch eine Beleidigung. Dies würde ich Ihnen mitteilen und zur Not auf Abstand gehen bis sich die stärkste Trauer gelegt hat - das ist nur meine persönliche Meinung.

Alles Gute.
MfG
 
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Meine ganze Familie heult wegen dem Verlust und sagt mir, ich wäre emotional abgestumpft, weil ich es nicht tue. Weil ich noch bei keinem Trauerfall in der Familie, "richtig" getrauert hätte.
hm irgendwie gehts mir oft ähnlich. Manchesmal kommt die Trauer bei mir erst nach Monaten oder Jahren.
Irgendwo hab ich mal von dem Begriff "Emotionslähmung" gehört/gelesen. Dass das ein natürlicher Reflex sei, dass man nicht sofort fix und fertig ist, wenn etwas passiert. Beispielsweise bei Naturkatastrophen, dass man da sofort logisch und kaltblütig handeln müsse, um das eigene Überleben und das der Familie gewährleisten zu können.
 
hm irgendwie gehts mir oft ähnlich. Manchesmal kommt die Trauer bei mir erst nach Monaten oder Jahren.
Irgendwo hab ich mal von dem Begriff "Emotionslähmung" gehört/gelesen. Dass das ein natürlicher Reflex sei, dass man nicht sofort fix und fertig ist, wenn etwas passiert. Beispielsweise bei Naturkatastrophen, dass man da sofort logisch und kaltblütig handeln müsse, um das eigene Überleben und das der Familie gewährleisten zu können.


stimmt, das trifft eigentlich auf jeden Menschen zu - und hier ist die Fadenerstellerin ja eine junge Mutter - da hat die Natur es schon instinktiv so eingerichtet, dass die Kräfte und der Fokus auf dem Kind liegen und alles andere zweitrangig ist - das ist nicht nur Willensentscheidung, das ist Instinkt - logisch ist es auch - das Baby geht vor
 
Heute Mittag ist nach kurzer und schwerer Krankheit mein Onkel verstorben.
Er war erst 54 Jahre alt und es ist erst 2 Monate her, dass er ins Krankenhaus musste, weil es ihm nicht gut ging.

Natürlich finde ich schlimm, dass er gestorben ist. Ich finde aber nicht so in die Trauer wie der Rest meiner Familie.
Ich denke für ihn war es besser. Natürlich wäre es das beste, wenn er nicht gesund und munter mit uns die Zeit verbringen würde. Aber mit seiner Diagnose war es bessere, dass er verstorben ist.

Ich mach mir Sorgen um meine Tante. Wie soll es mit ihr weiter gehen? Ich habe Angst, dass sie sich etwas antut. Sie hatte kein schönes Leben. Es war hart und voller Rückschläge. 17 Jahre waren sie verheiratet, nachdem ihr erster Mann (mein blutsverwandter Onkel) sie in einer Nacht+ und Nebelaktion verlassen hat. Sie ist trotzdem die Tante geblieben und ihr neuer Mann wurde zum Onkel. Sie wollten jetzt beginnen, den Lebensabend zu genießen. Und sie tut mir so leid. Sie hat so sehr etwas Glück verdient.

Meine ganze Familie heult wegen dem Verlust und sagt mir, ich wäre emotional abgestumpft, weil ich es nicht tue. Weil ich noch bei keinem Trauerfall in der Familie, "richtig" getrauert hätte.

Ich denk mir, für ihn kann man nichts mehr tun, für meine Tante schon. Deswegen wird mir unterstellt, ich wäre kalt, weil ich nicht richtig trauere.

Gibt es "richtiges" und ein "falsches" Trauern? Wie geht ihr mir Trauer um?

Du machst dir Sorgen um deine Tante, das ist nicht kalt.
Kauf ihr doch ein Haustier oder bring die Idee ein, haustiere sind super, auch bei solchen Schicksalsschlägen, aber vielleicht hat sie ja schon oder mag nicht.

Dein Onkel ist verstorben das immer traurig, mein Beileid.
Ich finde jeder trauert anders.
Wenn dir gesagt wird du trauerst falsch, was tust du den ?
Läufst du zu Happy in der Gegänd herum ? Das kann für die anderen respektlos sein, und sie sind verletzt,weil sie denken du nimmst den tot nicht ernst.
Aber jeder verarbeitet Trauer anders, als meine Tante gestorben ist,bin ich auf den Weihnachtsmarkt und hab Happy eine Bockwurst gegessen, und hab das Leben genossen, weil ich mir dachte nach den Heftigen Krebs ist sie jetzt erlöst. Und sie hatte sowieso Zeichen das es ein besseres Sein gibt als dieses auf Erden im Fleisch. Sie wurde so gesehen abgeholt und vorbereitet.

Und nach den ganzen sorgen um sie, hab ich beschlossen die Trauer zu verlegen. Manche zerbrechen an Trauer.
Ich muss mich dann immer mit was anderen beschäftigen und versuchen positiv zu sehen, versuchen.
Finde tot ganz schlimm, und hab so meine Taktik. Leise für mich, in Stillen Momenten Trauer ich, aber ich entscheide wann.

Vielleicht ist es bei dir auch so gewesen.

Jeder geht damit anders um.
 
Trauer ist etwas sehr individuelles, der eine weint viel nud löst sich mit den Tränen, findes vielleicht auf die Art ein Ventil für die Gefühle und den Stress, der mit dem Tod eines geliebten Angehörigen kommt. Es muss aber nicht so sein, es gibt auch Menschen die das nciht so rauslassen können, aber trotzdem leiden im Stillen. Vielleicht sogar länger, oder es kommt erst später.

Solche Gefühle können auch nach Jahren nochmal hochkommen für eine Zeit.
 
Meine ganze Familie heult wegen dem Verlust und sagt mir, ich wäre emotional abgestumpft, weil ich es nicht tue. Weil ich noch bei keinem Trauerfall in der Familie, "richtig" getrauert hätte.

Viele Vorredner haben es schon geschrieben, jeder Mensch trauert anders.

Und was "richtige" Trauer ist, lasse das nicht von anderen für dich bestimmen.

Dein Mitgefühl für deine Tante kannst du so zeigen, wie es zu dir passt und dein Naturell ist.

Manche Menschen verwechseln Sentimentalität (Rührseligkeit) mit Trauer. Auch mit einer nüchternen Haltung kann man Trauer zeigen.

Wenn ich dich richtig verstanden habe, hast du erst kürzlich ein Baby bekommen, und ich finde es gut, eine gefasste Haltung zu haben um Kraft für den Alltag mit Baby zu bewältigen,


Menschen trauern auf viele Arten und Weisen. Trauer ist ein Prozess, der sich hinzieht.
 
Danke für eure Antworten und euren Zuspruch. Ich werd Mal versuchen zu antworten (ich brauch nur derzeit für alles etwas länger - die kleine geht vor)

Ich bin mir grad nicht sicher, welche Vorstellungen bei Dir zur Seele vorhanden sind.

Ich bin der Ansicht, dass die Seele nicht stirbt und dass es durchaus der Fall ist bzw.sein kann, dass der Onkel bzw. die Seele und das Bewusstsein Deines Onkels das Kind doch kennengelernt hat. Er sieht das Kind nur gerade nicht aus den Augen eines inkarnierten Menschen heraus. Er nimmt aus einer anderen Ebene das Kind und Dich und alles, was Euch verbindet, wahr. Das ist so viel mehr, find ich.

Ich bin beim Glauben sehr hin und her gerissen - da hat sich im letzten Jahr viel getan bei mir und ich hab da meinen Platz nich nicht gefunden. Auf der einen Seite bin ich sehr agnostisch animalistisch angehaucht. Alles ist beseelt, aber wie es nach dem Tod weiter geht, finde ich nicht wichtig. Ich kann vielen Gedanken und Glauben etwas abgewinnen, denke aber die Frage was danach kommt, sollten keinen Einfluss auf das hier nehmen. Ich will hier glücklich sein und ich will hier mein bestes geben. Wichtig sind die Taten und Menschen die ich bewusst erlebe und nicht das, was vielleicht irgendwann danach kommt. Ich bin aus Überzeugung wie ich bin und nicht weil ich mir einen Platz im Paradies "erkaufen" will. Denn sind wir ehrlich: im schlimmsten Fall kommt danach Nichts.

Auf der anderen Seite hab die alte Vorstellung von unserer Gegend noch drinnen, dass die Seele drei Tage nach dem Tod hier noch aktiv ist und sich von den Verwandten verabschiedet und trennt. So besucht sie jeden nochmal, bevor sie sich langsam auf den Weg macht. Sie trennt sich langsam nach und nach - quasi ein milder Entzug. Richtig hinüber geht sie dann erst am ersten Todestag. Desto mehr man weint, desto schwerer fällt es der Seele zu gehen. So kann es sein, dass sie gar nicht geht und sich an das diesseits bindet, obwohl das nicht der richtige Platz für sie ist.
Deswegen haben sie bei meinen Großeltern auch drei Tage gewachtet und den Leichnam daheim aufgebahrt. Drei Tage und Nächte wurde neben dem Leichnam von einem Angehörigen Wache gehalten. Das war bei uns am Land damals so üblich. Ich weiß nicht ob das noch jemand kennt. Ich glaube, mittlerweile darf man das gar nicht mehr.

Jedenfalls würde das mit dem drei Tagen passen. Unsere kleine hat heute die erste Nacht wieder geschlafen.
 
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Auch wenn deine Familie trauert und dir deshalb emotionslose Kälte an den Kopf wirft. Es gehört sich nicht und ist dennoch eine Beleidigung. Dies würde ich Ihnen mitteilen und zur Not auf Abstand gehen bis sich die stärkste Trauer gelegt hat - das ist nur meine persönliche Meinung.

Wir hatten gestern nochmal das Thema... Naja... Keine Ahnung warum ich anscheinend der Feind bin. Offenbar war ich gerade in der Schusslinie als die Emotionen übergekocht sind und deswegen hab ich alles abbekommen.
Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, das es auch unterschiedlich ist "wer" verstirbt.
Da hast du recht. Meinem Opa hab ich keine Träne nachgeweint, bei meiner Oma tut es noch immer weh, dass sie nicht mehr da ist.
Manche Menschen verwechseln Sentimentalität (Rührseligkeit) mit Trauer.
Oder sie verwechseln Selbstmitleid mit Trauer. Oft habe ich gehört, dass Angehörige geweint haben, weil sie durch den Tod finanzielle Sorgen bekommen werden oder ihnen andere Dinge fehlen werden.
Ja, nach dem Tod eines Angehörigen ändert sich viel für den Hinterbliebenen und ja, sehr oft sind Sorgen und Verzweiflung damit verbundenen (was auch durchaus nachvollziehbar ist und jedem zusteht) - Trauer ist aber was anderes (finde ich zumindest).

Ach ja, und wegen solcher Ansichten wird mir Kälte vorgeworfen. Weil ich Trauer, Verzweiflung, sorgen, etc differenziere
 
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Nur mal so am Rande,
das Aufbahren des Verstorbenen ist, gerade im jüdischen Glauben sehr stark verbreitet. Ich kenne es, habe es aber nie selbst erlebt.

In Dtl ist das Aufbahren nur beim Bestattungsinstitut erlaubt, aus rechtlichen Gründen (da gibt es ein Gesetz zum Schutz der Totenruhe). Im eigenen Haushalt ist es verboten.

Den Namen des Gesetzes habe ich jetzt nicht im Kopf. Ging in die Richtung.
 
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Nur mal so am Rande,
das Aufbahren des Verstorbenen ist, gerade im jüdischen Glauben sehr stark verbreitet. Ich kenne es, habe es aber nie selbst erlebt.

In Dtl ist das Aufbahren nur beim Bestattungsinstitut erlaubt, aus rechtlichen Gründen (da gibt es ein Gesetz zum Schutz der Totenruhe). Im eigenen Haushalt ist es verboten.

Den Namen des Gesetzes habe ich jetzt nicht im Kopf. Ging in die Richtung.

Das stimmt nicht. In Deutschland ist es erlaubt, die Aufbahrung Zuhause.
 
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