Anthroposophie

Vor vielen Jahren las mir eine Freundin abends aus einem Buch vor, das mir wie auch der Autor völlig unbekannt war. Ich erinnere mich noch an den Begriff „Geisterland“ und vage an dessen Umschreibungen...
Ich erinnere mich also weniger an die Inhalte, dafür umso mehr an die Ausdrucksweise. Sie zeigte eine Präzision an, die nicht zwanghaft erschien und die auf keinen Fantasten hinwies, sondern vielmehr einen Respekt gegenüber dem Leser anzeigte. - Dies weckte mein Interesse.
 
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Ja, genau...es gibt jetzt so viel Sekundärliteratur über Anthroposophie, die dazu verleitet, A. zu konsumieren, ohne jemals sich die Mühe machen zu müssen, sich durch irgendeinen Vortrag Steiners durchzubeißen ...
Vielen Dank, sibel, das ist ein sehr wichtiger Hinweis!

Viele namhafte und weniger bekannte Anthroposophen haben die authentische(!) Anthroposophie Rudolf Steiners immer wieder verunglimpft oder fachbezogen vereinseitigt - wenn auch ungewollt - und unter anderem nicht unwesentlich durch persönlichen Profilierungseifer von Steiner selber gänzlich abgelenkt...
 
Die Gedanken von Steiner sind wirklich schwere Kost. Ein Konglomerat, in dem jede erdenkliche Strömung der Esoterik seinen Platz finden kann. Neben Anleihen bei Zarathustra, dem Christentum, dürfen natürlich auch nicht die Sintflut und Atlantis fehlen. So wie vormals Platon, hatte auch Steiner mit Atlantis seine Welt entworfen. Die Menschen hatten noch keine Knochen oder eine feste Form und schwammen mehr als sie gingen. Nun ja, bei Platon waren das die Kugelmenschen.

Es wundert also auch nicht, dass sich in Atlantis alles auf einer eher geistigen Ebene abspielte, die jedoch weniger mit unserem Verständnis von Geist und Bildung verbunden war. Deshalb erwarben sich die Atlanter ihre Bildung auf einem ganz spezifischen Weg. Man könnte diese Bildung im weiteren Sinne auch mit der Herzensbildung und der Intuition verbinden. Dinge sollten also aus dem Unbewussten heraus verstanden und ergründet werden. Ein Gedanke, der sich dann ja auch in den Walddorfschulen niederschlug.

Von Zarathustra hatte er den Kampf von Gut und Böse aufgenommen. Deshalb erscheint dort auch Ahriman, der mit der Schwarzen Magie die Menschen in seinen Bann des Bösen zog. Bei Zarathustra war Ahriman der böse Bruder, des Schöpfergottes Ahura Mazda.

Der Zerfall an Bildung (moralischer Niedergang) war dann nach Steiner auch der Grund für einen schleichendenden Untergang Atlantis, der mit der Sintflut seinen Abschluss fand.

Steiner lässt in seinen umfangreichen Schilderungen kaum einen Bereich aus, den er nicht mit seinen Vorstellungen ausgestaltet hatte. Es ist deshalb hier an dieser Stelle auch kaum möglich, auf alle diese Details einzugehen. In seinem Atlantis ist auch von den Eingeweihten und den einfachen Menschen die Rede und das ist für mich ein entscheidender Punkt, der gegen diese Lehre spricht:

Lukas 11[52] Wehe euch Schriftgelehrten, denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Ihr kommt nicht hinein und verwehrt es denen, die hineinwollen.


Merlin
Mit Verlaub, aber das Lukas-Zitat bezieht sich auf die Schriftgelehrten, nicht auf die Eingeweihten. Jesus selbst war der größte, jemals auf Erden lebende Eingeweihte, und Eingeweihte durch ihn waren auch seine Jünger.

Mit den "Schriftgelehrten" spricht Jesus die einseitig orientierten Buchstabenreiter und Besser-Wisser an, die sich erdreisten, die Heiligen Schriften nach eigenem Gutdünken auszulegen und ihre "göttlichen Eingebungen" als unfehlbare Wahrheiten zum Dogma zu erheben. Durch das unfehlbare Dogma versperren sie den Zugang zum spirituellen Inhalt der Heiligen Schriften, und das ist die schwere Menschheitssünde, die Christus den Schriftgelehrten vorwirft! Hier kommt - für die nachchristliche Zeit - natürlich an erster Stelle und mit Abstand diejenige Institution in Frage, die das Christentum würdig zu vertreten und zu verwalten hätte und den Weg zur höheren Erkenntnis für jeden einzelnen Menschen frei halten sollte, dies aber aus Macht- und Geldgier bis ins Detail verhinderte, indem sie das christliche Evangelium vollkommen verunglimpfe und verfälschte. - Wer gemeint ist? - Einmal darf geraten werden...
 
Die Gedanken von Steiner sind wirklich schwere Kost. Ein Konglomerat, in dem jede erdenkliche Strömung der Esoterik seinen Platz finden kann. Neben Anleihen bei Zarathustra, dem Christentum, dürfen natürlich auch nicht die Sintflut und Atlantis fehlen. So wie vormals Platon, hatte auch Steiner mit Atlantis seine Welt entworfen. Die Menschen hatten noch keine Knochen oder eine feste Form und schwammen mehr als sie gingen. Nun ja, bei Platon waren das die Kugelmenschen.

Es wundert also auch nicht, dass sich in Atlantis alles auf einer eher geistigen Ebene abspielte, die jedoch weniger mit unserem Verständnis von Geist und Bildung verbunden war. Deshalb erwarben sich die Atlanter ihre Bildung auf einem ganz spezifischen Weg. Man könnte diese Bildung im weiteren Sinne auch mit der Herzensbildung und der Intuition verbinden. Dinge sollten also aus dem Unbewussten heraus verstanden und ergründet werden. Ein Gedanke, der sich dann ja auch in den Walddorfschulen niederschlug.

Von Zarathustra hatte er den Kampf von Gut und Böse aufgenommen. Deshalb erscheint dort auch Ahriman, der mit der Schwarzen Magie die Menschen in seinen Bann des Bösen zog. Bei Zarathustra war Ahriman der böse Bruder, des Schöpfergottes Ahura Mazda.

Der Zerfall an Bildung (moralischer Niedergang) war dann nach Steiner auch der Grund für einen schleichendenden Untergang Atlantis, der mit der Sintflut seinen Abschluss fand.

Steiner lässt in seinen umfangreichen Schilderungen kaum einen Bereich aus, den er nicht mit seinen Vorstellungen ausgestaltet hatte. Es ist deshalb hier an dieser Stelle auch kaum möglich, auf alle diese Details einzugehen. In seinem Atlantis ist auch von den Eingeweihten und den einfachen Menschen die Rede und das ist für mich ein entscheidender Punkt, der gegen diese Lehre spricht:

Lukas 11[52] Wehe euch Schriftgelehrten, denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Ihr kommt nicht hinein und verwehrt es denen, die hineinwollen.


Merlin
 
Ja das Denken war nicht so sehr das wichtige in meiner Aussage, sondern eher das "wache" und das daran anknüpfende Verstehen dessen was er sagte, ohne gleich das Konzept oder das System zu erkennen und einordnen zu können.

Ich hab gleich mit dem Schwersten angefangen und hab die Philosophie der Freiheit gelesen. 4 mal gelesen und nix verstanden, dann hab ich erst mal alles mögliche praktische gemacht und dann esoterische und sonstige geistige Geschichten gelesen. "Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten" hab ich durchgeackert und das hat mir echt was gebracht, es ist sehr praktisch.

Was mir immer noch nicht so ganz klar ist und wie das mit den naturwissenschaftlichen erkenntnissen zusammenpasst ist die Entwicklung der Erde, der Mineralien, der Tiere und des Menschen durch die verschiedenen Planetenzeitalter.

LGInti
Das Kardinalproblem der klassischen Naturwissenschaft ist ihre Befangenheit in einem einseitig intellektual-materialistisch orientierten Denken. Das lebendige, flexible Denken, wie man es durch die anthroposophische Schulung erlernen kann, kennt sie nicht, und so vermag sie auch nicht über den niedrigen Horizont ihrer eng begrenzten Sichtweise hinauszuschauen - wo man allerdings erst einmal nur die Schatten und Umrisse der wirklichen Sachverhältnisse wahrnimmt...
 
Das verstehe ich nicht so ganz also ein paar Nachfragen.
Du willst kein Eingeweihter sein?
Du willst kein Schüler R.Steiners sein?
Gehst du davon aus, dass es Steiners Anliegen war, andere zu seinen Schülern zu machen, sozusagen Abhängige, oder unkritische Nachfolger seiner Lehre zu sein?

So wie ich Steiner verstehe ist sein Hauptanliegen andere Menschen zu ihrer eigenen Freiheit zu führen, also genau das Gegenteil einer Abhängigkeit zu erreichen. Er will, dass jeder sein eigenes Potential entwickelt und aus eigener Anschauung geistige Welten erkennt.

sondern vom Intellekt einer Mehrheit??

Das Seelenheil sollte von den Anstrengungen des jeweiligen Suchers abhängen, und dafür steht auch R.Steiner ein.

LGInti
(y)!
 
Viele Wege führen nach Rom - das will heißen: Jeder Mensch geht seinen eigenen Lebensweg und jeder Weg führt ins Himmelreich. Zunächst in denjenigen Himmel, der dem Menschen als die für ihn geeignetste und gangbarste Lebensweise erscheint.

Also mit Philosophie oder ohne Philosophie, mit Aufregung oder ohne Aufregung, mit messbaren materiellen Erfolgen oder ohne äußere Erfolge. Aber in erster Linie immer mit Bezug auf die rein irdische Lebensführung und das alltägliche Empfinden. Anders geht es ja nicht - wenigstens im Normalfall. Man gestaltet sich das Leben so weit es geht angenehm und ausgefüllt.

Aber ich denke jetzt am Abend meines Lebens - ich bin 78 - auch sehr oft daran, was im Eigentlichen besonders unser Körperleben für einen Zweck hat, denn irgendwann legen wir unseren Körper mit Garantie ab. War, bzw. ist unser Körper ein Leben lang lediglich ein zweckloses Gehäuse? Ohne geistige Funktion?

Meine Vorstellung ist: Der Körper eines jeden Menschen ist die wunderbarste Einrichtung, die in ihm wohnende Seele mit starken neuen Lichtteilchen anzureichern und sie in eine unzerbrechliche, stabile, persönliche Form zu bringen, damit der Mensch eine feste Gestalt bleibt und sich nicht als unförmiger Lichtnebel darstellt.

So sieht jeder Mensch im Jenseits so aus, wie er auf Erden war. Allerdings je nach Leben für den Anfang mehr der minder hell. Verschlossen oder hilfreich. Schön oder hässlich.
 
Wo sucht Steiner deiner Meinung nach das Seelenheil und wo suchst du es und könnte man es noch wo anders suchen (außer in seiner Seele)?
Rudolf Steiner ist nun einmal ein philosophisches Kind seiner Zeit, in der sich Romantik mit den Gedanken der Aufklärung vereinte. Wie schon rund 100 Jahre zuvor Weishaupt sich bei seinem Orden der Illuminaten (die Erleuchteten) sehr stark an die Ziele Platons anlehnte, tat es dann auch Steiner.

Platon hatte auch die mystische Sage von dem versunkenen Atlantis aufgenommen, um damit seine Vorstellung von einem perfekten Staat zu erklären. Platon hatte auch eine Lehre von der Seele entwickelt und darin die Botschaft verankert, dass die Sorge um das Seelenheil die vornehmste Aufgabe eins Menschen (Philosophen) sein sollte.

Das kann ich so auch voll und ganz unterstreichen, nur sollte man dabei Wissen, was Platon unter dieser Seele eigentlich verstand. Er hatte die Seele in drei Teile aufgeteilt, wobei die Pflege mehr seiner sogenannten Vernunftseele (Intellekt) galt. Die beiden anderen Seelenanteile waren dabei eher lästig und triebhaft (das Unbewusste), die es galt zu zügeln. Nur die Vernunftseele war unsterblich und konnte sich zur Erleuchtung entwickeln.

Für Platon führte also die Pflege des Intellekts zum Seelenheil, wie das dann auch sehr viel später Leute, wie Weishaupt, Steiner und einige mehr nacheiferten. Erst die Tage hatten wir in einem anderen Thread über Hesse diskutiert, bei dem es auch um diese Art Seelenpflege ging.

Ich verstehe hingegen, dass uns die unbewusste Seele mit Leben erfüllt und unser Wesen bestimmt. Ein fragiles „Wesen“, das wie ein Kind behütet und umsorgt werden sollte, damit es glücklich sein kann. Ein Kind, das man nicht zwischen den Seiten schlauer Büchern findet, sondern im Herzen.

Ich habe eine Menge Bücher in meinen Regalen stehen, aber das darf doch nicht die Voraussetzung für ein Seelenheil sein. Soll ich einem einfach strukturierten Menschen sagen, er brauche sich erst gar keine Mühe um sein Seelenheil machen, weil er das ohnehin nicht verstehen kann?

Matthäus 5[3] Selig sind, die geistlich arm sind, denn ihnen gehört das Himmelreich ...
[8] Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.


Ist es nicht auch so, dass sich Botschaften in der Seele leichter verankern lassen, wenn sie möglichst kurz und einfach gehalten werden?


Merlin
 
Ich verstehe hingegen, dass uns die unbewusste Seele mit Leben erfüllt und unser Wesen bestimmt. Ein fragiles „Wesen“, das wie ein Kind behütet und umsorgt werden sollte, damit es glücklich sein kann. Ein Kind, das man nicht zwischen den Seiten schlauer Büchern findet, sondern im Herzen.
Das eigene Sein kann man nur im eigenen Sein erforschen und erkennen, das ist die Basis. Mein eigenes Sein finde ich nicht in Büchern. Trotzdem braucht eine Seele Ansprache, Hinweise, Wegweiser, Hilfe. Diese Hilfe können Menschen geben oder aber auch Bücher, wenn die entsprechenen Menschen schon verstorben sind. Das sind eigentlich Binsenwahrheiten.
Und Hesse mit Steiner zu vergleichen ist wie Himmel und Erde. Allein in der Sprache unterschieden sich schon beide. Hesse ist ein Romanschreiber, der in andere Welten führt, man kann mit ihm hinwegschweben. DSteiner hingegen holt die Welt auf die Füsse und spricht im Hier und Jetzt die Menschen an. Hesse erzeugt Nebelwolken - Steiner zeigt uns durch seine Art der Sprache/Schrift die Klarheit des Seins.

LGInti
 
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Mit Verlaub, aber das Lukas-Zitat bezieht sich auf die Schriftgelehrten, nicht auf die Eingeweihten. Jesus selbst war der größte, jemals auf Erden lebende Eingeweihte, und Eingeweihte durch ihn waren auch seine Jünger.

Mit den "Schriftgelehrten" spricht Jesus die einseitig orientierten Buchstabenreiter und Besser-Wisser an, die sich erdreisten, die Heiligen Schriften nach eigenem Gutdünken auszulegen und ihre "göttlichen Eingebungen" als unfehlbare Wahrheiten zum Dogma zu erheben. Durch das unfehlbare Dogma versperren sie den Zugang zum spirituellen Inhalt der Heiligen Schriften, und das ist die schwere Menschheitssünde, die Christus den Schriftgelehrten vorwirft! Hier kommt - für die nachchristliche Zeit - natürlich an erster Stelle und mit Abstand diejenige Institution in Frage, die das Christentum würdig zu vertreten und zu verwalten hätte und den Weg zur höheren Erkenntnis für jeden einzelnen Menschen frei halten sollte, dies aber aus Macht- und Geldgier bis ins Detail verhinderte, indem sie das christliche Evangelium vollkommen verunglimpfe und verfälschte. - Wer gemeint ist? - Einmal darf geraten werden...
Lieber Wortdoktor,

entschuldige, aber ich sehe da keinen Unterschied, zwischen einem Schriftgelehrten und einem Eingeweihten. Die Art und Weise, wie man zu einem Wissen kommt, dürfte doch keine große Rolle spielen. Maßgeblich ist doch, wie sie mit dem Schlüssel (Wissen) umgehen. Halten sie ihn für sich in Händen oder öffnen sie damit ihren Mitmenschen eine Tür?

Es ging bei Jesus doch darum, dass diese Menschen ihrer Reputation oder der Macht wegen, ein Wissen lieber für sich in Händen halten wollen. Anscheinend aber ein zeitloses Thema, das schon zuvor von Jeremia und danach durch Luther an den Pranger gestellt wurde:

Jeremia 8[8] (Thora): Wie könnt ihr sagen: „Weise sind wir und besitzen Jahwes Thora?“ Fürwahr zur Lüge hat sie gemacht der Lügengriffel der Schreiber.

Es ist wohl die geistige Habgier, die manchen befallen hat und ihn daran hindert, das Wissen zu teilen.

Ob nun Jesus und seine Jünger die größten Eingeweihten aller Zeiten waren, möchte ich hier einfach einmal so im Raum stehenlassen. Ich denke, wir sollten des Themas wegen, kein neues Fass in diese Richtung aufmachen.



Merlin
 
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