Akzeptanz vs. Vermeidungshaltung?

Logisch betrachtet kann ich das ja auch absolut nachvollziehen, aber wenn man erstmal in der Situation steckt, hat die Logik Sendepause.
Klar, wer ungeübt ist, kann in einer ausgewachsenen Panikattacke keinen inneren Schritt zur Seite machen und das Gefühl als Gefühl wahrnehmen. Es ist sinnvoll, mit weniger intensiven Gefühlen anzufangen.

Wenn Du z.B. mitten in einem Gespräch bist, beobachte kurz wie Du Dich gerade fühlst. Je häufiger Du das tust, desto leichter und selbstverständlicher wird es. Irgendwann kannst Du beides gleichzeitig, zuhören und Deine Gefühle wahrnehmen.

Beim Straßenbeispiel wäre es den Umweg zu gehen und so ohne Panik die eigenen Gefühle zu beobachen. Genau wie es möglich ist den Vogelgesang zu hören, während man nach rechts und links sieht, ist es möglich ins eigene Innere zu horchen. Wer das in nicht-Panik-Situationen gut hinbekommt, kann in leichten Angstsituationen schon einen Unterschied merken und das Angstgefühl "beobachten", sich innerlich so distanzieren. Das hinzukriegen dauert einfach seine Zeit.

Wenn ich mich von einem Gefühl blockiert fühle, stelle ich mir vor wie ich mich in einer Stunde fühlen werde, wenn ich mich nicht aufraffe und vergleiche es mit dem Gefühl, das ich vermutlich haben werde, wenn ich mich trotz des Gefühls doch aufraffe. Wenn es ganz schlimm ist, geht das nur für kleine Aktionen, aber seit ich das täglich wenigstens einmal mache, wird es leichter. Wenn mir eine große Aktion quer sitzt, zerteile ich sie (wenn es geht) in kleine Schritte und konzentriere mich nur auf den nächsten Schritt. Eins nach dem anderen.

Weiß nicht, ob das hilft, da ich nur generell schreibe. Wenn Du magst, kannst Du mir eine PN schreiben, vielleicht habe ich eine Idee zu Deinem konkreten Problem.
 
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Wie sich das praktisch umsetzen lässt, würde mich auch interessieren.

Hm, eigentlich ist es prinzipiell ganz einfach, ich spüre in mich rein, nehme meine Gefühle und Empfindungen wahr, versuche, das, was ich wahrnehme, in Worte zu fassen, die sie möglichst genau beschreiben und dann tut sich irgendwann was.
Manchmal geht 's ganz schnell und eine unangenehme Empfindung ist ruckzuck weg, sobald ich passende Worte dafür gefunden habe, aber manchmal dauert 's ewig, bis sich da etwas löst.
ZB hatte ich lange Zeit das Gefühl, dass in mir etwas versteinert war, da hab ich jahrelang immer wieder reinfühlen müssen, bis sich etwas tat.
Bei der Angst musste ich allerdings nicht extra reinfühlen, sie war praktisch permanent präsent, da ging 's drum, sie auszuhalten.
Ich weiß aber nicht, ob das Reinfühlen ein Patentrezept für alle ist, ich denke eher nicht.
Ich hab eine starke Wasserbetonung, bei mir läuft 's quasi von Haus aus über das, was ich fühle.
Man muss halt ausprobieren, was will man machen. :dontknow:
 
Ich hab viel versucht, aber nichts hat geholfen, also musste ich mich durchfühlen.

Vielen Dank für deine Antwort.
Vielleicht kommt es auch darauf an um welche Ängste es sich konkret handelt? Bei mir jedenfalls hat das Fühlen alleine nicht gereicht. Ich habe/hatte wahnsinnige Angst vor Konflikten mit einer bestimmten Art von Menschen und bin so ziemlich jeder Konfrontation mit ihnen aus dem Weg gegangen, habe meine wahren Gedanken und Gefühle verschwiegen um nicht abgelehnt oder "bestraft" zu werden.
Ich muss(te) auch handeln, ansprechen, aussprechen.
Erst dadurch wird es jetzt langsam besser, weil ich merke es passiert nichts. Ausser dass sich so mancher Mitmensch von mir abwendet weil er mit meiner Ehrlichkeit nicht umgehen kann.
Aber mich immer mehr selbst zu leben/sein ist das wert und die Ängste nehmen ab! :)
 
Ich ergänze den Satz um "zum Glück". Manche Menschen möchte ich lieber los sein, und Ehrlichkeit vertreibt sie zuverlässig und schnell - selbst wenn ich freundlich bin und mich um diplomatische Worte bemühe.

Hihi, da hast du Recht!
Aber es gibt auch Menschen wo das schmerzhaft ist,
im Moment z.B. ist es meine eigene Mutter die sich abwendet und nicht mit mir spricht. Das ist dann schon eine andere Nummer :(
 
Aber es gibt auch Menschen wo das schmerzhaft ist,
im Moment z.B. ist es meine eigene Mutter die sich abwendet und nicht mit mir spricht. Das ist dann schon eine andere Nummer :(
Stimmt. Ich wünsche Dir, dass sich das bald klärt und auflöst. Manche Wahrheiten müssen erst verdaut werden, wer weiß, was das in ihr ausgelöst hat :umarmen: Find ich gut, dass Du so mutig warst!
 
Das mit der Atmung (also einfach nur ruhig und tief) habe ich mir im Laufe der Zeit selbst beigebracht. Irgendwie komme ich damit schon "runter", aber mehr bewirkt es nicht oder ich kann es im Ernstfall nicht anwenden.

Hast du eine bestimmte Art von Yoga gemacht bzw. unter Ableitung?
Dass das Lösen körperlicher Blockaden auf die Psyche Auswirkungen haben kann, glaube ich absolut. Das ist ein interessanter Einwand, auf den ich in dem Zusammenhang selbst nicht gekommen wäre.

Ich konnte das richtige Atmen auch erst nach einer Weile erfolgreich im "Angstfall" einsetzen, vorher braucht es genug "Trockentraining" und zugleich eben das Arbeiten mit positiven Bildern/Autosuggestionen während man ruhig ein- und ausatmet, das verbindet den Atem mit positiven Emotionen und man kommt langsam ein Stück raus aus der Enge, die gefühlt und tatsächlich physisch bei Panik vorhanden ist, irgendwann einmal kann man einen Schritt zurücktreten, wenn die Angst einsetzt und sich sagen, es ist nur ein Gefühl, es kommt und geht, atme ruhig tief ein und aus und gehe weiter, nichts wird dir passieren.
Allerdings braucht man viel Hartnäckigkeit und zugleich Geduld mit sich, die kleinen Erfolge zählen, ich habe etliche Jahre gebraucht, um mich rauszubewegen, in der verkürzten Schilderung kommt das wahrscheinlich "zu einfach" rüber, das war es aber nicht, nur irgendwie war schnell das Vertrauen da, dass ich auf dem richtigen Weg bin und habe ich diesen konsequent weiterverfolgt, weil ich bemerkt habe, dass er mir gut tut, auch wenn ich nicht sofort angstfrei war. Man hat auch immer wieder mal Rückfälle, davon darf man sich nicht entmutigen bzw. vom Weg abbringen lassen.

Die Heilung von Traumata und Blockaden dauert einfach, sie haben sich ja oft auch schon über Jahre festgefressen und physisch und psychisch manifestiert. Bis die Information "gelöscht" ist, kann schon etwas Zeit vergesen. Ich hatte nebenbei bemerkt auch das Glück, dass in den Jahren, wo ich so aktiv an mir gearbeitet habe, insgesamt sehr viel Gutes passiert ist und nichts "Retraumatisierendes", dieses Glück haben leider nicht alle, somit konnte ich immer ein Stückchen weiter nach vor gehen und habe mich maximal selbst zurückgeworfen, aber von außen kam kein zusätzlicher Ballast.

Ich praktiziere Hatha Yoga und habe es nach einem Buch selbst ausgebaut, da ich mich in Gruppen nie wohlgefühlt habe. Was einen anspricht (es gibt sehr unterschiedliche Lektüre zu Yoga), kann man selbst rausfinden, wenn man sich einige der Bücher anschaut, ich habe den Stil von Anna Trökes immer für angenehm befunden und mein Hauptaugenmerk auf die Übungen gelegt, sie wirken nämlich auch ganz ohne viel Worte rundherum. ;) Das ist ihr wahrer Zauber.
 
@MelodiaDesenca

Das finde ich sehr gut formuliert, so war es bei mir auch.

Allerdings braucht man viel Hartnäckigkeit und zugleich Geduld mit sich, die kleinen Erfolge zählen
Genau, das ist vermutlich am allerwichtigsten. Ich habe mir immer wieder gesagt, dass ich das weitermache, bis ich es geschafft habe, dass ich mich von diesem Mist nicht länger einschränken lasse.

Manchmal ist es schwer stolz auf sich zu sein, wenn die Erfolge klein sind oder sogar ganz ausbleiben. Dann hilft es stolz darauf sein zu können, dass man durchhält - naja, mir hat das geholfen. Ich habe nichts neues ausprobiert sondern weiter gemacht und die Durststrecke durchgestanden.

Vielleicht ist das das Problem bei einigen: dass sie immer wieder neue Methoden ausprobieren statt bei einer zu bleiben. Diese es-funktioniert-nicht-Momente gehören wohl einfach dazu und wollen überwunden werden. Ist beim (Profi)Sport nicht anders, jede*r Trainer*in kann davon ein Lied singen.
 
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Hihi, da hast du Recht!
Aber es gibt auch Menschen wo das schmerzhaft ist,
im Moment z.B. ist es meine eigene Mutter die sich abwendet und nicht mit mir spricht. Das ist dann schon eine andere Nummer :(

Steht das Gespräch mit der dritten Person noch bevor oder hat deine Mutter es abgesagt?
 
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