۩۞۩ ..... Ägypten - Atlantis

Kapitel 19


Ein Geräusch liess Ultied aufhorchen. Er hatte die Augen noch geschlossen. Stein! Es war die steinerne Platte des Sarkophages. Sie wurde zurück geschoben. Er war zurück! Ultied spürte in sich hinein. Er hatte die Arme über seiner Brust gekreuzt, so wie am Anfang seiner Reise. Er fühlte sich stark. Stark von innen heraus. Stark im Herzen und in seiner Gedankenkraft. Ultied öffnete seine Augen. Ein vertrautes Gesicht schob sich über den Steinsarkophag. Es war Shin-Baatu, nach ihm der ranghöchste der Priesterschaft. Ein seeliges Lächeln huschte über sein Gesicht. Er kreuzte seine Arme über der Brust und verbeugte sich. So tief, dass Nefreth seine blankpolierte Glatze entgegen strahlte. "Du bist wieder da. Nefreth, höchster hoher Priester ganz Ägyptens." Ja, er war nun Nefreth - Ultied war tot. Shin-Baatu hielt ihm seinen Arm hin, um Nefreth den Ausstieg aus dem Sarkophag zu erleichtern.

Als er wieder Boden unter den Füßen hatte, wurde ihm zuerst seine neue Kleidung gereicht. Das grosse Ornat des ägyptischen Hohepriesters. Nefreth zog sich die Kleider an. "Ich vermisse den Hauptmann, Shin-Baatu und.... wo ist Nanchi-ankh-sun?" Shin-Baatu erzählte Nefreth wie der Hauptmann zu Tode gekommen war und was zwischen Nanchi-ankh-sun und ihrer Schwester Anchor-ankh-sun vorgefallen war. "Deine Gemahlin ist bei ihrem Vater, dem Pharao und ihre Schwester ist zunächst in Gewahrsam genommen worden, Hohepriester. Der Pharao erwartet Dich, sobald Du fertig bist, Hohepriester.......unverzüglich." "Zuerst muss ich in meine Gemächer zurück, um meine alte Kleidung zu verbrennen, so verlangt es das Gesetzt und die Bestimmung, danach werde ich sofort zum Pharao gehen," entgegnete Nefreth. "Du hast Recht Nefreth, das erfordert das Gesetzt." "Gehe Du vor in mein Gemach, Shin-Baatu und schüre ein Feuer für das Ritual, ich komme sofort nach, wenn ich hier fertig bin." "So soll es sein, Nefreth."

Shin-Baatu verliess den Raum und ging in Richtung der Hohepriester-Gemächer. Nefreth setzte sich einen Moment und zog sich dann sein Schuhwerk an. Er bückte sich herunter und hatte plötzlich das Gefühl, nicht mehr allein zu sein. Langsam drehte er seinen Kopf in Richtung Eingangstür. Sein Gefühl hatte ihn nicht getrogen. Er war nicht allein. Nanchi-ankh-sun, seine Gemahlin, stand in der Türfüllung. Leise hatte sie sich angeschlichen und sah ihm lächelnd zu. "Nanchi", entfuhr es Nefreth. Er sprang auf, ging auf sie zu und nahm sie in den Arm. Er küsste sie leidenschaftlich. "Du fühlst Dich sehr stark an, mein Liebster, sagte sie. Dies hier wird Dich noch stärker machen." Sie reichte ihm den Ring. "Anchor-Mu - Du hast ihn bewahrt, das war eine gute Tat!" Nefreth streifte den Ring über. Ein leichter bläulicher Schimmer wanderte über Nefreths Hand. Sie waren wieder verbunden! Nefreth strich Nanchi zärtlich über die Wange. "Gehe Du nun zu Deinem Vater und sage ihm , dass ich mich fertig mache und und gleich bei ihm bin. Ich werde noch das Ritual zum Ende führen." Nanchi nickte ihm nur kurz zu und ging zurück zum Pharao.

Nefreth machte sich auf den Weg zu seinem Gemach, um das Ritual zu vollenden. Shin-Baatu hatte das Feuer gut angefacht. Nefreth nahm seine alten Kleider und warf sie nacheinander ins Feuer. Kurz darauf machte er sich auf den Weg zum Pharao. Die doppelflügelige Portaltüre zum Thronsaal des Pharaos war geschlossen, als die beiden hier postierten Wachen jedoch den Hohepriester sahen, öffneten sie die Türen weit für ihn. Nefreth trat ein und sah bereits Nanchi an der Seite ihres Vaters sitzen. Er verbeugte sich vor dem ägyptischen Führer und bekam einen Platz direkt neben ihm zugewiesen. Der Pharao vertraute seinem Hohepriester, dessen Vater schon sein bester Freund war. Er war es, der ihm den Ring vermacht hatte, welcher ihm zu noch größerer Macht verholfen hatte. Aber er wusste damals auch, dass dieser Pharao ihn niemals missbrauchen würde. Der Pharao beugte sich leicht zu seinem Schwiegersohn vor. "Was rätst Du mir im Bezug auf meine jüngste Tochter, Nefreth? Alle erwarten von mir härteste Bestrafung für sie."

Nefreth liess sich einen kleinen Moment Zeit, bevor er antwortete.
"Nun grosser Pharao, es sind viele schlimme Dinge passiert in den drei Tagen während meiner Reise. Wie ich erfahren habe, ist auch die Isis-Hohepriesterin völlig überraschend ums Leben gekommen, obwohl sie sich bester Gesundheit erfreute. Eine Stellung, um die sich Deine Tochter sehr bemüht hat, obwohl man ihr diesbezüglich in keiner Weise etwas beweisen könnte, dass im Zusammenhang mit ihrem Tod steht. Ich denke schon, dass Du wegen der anderen Dinge um eine gewisse Strafe für Anchor-ankh-sun nicht herum kommen wirst. Es würde Dir nicht gut zu Gesicht stehen und ein schlechtes Licht auf Dich werfen, wenn Du nichts tätest. Allerdings verstehe ich Deine Not. Sie ist Deine Tochter und Deine Liebe verbindet Euch. Vielleicht wäre es gut, sie schnell in ihr neues Amt einzuführen. Sie hat alle Prüfungen erfüllt und so war es ja auch geplant, wenn der Ernstfall eintritt. Ihr so eine Art Hausarrest für eine gewisse Zeit aufzuerlegen, halte ich für eine angemessene Vorgehensweise. So wäre sie aus der Schusslinie und aus der Öffentlichkeit heraus genommen und die Dinge könnten sich schnell wieder beruhigen."

"Ich bin sehr froh, Dich an meiner Seite zu wissen, Nefreth. Und ich bin auch sehr froh darüber - er nahm je eine Hand von Nanchi-ankh-sun und Nefreth - euch beide zusammen zu wissen. Du bist heute schon so weise, wie Dein Vater, den ich meinen besten Freund nannte. Er war es, der durch das Geschenk des einen mächtigen Ringes unsere Völker auf immer verband." "Und in seiner Weisheit hat er sein Geschenk auch an einen sehr weisen Freund gegeben. Aber Du solltest nun noch stärker darauf achten, dass er gut bewahrt ist, grosser Pharao. Mein Gefühl sagt mir, dass Kräfte auf dem Plan sind, die seiner habhaft werden wollen." "Er ist gut verwahrt, Nefreth. Sobald ihr diesen Raum verlassen habt, wird er wieder meine Hand zieren." Nefreth nickte nur, völlig überzeugt war er jedoch nicht.

Als er sich vom Pharao verabschiedete, beschlich ihn ein Gefühl der Wehmut, dass er noch nicht recht einordnen konnte. Er war auch wie ein Freund für Nefreth geworden im Laufe der Jahre, genau wie damals für seinen Vater. Als Nefreth durch die Tür hinaus ging drehte er sich kurz zum Pharao um. Nanchi war noch bei ihm geblieben und einer seiner vertrauten Diener brachte die Schachtel mit dem Ring sogleich wieder heran. Er verbeugte sich vor ihm und hielt ihm die Schachtel entgegen. Dann schloss er die Augen. Der Pharao öffnete die Schachtel, entnahm den Ring und setzte ihn auf seine Fingerkuppe. Leicht rötliches Licht flackerte auf und der Ring zog sich von selbst bis ans Ende des Fingers. Dann schien er mit dem Pharao zu verschmelzen.

"Bestrafe sie nicht zu hart, Vater", bat Nanchi-ankh-sun den Pharao. Sie ist noch so jung und hat noch so viel vor sich. Sie wird lernen, sich wie eine oberste Priesterin zu verhalten und sich mässigen, Du wirst sehen. Sie weiss was sie will und sie weiss, wie sie ihren Willen durchsetzen kann, auch wenn es nicht immer klappt und ihre Mittel noch nicht die richtigen sind. Ich überlege gerade, von wem sie das wohl haben mag" und zog kaum merklich ihre rechte Augenbraue etwas hoch. Der Pharao schmunzelte, die Anspielung war ihm nicht entgangen. "Sie wird ihre Strafe erhalten. Kümmere Du Dich in der Zwischenzeit um die Angelegenheiten der Isis, meine Tochter. Sie wird einige Wochen nicht in der Stadt sein".....

Nanchi-ankh-sun verabschiedete sich von ihrem Vater mit einer Verbeugung und verliess den Saal. Nefreth war inzwischen wieder in seinem Gemach angekommen. Drei Tage hatte er in einem Sarkophag gelegen und nun überkam ihn nach nur ein paar Stunden die Müdigkeit. Aber es war kein normaler Schlaf gewesen. Er sah ein, dass er sich ausruhen musste und entledigte sich seiner Amtskleidung. Dann legte er sich auf sein Bett. Keine halbe Minute später war er eingeschlafen. Ein Traum setzte ein.


Er sah sich an der Spitze einer Menschenprozession schreiten. Es war heiss. Nefreth drehte sich um. Viele bekannte Gesichter sah er hinter sich. Nanchi war gleich hinter ihm. Und Anchor-ankh-sun! Sie trug die Gewänder der Isis Hohepriesterin. Neben ihr zwei Palastdiener. Sie trugen 4 Kanopen. Es war eine Bestattung! Sie befanden sich im Tal der Könige. Noch einmal drehte sich Nefreth um. Ein reich verzierter hölzerner Sarkophag wurde von acht Männern getragen. Oben auf lag eine Kopfbedeckung, die Nefreth nur allzu gut kannte.....

Der Pharao!

Nefreth schreckte hoch....

 
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Kapitel 20 1. Teil


Mit Hilfe des Ringes, den Elmer auf den Boden drückte konnten Elmer, Nani und Ahmed alle drei sehen, wie sich die vier Eindringlinge unter ihnen langsam fortbewegten in Richtung Eingang zur Halle. "Wir müssen dringend etwas unternehmen Elmer," sagte Ahmed mit erschrockenem Blick. "Ja, das müssen wir Ahmed, wir können jetzt nicht zurück." Sie sahen wie Bud McIntosh langsam seinen Freund Al Solomon überholte und interessiert vorwärts ging. Plötzlich spürte Elmer Nanis Hand auf seiner und wie sie Druck ausübte. "Schau wer da kommt", sagte sie mit entsetztem Gesicht,.... "Anchor-ankh-sun........meine Schwester!" Sie sahen, wie sie sich von hinten dem Anführer Solomon näherte und ihm dann ihre Hand auf die Schulter legte. Solomon erschrack. Leider konnten sie nicht hören, was sie dort unten sprachen. Sie konnten sie nur sehen. Alle Männer traten hinter Anchor-ankh-sun zurück.

"Sie wird die Sperre überwinden, ihr werdet sehen," sagte Ahmed. Elmer schwieg noch einen Moment. Er hatte die Augen geschlossen und schien irgendwie in die Situation hineinspüren zu wollen. Dann öffnete er seine Augen und sagte: "Sie ist nicht sie selbst und wird gesteuert, aber ich kann noch nicht spüren, wer oder was dahinter steckt." "Da ist noch jemand", sagte Angie und sie sahen, wie ein weiterer Mann, den sie noch nie gesehen hatten zu Anchor-ankh-sun nach vorne trat. Sie fassten sich bei den Händen und kurz darauf war ein leichtes bläuliches Leuchten zu sehen. Ein Brummton erfüllte den Raum und dann entlud sich alles in einem blauen Blitz. "Sie sind durch," sagte Ahmed mit panischer Stimme, "wir müssen etwas tun!" "Lasst uns zurück gehen," sagte Elmer, hob seine Hand vom Boden hoch und bewegte sich zurück in die Richtung, aus der sie gerade erst gekommen waren. Die beiden folgten ihm.

Unter ihnen betraten sechs Menschen die Halle der Aufzeichnungen. Vier von ihnen mit weit aufgerissenen Augen und offen stehenden Mündern. Zuckende Lichtstrahlen von Taschenlampen und Stirnleuchten verbreiteten eine unruhige Atmosphäre. Die Männer um Solomon betrachteten neugierig und ehrfürchtig die vielen Dinge, die in dieser Halle gelagert waren. Neben Tontafeln, Papyrusrollen, Schmuck, einigen seltsamen Artefakten, auf die sie sich keinen Reim machen konnten und mehreren Standfiguren fielen ihnen mehrere schrankartige, steinerne Gebilde auf. Auf eines davon steuerte Angie zielsicher zu. Es war in einer Nische plaziert und sieben kleine Säulen zierten die Front......

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Anchor-ankh-sun war zufrieden. Hoch erhobenen Hauptes schritt sie die Treppenanlage hinunter, die sie unter der Pranke der Sphinx beginnend bis in die Halle der Aufzeichnungen bringen würde. Sie trug die Amtskleider der Isis-Hohepriesterin und hatte dieses Amt seit einigen Wochen inne. Ihre Vorgängerin war - für alle völlig überraschend - plötzlich aus dem Leben gerissen worden. Ein Löwenpaar hatte sich über sie hergemacht, als sie bei einer Inspektion der Käfige der wilden Tiere in der Nähe des Palastes von ihnen angefallen wurde. Jemand hatte vergessen, die Käfigtüre zu schliessen und Nancor und Angchor, dass Löwenpaar welches Nanchi-ankh-sun mit ihrem Geist beherrschte, zerriss sie innerhalb von Sekunden. Anchor-ankh-sun war nicht zugegen gewesen und der Wärter wurde mit dem Tode für seine Nachlässigkeit bestraft. Anchor-ankh-sun war die vorgesehene Nachfolgerin - sie hatte ihr nächstes Ziel erreicht.

Heute sollte die Halle der Aufzeichnungen ihrer Bestimmung übergeben werden. Nefreth, der ägyptische Hohepriester, war in der grossen Pyramide und steuerte durch den geheimen Gang von dieser Seite auf die Halle zu. Anchor-ankh-sun betrat als höchste Vertreterin des Isis-Ordens von dieser Seite aus die Halle. Alle sollten dann in der Halle der Aufzeichnungen zusammentreffen und zum Schluss würde der Pharao hinzukommen und am Ende die Halle in einem feierlichen Akt verschliessen. Einen langen Prozessionszug von Isis-Priesterinnen und hochgestellten ägyptischen Persönlichkeiten hinter sich herziehend schritt Anchor-ankh-sun Stufe für Stufe hinab, bis sie den untersten Grund der Anlage erreicht hatte. Durch den mit Fackeln erleuchteten Gang ging es nun weiter bis zu der offen stehenden Eingangstüre, welche später nach dem Verschliessen in der Wand nicht mehr zu sehen sein würde und nur mit einem magischen Ritual und speziellen Druckpunkten an der Decke wieder geöffnet werden könnte. Die Isis-Hohepriesterin betrat die Halle und nahm mit ihrem Gefolge die Mitte des Raumes ein. Die anderen Besucher verteilten sich ringsum an den Aussenwänden. Stille kehrte nun ein, nachdem jeder seinen Platz eingenommen hatte.

Gespannt schauten die Anwesenden auf eine Wand, auf die Anchor-ankh-sun ihren Blick gerichtet hatte. Kurz darauf war ein leiser Brummton zu hören. Bläuliches Licht in Form eines kleinen Punktes der sich schnell erweiterte, drang dann von der anderen Seite der Wand hindurch in die Halle. Der Punkt nahm die Form eines Kreises an und schaffte für die auf der anderen Seite der Halle stehenden Menschen einen mannshohen Durchgang. Dann schritt die Prozession der glatzköpfigen ägyptischen Priester, angeführt von Nefreth dem Hohepriester, durch den geschaffenen Durchlass und versammelte sich in der Mitte der Halle. Alle Priester hatten ihre Hand auf die Schulter des Vordermannes gelegt und liessen erst auf ein Zeichen Nefreth's los, als er den Ring auf den Durchlass richtete und ihn wieder verschlossen hatte. Ein Augenpaar fixierte den Ring an Nefreth's Hand. Nefreth hatte es sofort bemerkt. Er war der erste Teil ihrer Begierde. Anchor-ankh-sun!

Trommeln ertönten. Der Pharao war auf dem Weg in die Halle. Ehrfurchtsvoll wurde im mittleren Teil der Halle Platz gemacht für das mächtige Oberhaupt des ägyptischen Volkes. Als der Pharao dann im Eingang der Halle erschien, verneigte sich alles Volk und Nefreth entfernte sich rückwärts in leicht gebückter Haltung. Der Pharao trug seinen Ring und Nefreth den ihm anvertrauten. Sie durften auf keinen Fall zu nahe zusammen gebracht werden! Dies würde eine Katastrophe ungeahnten Ausmasses heraufbeschwören, welche zuletzt in Atlantis stattgefunden hatte.

Der Pharao nahm auf dem eigens für ihn aufgestellten Thronstuhl Platz und hob seine Hände, als er mit seiner Rede begann. Nefreth's Blick blieb auf Anchor-ankh-sun haften. Sie sah den Pharao an - so hatte es jedenfalls den Anschein. Tatsächlich hatte sie nur Augen für den Ring, den er an seiner Hand trug. Er war das zweite Objekt der Begierde, welches Anchor-ankh-sun umtrieb. Sie wollte ihn und auch den zweiten Ring. Die ganze grosse Macht zu haben, dass war ihr Ziel! Plötzlich ruckte ihr Kopf ein Stück herum und sie sah Nefreth direkt an. Sie merkte, dass er ihre Gedanken erkannt hatte. Ein funkelnd feuriger Blick verliess ihre Augen in seine Richtung. Der Krieg war erklärt - mit einem einzigen Blick und ohne ein einziges Wort.

Nanchi-ankh-sun, die ihren Vater begleitet hatte und an seiner Seite sass, hatte den Blickwechsel der beiden bemerkt. Besorgt sah sie ihren Gemahl an. Nefreth würde niemals zulassen, dass sie auch nur den Hauch einer Chance erhielt, der Ringe habhaft zu werden. Und ihre Schwester? Anchor-ankh-sun war für ihren starken Willen bekannt - und für ihre Verschlagenheit. Nanchi beschlich ein ungutes Gefühl und sie machte sich plötzlich Sorgen um ihren Vater. Der Pharao war mit seiner Rede zum Ende gekommen und erhob sich von seinem Thron. Alle Anwesenden verneigten sich abermals als er an ihnen vorbeischritt und machten ihm Platz.

Plötzlich erfüllte ein leichtes Zittern die Halle. Wände, Decke und Boden schienen in Schwingung zu geraten. Der Boden schwankte und alle hatten das Gefühl von Schwindel. Die Menschen suchten Halt. Säulen und Wände wurden angesteuert, um sich festhalten zu können. Gesteinsbrocken fielen plötzlich von der Decke herab. Das Schwanken wurde immer heftiger. "Schnell hinaus mit Euch", rief Nefreth. "Es ist ein Erdbeben! Schnell, kümmert euch um den Pharao!" Die Erde bebte inzwischen so stark, dass an ein geordnetes Vorwärtskommen überhaupt nicht mehr zu denken war. Panisch klammerten sich die Menschen an den nächstbesten festen Gegenstand in der Hoffnung, nicht umgerissen zu werden. Nanchi-ankh-sun hatte sich bei ihrem Vater untergehakt und versuchte verzweifelt die Treppe zu erreichen. Da löste sich ein schwerer Steinblock aus der Deckenkonstruktion. Er stürzte im Bruchteil eines Augenblickes zu Boden und traf den Pharao. Nanchi-ankh-sun konnte es nicht fassen. Gerade hatte ihren geliebten Vater noch im Arm und im nächsten Augenblick war er ihr entrissen und lag zerschmettert neben ihr am Boden.
Nefreth wurde fast verrückt. Der erste Impuls war natürlich zu helfen und zu Nanchi zu laufen - doch er konnte nicht! Wenn er mit dem Ring an seiner Hand in die Nähe des Pharaos kam und dieser seinen Ring noch trug, war es um Ägypten geschehen! Die Verzweiflung und der Schmerz standen Nanchi im Gesicht geschrieben und raubten ihm fast den Verstand. Anchor-ankh-sun kam heran zu den beiden und Nanchi hoffte auf ihre Hilfe für den Pharao. Doch es zeigte sich sehr schnell, dass sie nur den Ring im Sinn hatte.......




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Kapitel 20 Teil 2


Anchor-ankh-sun schritt weiter auf die Nische zu und blieb plötzlich stehen. Sie verlangte eine Taschenlampe und einer der Männer gab ihr seine Stablampe. Sie leuchtete den Boden ab. "Es war schon jemand hier kurz vor uns. Seht die Fußabdrücke!" Dabei deutete sie mit dem Strahl der Lampe auf die deutlich erkennbaren Fußspuren, die sich in den Staub eingedrückt hatten. Sie waren frisch. Das war genau zu sehen. Alle sahen sich plötzlich panisch um und suchten die Halle vorsichtig ab. Der Eindringling könnte ja noch hier sein. Anchor-ankh-sun jedoch liess sich nicht weiter beirren. Sie steuerte zielstrebig weiter auf die Nische zu und hob kurz davor ihre Hand, um sie auf die mittlere der sieben Säulen zu legen. Sie sprach die Worte: "Nish akkad Anchor-ankh-sun" und drehte die Säule leicht zur rechten Seite. Es klickte leise und eine Schublade sprang heraus. Ein goldverziertes Kästchen befand sich darin. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Mit fast zärtlich anmutenden Bewegungen hob Anchor-ankh-sun das Kästchen aus der Lade heraus und stellte es vor sich ab. Ein feierlicher Moment! Sie öffnete den Deckel.......

Aira Mu sah sie an!

Sie konnte seine Macht deutlich spüren und nun war er endlich in ihrem Besitz. Vorsichtig nahm sie ihn aus dem Kästchen heraus. Sie legte ihn in ihre linke Hand und fuhr zärtlich mit dem rechten Finger darüber, umkreiste das goldene Rund des Ringes. Dann plazierte sie die Fingerkuppe ihres rechten Mittelfingers in der Mitte des Ringes, der in ihrer linken Hand lag. Sie wartete einen kurzen Moment ab. Ein Kribbeln stieg auf. Rötliches Licht umkreiste die Ringschiene. Dann wanderte das Licht ihren Finger hoch und wieder herunter. Er checkte sie ab. Es war wie ein Scan der ablief. Dann war Stille. Anchor-ankh-sun wurde unsicher. Würde er sie nicht annehmen? Gerade als sie daran dachte, die Fingerkuppe aus dem Ring herauszunehmen, passierte es. Kräftiges rotes Licht erfüllte den kompletten Ring. Langsam bewegte er sich Anchor's Finger herauf bis zum Ende des Fingers. Er richtete sich aus, den Stein oberhalb des Fingers und "schloss". Er zog sich zusammen. Nanchi-ankh-sun hatte seine Macht! Sie spürte seine Kraft in sich und drehte sich um zu den anderen.

Solomon sah den Ring zuerst an ihrer Hand. Ein Feuer der Wut stieg in seinen Augen auf. Diese kleine Schlampe, dachte er. Es war seine Idee, es war sein Projekt, es war sein Geld, dass hier drin steckte und es war sein Ring! Wütend steuerte er auf Nanchi-ankh-sun zu. Er wollte den Ring. Er gehörte ihm! Als er etwa fünf Meter von Nanchi-ankh-sun entfernt war, hob sie die Hand. Der Ring zeigte genau auf ihn. Solomon liess sich nicht beirren und ging entschlossen auf sie zu. Ein roter Blitz verliess den Stein der auf dem Ring aufgebracht war und traf Alexander Solomon mitten in die Brust. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit wurde er gepackt und gegen die Wand der Halle geschmettert. Die Wucht des Aufpralls und das heftige Knacken seiner Knochen liessen keinen Zweifel daran, dass Solomon den Aufprall nicht überlebt hatte. Schlaff und unbeweglich lag sein Körper auf dem Boden der Halle. Blut ergoss sich auf den Boden.

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Elmer, Nani und Ahmed waren zu spät! Die Eindringlinge unter ihnen waren schneller vorwärts gekommen, als sie gedacht hatten. Elmer war sehr schnell klar geworden, dass er nicht mehr eingreifen konnte. Es wäre unverantwortlich gewesen, in die Nähe des Ringes zu kommen und beide Ringe zu nahe zusammen zu bringen. Sie hatten die Szenen verfolgen können, die sich unter ihnen abspielten. Entsetzt hatten sie mit ansehen müssen, wie Anchor-ankh-sun einen der Männer mit Hilfe des Ringes gegen die Wand geschmettert hatte. Er war tot. Geschockt über das eben Geschehene wagten die anderen es nicht, etwas gegen die seltsame Frau zu unternehmen. Bud McIntosh war kreidebleich. Langsam ging er zu seinem langjährigen Freund herüber und bückte sich zu ihm hinunter. Als er ihn aus der Nähe sah, hatte er keine Hoffnung auf Leben. Trotzdem fasste er an seine Halsschlagader um zu prüfen, ob noch Puls vorhanden war. Doch es war Fakt - Alexander Solomon war tot!

Schmerz übermannte ihn und seinem Schluchzen folgten Tränen. Doch während er seinem toten Weggefährten zärtlich über den Kopf strich, verwandelte sich sein Gesichtsausdruck in puren Hass und Zorn. Wutentbrannt zog er seine Pistole aus der Jacke und feuerte auf Anchor-ankh-sun, bis die letzte Patrone den Lauf verlassen hatte. Sechs Kugeln trafen sie in Brust und Kopf. Mit weit aufgerissenen Augen brach die junge Frau zusammen. Blut quoll aus ihren Mund. Dann brach sie zusammen. Niemand sah, dass der Ring sich, begleitet von einem rötlichen Licht, von ihrem Finger löste.

Bud McIntosh ergriff die Initiative. "Ihr zwei nehmt Al mit nach oben und packt diesen Blödmann da auch mit ein," wies er auf den Fahrer, der wie bestellt und nicht abgeholt da stand. "Ihr beide helft mir mit dem Sprengstoff," rief er den anderen beiden Männern zu. Sofort begannen sie aus einem mitgebrachten Rucksack Sprengstoff und Zeitzünder auszupacken und an verschiedenen Stellen zu plazieren. "Das Weibstück lassen wir hier liegen," sagte er mit einem wütenden Blick auf die tote Anchor-ankh-sun. "Ich stelle den Zeitzünder auf 10 Minuten ein und jetzt alle Mann raus hier!"
Kurz darauf war die Halle leer. Nur die blinkenden Lichter der Uhren auf den Zeitzündern waren noch zu sehen.

Elmer, Ahmed und Nani blieb jetzt nur diese eine Chance. Ohne viele Worte war allen klar, was nun zu tun war. "Du holst ihn, Ahmed. Ich kann nicht hinunter zu ihm." Elmer hielt die Hand mit seinem Ring hoch. "Schon klar," antwortete Ahmed. "Ich öffne Dir und Du musst dann schnellstens die Treppe hoch. Hier bei mir kannst Du wegen des anderen Ringes nicht mehr rein." "Alles klar Elmer!" Schnell begaben sie sich an die Stelle in der Wand, an der sie kurz zuvor schon eingestiegen waren. Sie fassten Elmer an die Schulter. Der Ring schuf die Öffnung und Ahmed ging hinein. Schnell lief er die Empore entlang, die Treppe nach unten und nahm den neben Nanchi's Hand liegenden Ring an sich. Elmer hatte den Durchgang bereits wieder verschlossen. Ahmed sah vier ausgelegte Sprengsätze. Die ganzen Treppenstufen hoch schätzte er auf drei Minuten. Sein Blick streifte einen Zeitzünder.

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Kapitel 21


Das Beben erreichte seinen Höhepunkt und Staub erfüllte die Luft in der Halle. Die Menschen schwankten hin und her und wer keinen festen Halt hatte, wurde wie ein Spielball hin und her geworfen. Nefreth hatte kleine Schweissperlen auf seiner Stirn. Sein Atem ging heftig und seine Brust hob und senkte sich stark. Der Staub machte allen sehr zu schaffen. Einige Meter von ihm entfernt sass seine geliebte Frau Nanchi-ankh-sun auf dem Boden, den Kopf des toten Pharaos auf ihren Schoss. Sein Körper war zur Hälfte von einem tonnenschweren Stein zerquetscht, der sich durch das Beben aus der Decke gelöst hatte und ihn getroffen hatte. Lediglich ein Teil seines Oberkörpers und seines Armes an dem sich sein Ring befand, waren noch zu sehen. Nanchi streichelte den Kopf ihres Vaters. Tränen liefen über ihr Gesicht und vermischten sich mit ihrer vorhin noch schönen Gesichtsbemalung und dem Staub und Sand, der die Luft der Halle schwängerte zu einem unschönen Brei.

Hilfesuchend schaute sie umher und brach mit ihrem Blick fast das Herz ihres Gemahls Nefreth. Anchor-ankh-sun bewegte sich vorsichtig halb kriechend und halb krabbelnd wie ein Kind auf ihre Schwester und den toten Pharao zu. Nanchis hilfesuchender Blick erreichte ihre herannahende Schwester. Sie streckte eine Hand zu ihr aus. Doch ihre Schwester hatte keinen Blick für sie und ignorierte die ihr entgegengestreckte Hand. In dieser höchst schlimmen Situation hatte Anchor-ankh-sun nur Augen für Eines:

Den Ring an der Hand des toten Pharaos!

Nefreth erkannte die Gier in Anchor-ankh-sun. Sie war nicht mehr sie selbst und sie würde nun alles tun, um an den Ring zu gelangen. Es war zum Verrückt werden! Er konnte nicht näher heran, um zu helfen. Wenn die Ringe zu nahe zusammen kommen würden, käme es zu einer grossen Katastrophe, dass konnte und wollte er nicht riskieren. Nanchi war in ihrem Schmerz um den toten Vater gefangen. Den hilfesuchenden Blick auf ihre Schwester gerichtet, bekam sie in ihrem Schmerz nicht mit, dass Anchor-ankh-sun nur den Ring im Sinn hatte. Als Anchor-ankh-sun ebenfalls ihre Hand ausstreckte, glaubte Nanchi-ankh-sun dass ihre Schwester ihre Gefühle teilt und ihr in dieser schmerzhaften und schweren Stunde beistehen wollte. Umso grösser war ihre Enttäuschung, als die Hand ihrer Schwester an ihr vorbei glitt und des Pharaos Hand ergriff. Erst jetzt wurde Nanchi-ankh-sun klar, welche Absicht ihre Schwester hegte. Der Ring Aira-Mu hatte sich am Finger des Pharaos gelockert, als das Leben aus seinem Körper gewichen war. Es war ein Leichtes für sie, den Ring an sich zu nehmen.

Nanchi war unfähig zu einer Reaktion. Der grosse Schmerz über den Tod des Vaters und die Enttäuschung über die Gier und die Gleichgültigkeit ihrer Schwester liessen sie erstarren. Sie war wie paralysiert. Anchor-ankh-sun hatte den Ring vom Finger des Pharaos abgezogen. Aira-Mu lag in ihrer Hand. Sie verschloss ihre Hand zu einer Faust und ohne ihre Schwester oder den toten Vater auch nur eines einzigen Blickes zu würdigen, drehte sie sich um und bewegte sich in Richtung der Treppe, um die Halle zu verlassen. Ein Ausdruck der Zufriedenheit und des Stolzes hatte ihr Gesicht überzogen, als sie hoch erhobenen Hauptes die erste Stufe der Treppe betrat. Die Erdstösse hatten an Heftigkeit deutlich abgenommen.

Als Anchor-ankh-sun die erste Treppenkehre passiert hatte und aus dem Blickfeld verschwand, begab sich Nefreth sofort zu seiner am Boden sitzenden Frau mit ihrem toten Vater im Arm. Tief verletzt schmiegte sich Nanchi-ankh-sun Trost suchend an ihren Gemahl und liess ihren Tränen freien Lauf. Tröstend strich Nefreth ihr über das von Staub, Sand und Tränen verschmierte hübsche Gesicht. Bedienstete und Mitglieder der Priesterschaft kamen heran sahen bestürzt auf die traurige Szene. Nefreth half Nanchi-ankh-sun auf und es wurde damit begonnen, den schweren Stein zu entfernen, um den toten Körper des Pharaos zu befreien.
Nefreth wollte Nachi-ankh-sun den Anblick des zerschmetterten Körpers des Pharaos ersparen, wenn der schwere Steinquader entfernt war und forderte sie auf ihm zu folgen. Langsam löste sie den Blick und vertraute sich dem Arm ihres Mannes an, um die unglückseelige Szene zu verlassen.

Vorsichtig stiegen sie die Treppenstufen hinauf. Nefreth hatte die Stufen ständig im Blick um zu vermeiden, plötzlich auf Anchor-ankh-sun zu treffen. Die Energie der beiden Ringe durfte auf keinen Fall zu nahe zusammen kommen. Dann hatten sie endlich die Oberfläche erreicht. Die Schäden durch das Erdbeben hielten sich in Grenzen. Grössere Bauwerke wie die Pyramiden oder die Sphinx selber wiesen keine Schäden auf. Lediglich an kleineren Häusern waren teilweise Einstürze zu erkennen. Auch waren allem Anschein nach keine weiteren menschlichen Verluste zu beklagen. Nefreth wollte sich nun zuerst um seine Frau kümmern und brachte Nanchi-ankh-sun in ihre gemeinsamen Gemächer. Sein Blick fiel auf die prächtige Strasse, die zum Eingang der grossen Pyramide führte. Nefreth glaubte dort jemanden erkennen zu können. Er kniff die Augen ein wenig zusammen. Dann war er sich sicher. Es war Anchor-ankh-sun. Sie war auf dem Weg zur grossen Pyramide und eins war Nefreth klar: Es hatte nichts Gutes zu bedeuten.

Nefreth liess es sich nicht nehmen, Nanchi-ankh-sun ins Badebecken zu begleiten. Sie entledigten sich ihrer Kleider und tauchten langsam in das warme Wasser ein, dass für sie eingelassen worden war. Nefreth nahm einen bereit liegenden Schwamm und begann, Nanchi zärtlich durch ihr Gesicht zu streichen und ihr den Staub und den Schmutz abzuwaschen. Auch die Schminke und Bemalung entfernte er und sah die natürliche Schönheit in ihrem Gesicht. Einen Moment hielt er inne und sah sie an. Nanchi-ankh-sun öffnete ihre Augen. "Heute ist kein guter Tag für unser Land", sagte sie. "Nein, kein guter Tag", antwortete Nefreth kopfschüttelnd. Sie sah ihn eindringlich an und fragte: "Du willst es wirklich tun?"Nanchi hatte seine Gedanken erkannt. "Ich muss es tun. Wir müssen es tun. Es ist einfach sicherer, wenn er geteilt ist." Nefreth konnte die Kräfte des Ringes zur Hälfte auf eine weitere Person übertragen. Niemand ausser ihnen wusste davon und das war gut so. "Lass es uns jetzt sofort machen," sagte Nefreth. "Wenn Du es für richtig hälst - gut", antwortete Nanchi. Sie stiegen aus dem Wasser aus und legten beide einen bereit liegenden Umhang an. Nanchi-ankh-sun legte sich auf eine Liege, die einige Meter weiter stand. Ihre Arme kreuzte sie über ihrer Brust und schloss die Augen. Nefreth stand über sie gebeugt und hob die Hand mit dem Ring an. Dann schloss er die Augen.

" Anchor-Mu khalat te!", waren seine Worte und er sah den Ring an. Bläuliche Energieflämmchen umspielten den Ring. Nefreth führte seine Hand hinab und legte sie auf Nanchis Stirn ab. Es ging schnell. Von ihrer Stirn abwärts bis zu den Füssen erfasste sie die bläuliche Flamme und sammelte sich dann wieder in dem Ring. Für wenige Sekunden schwebte Nanchi-ankh-sun einige Zentimeter über der Liege, um dann sanft wieder "abgelegt" zu werden. Nefreth nahm die Hand von ihrer Stirn und Nanchi öffnete ihre Augen. Ihre Augen! Sie waren anders als zuvor. Die Farbe war intensiver geworden und Nefreth hatte das Gefühl, sich selber anzuschauen. Sie waren telepathisch verbunden. Schnell erhob sich Nanchi-ankh-sun von der Liege, schlang ihre Arme um Nefreth und küsste ihn leidenschaftlich.

Dann sagte sie zu ihm: "Sie wird keine Zeit verlieren, um ihre Macht weiter auszubauen, nicht wahr?". "Nein, wird sie nicht. Als wir uns hierher begaben, war sie schon auf dem Weg zur Pyramide." Nanchi schloss ihre Augen. "Sie will in den Sarkophag und die Einweihung vollziehen!" "Ja, so ist ihr Plan", antwortete Nefreth. "Und wir kommen nicht nah an sie heran wegen der Ringe. Wir brauchen eine List! Sie wird sonst alles zerstören in ihrem Wahn." Kurz darauf waren sie auf dem Weg zur grossen Pyramide. Einige getreue Priester schlossen sich ihnen an auf dem Weg und vor dem Eingang sahen sie bereits eine grössere Ansammlung von Soldaten aus der Leibgarde des Pharaos. Als sie Nanchi und Nefreth kommen sahen, verneigten sie sich allesamt vor Nanchi-ankh-sun. Der Pharao war tot. Er hatte keinen Sohn und sie war seine älteste Tochter. In der Erbfolge war sie nun die neue Regentin. Erst jetzt wurde ihr dies bewusst.

In der Einweihungskammer brannten Fackeln. Räucherwerk war entzündet worden. Anchor-ankh-sun stand alleine vor dem geschlossenen Sarkophag. Die Tür zur Kammer hatte sie von innen verschlossen. Aira-Mu hatte sich um ihren Finger geschlungen. Sie hob ihren Arm und richtete die Hand auf den Deckel des Sarkophages. Lautlos hob der Deckel ab und schwebte zur Seite. Anchor-ankh-sun trat vor den Sarkophag. Sie löste eine kleine Schleife an ihrer Schulter und ihre Kleidung glitt zu Boden. Nackt stieg sie in den Sarkophag ein. Der Deckel senkte sich wie von Geisterhand wieder auf den Sarkophag. Anchor-ankh-sun kreuzte die Arme über ihrer Brust. Ganz leicht erhellte das Funkeln in ihren Augen das Innere des steinernen Gefässes. Dann erstarb das Licht. Sie hatte ihre Augen geschlossen.

Wenn es hier wieder hell wird, würde sie eine andere sein.....



H.A. - hier genannt Tolkien
 
Kapitel 22


Elmer und Nani beeilten sich, den Weg so schnell wie möglich zurück zu gehen und waren kurz darauf wieder im Freien. Sie wussten nicht wieviel Zeit Ahmed bleiben würde, um den Ring an sich zu nehmen und die Treppe wieder hoch zu gehen. Jeden Moment konnten die Sprengsätze hoch gehen. Sie wussten nicht, wie gross die Sprengkraft sein würde und entfernten sich sicherheitshalber noch ein Stück weit von der Sphinx. Elmer sah auf seine Uhr. Wo blieb Ahmed? Warum passierte hier nichts? Er wurde immer nervöser. Von Bud McIntosh und seinen Leuten war längst nichts mehr zu sehen. Sie hatten das Gelände verlassen. Die Minuten verstrichen. Mit sorgenvollem Gesichtsausdruck ergriff Nani Elmers Hand.

Da! Plötzlich tauchte Ahmed am Zelt über der Pranke der Sphinx auf. Vorsichtig schob er seinen Kopf durch den Eingang des Zeltes um die Lage draussen zu sondieren. Nani drückte fest auf Elmers Hand, um ihn auf Ahmed aufmerksam zu machen. Doch er hatte ihn längst gesehen. Elmer nickte ihr nur zu. Er überlegte. Sie mussten nun eine Möglichkeit finden, den zweiten Ring irgendwo zu plazieren, wo er sicher war. Und was noch wichtiger war: Sie durften sich nicht zu nahe kommen! Nani hatte durch winkende Handbewegungen dafür gesorgt, dass Ahmed sie entdeckte. Schon wollte er zu ihnen herüber laufen, als Elmer ihn mit hektischem Winken seinerseits daran hinderte. Er gebot ihm, dort zu verweilen, wo er gerade war. Er musste kurz überlegen. Dann besprach er mit Nani die weitere Vorgehensweise und entfernte sich in Richtung grosser Pyramide. Kurz darauf winkte Nani den wartenden Ahmed zu sich heran. Sie nahm ihn kurz in den Arm und drückte ihn, als er bei ihr war. Ahmed berichtete ihr, dass er die Treppe wegen der zu kurzen Einstellzeit der Zünder nicht geschafft hätte. Also hatte er alle 4 Zünder aus den Sprengsätzen gezogen. Es hatte vier mal "Klick" gemacht und nichts weiter war passiert. Ahmed hatte die Zünder in seiner Tasche und strahlte Nani an.

Den Ring hatte er sicher in einer kleinen Tasche an einem Gürtel um seinen Bauch verstaut. Auf Nanis Nachfrage legte er beruhigend seine Hand darauf und deutete auf den Verwahrort. "Ich bin so froh, dass Du bei uns bist Ahmed, sagte Nani zu ihm und legte ihre Hand auf seinen Arm. Du hast das alles ganz toll gemacht." Ein Lächeln zog über Ahmeds Gesicht. Nanis Worte erfüllten ihn mit grossem Stolz. Diese Worte - und dann auch noch von ihr..... Er hatte sie schon immer geliebt, seine Isis-Priesterin, die Pharaonentochter. Es war nicht die Art Liebe, wie sie zwischen zwei Eheleuten oder einem Liebespaar bestand, nein es war anderer Art. Sie hatte so etwas Reines an sich, etwas Unverdorbenes. Er hätte sein Leben gegeben für sie, wenn es sein müsste. Er war glücklich, wenn sie glücklich war. Ihre schöne Zeit mit Ultied, mit Nefreth und nun mit Elmer machte auch ihn froh. Es war einfach so und es war gut so.

Nani bedeutete Ahmed loszugehen. Sie wollten zur grossen Pyramide. Elmer wollte den Ring in einem Raum ablegen, der noch unentdeckt war und von dem er sich erhoffte, dass er für die nächste Zeit ein sicheres Versteck bieten würde. Es war heute nicht allzu viel los hier auf dem Plateau und so kamen die beiden recht schnell am verabredeten Punkt an der Pyramide an. Elmer hatte geplant mit Hilfe seines Ringes in die Pyramide einzusteigen und ihnen dann von innen heraus eine Öffnung zu schaffen. Er hoffte dabei auf Nani, da auf sie ein Teil der Energie des Ringes übertragen worden war. Normalerweise hätten sie sich berühren müssen, um die Kraft des Ringes nutzen zu können. Dies war aber nicht möglich, da Ahmed den anderen Ring bei sich trug - es wäre zu nah gewesen und die Katastrophe wäre vorprogrammiert. Nani und Ahmed verharrten an der vereinbarten Stelle aussen an der Pyramide. Sie schauten sich um. Niemand war in ihrer Nähe. Nani legte ihre Hand auf einen der tonnenschweren Quader.

Sie verspürte plötzlich ein leichtes Kribbeln in ihrer Hand. Ein leiser Brummton war zu hören. Es ging los! Nani und Ahmed wichen etwas zurück. Kurz darauf war ein bläuliches Schimmern auf den Steinquadern zu sehen. Die Struktur der Quader verschwamm immer mehr und gab schliesslich einen kreisrunden Durchgang ins Innere der Pyramide frei. Nani ging vor und Ahmed legte seine linke Hand auf ihre Schulter und folgte ihr. Nach ein paar Metern bemerkten sie, wie der Durchgang wieder verschlossen wurde, durch den sie gekommen waren. Sie befanden sich in einem langen Gang, an dessen Ende jemand mit einer Taschenlampe leuchtete. Es war Elmer. Ahmed schaltete seine mitgebrachte Stablampe ebenfalls ein und sie bewegten sich in Elmers Richtung vorwärts. Das Licht aus Elmers Lampe verschwand hinter einer Ecke und wurde immer schwächer. Er bewegte sich nach links den Gang hinunter. Der Lichtkegel seiner Lampe wurde immer weniger. Nani und Ahmed bewegten sich in die gleiche Richtung und folgten ihm weiter. Sie boegen ebenfalls links in den Gang ab und sahen gerade noch Elmers Stablampe hinter der nächsten Biegung nach rechts verschwinden. Nani gebot Ahmed anzuhalten. Sie blieben stehen. Schwacher Lichtschein war aus dem Gang heraus zu sehen, dann ein bläuliches Schimmern, der Brummton....

Nani und Ahmed gingen weiter. Der nächste Durchgang war eröffnet und in gewohnter Weise passierten sie den kreisrunden Durchgang. Sie erreichten eine schmale Steintreppe, die aufwärts führte. Je höher sie stiegen, desto schmaler wurde die Treppe und die Wände schienen sich immer mehr in Richtung Mitte zu bewegen und den Durchgang immer enger zu machen. Beklemmung machte sich bei Nani und Ahmed breit. Endlich war ein weiterer Durchgang zu sehen. Ein letzte Kehre noch auf der Treppe, dann war es geschafft. Fackelschein war zu sehen. Das Flackern wurde immer deutlicher. Dann betraten sie den Raum. Elmer hatte einige Fackeln entzündet. Er stand ganz am Ende des Raumes in einer Ecke, um den Abstand möglichst gross zu halten.
"Bewege Dich nach rechts auf die kleine Nische zu, Ahmed, rief Elmer ihm zu. Ich habe eine kleine steinerne Lade für Dich geöffnet. Lege Aira-Mu dort hinein und entferne Dich wieder." "Ja ist gut." Ahmed sah die kleine Öffnung. Er fasste in die Tasche und nahm den Ring heraus. Vorsichtig legte er den in ein Tuch eingeschlagenen Ring in die Lade und entfernte sich ein Stück. Nani trat vor, hob ihre rechte Hand und legte sie auf die Lade. "Shak-thali" sprach sie und die Lade schloss. Sie vernahm ein leises Klicken. Nichts deutete mehr darauf hin, dass hier ein sehr mächtiges Artefakt gelagert wurde.

Elmer kam auf sie zu. Er nahm Nani in den Arm und legte Ahmed die Hand auf die Schulter. Ihre Blicke sprachen Bände. Ahmed sah sich um. "Was ist das hier für ein Raum Elmer?", fragte er. "Nun, Du wusstest zwar damals schon sehr viel mein Lieber, aber eben nicht alles. Dies hier ist der Raum, in dem die alten atlantischen Kristalle aufbewahrt werden, welche wir damals retten konnten." "Aber ist das nicht zu gefährlich zusammen mit Aira-Mu?", fragte Ahmed. "Nein keine Sorge Ahmed, sie sind alle deaktiviert", beruhigte Elmer ihn. "Wir sind hier etwa zwanzig Meter unter der Spitze der Pyramide", erklärte Elmer ihm, "und diesen Raum kannten damals nur wenige eingeweihte Menschen. Menschen, die unsere Freunde waren und denen wir vertrauen konnten. Genauso wie Du es heute noch bist!" Stolz erfüllte Ahmed bei diesen Worten aus Elmers Mund. "Wenn wir die Macht und die Kraft der Kristalle wieder aktivieren würden, wäre dies gemeinsam mit Aira-Mu eine Energie die imstande wäre, die ganze Welt zu vernichten - wenn man sie falsch oder unüberlegt anwenden würde. Es liegt also auch eine sehr grosse Verantwortung in unserem Wissen um diese Dinge hier." Ein letztes Mal liess Ahmed den Blick schweifen und bestaunte die kokosnussgrossen Kristalle. "Nun lasst uns den Rückweg antreten, es wird da draussen sicher nicht mehr allzu lange ruhig bleiben", sagte Elmer und sie setzten sich in Bewegung, um die Pyramide wieder zu verlassen.

Schnellen Schrittes legten sie die Strecke so zurück, wie sie hergekommen waren. Elmer war sehr froh, den Ring an einem sicheren Platz zu wissen. Zitternd suchten sich die Strahlen der Stabtaschenlampen den Weg zum Ausgang. Gleich war es geschafft und sie konnten beruhigt zurück fahren. Elmer bog um die letzte Ecke des Ganges. Ruckartig blieb er stehen! Er drängte die anderen erschrocken zurück. Vorsichtig spähten sie nach vorne.

Fackelschein !.......



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Kapitel 23


Nanchi-ankh-sun und Nefreth hatten den prächtigen Zuweg zum Eingang in die grosse Pyramide beschritten und standen kurz vor dem Eingang zur Pyramide. Etliche Menschen hatten sich hier versammelt. Die Soldaten und alle umstehenden Menschen verneigten sich vor der neuen Regentin. Der neue Hauptmann der Leibgarde berichtete Nefreth, dass Anchor-ankh-sun, die Hohepriesterin der Isis sich in die Einweihungskammer begeben hatte und befohlen hatte, dass die nächsten drei Tage niemand diesen Raum betreten dürfte. Nanchi-ankh-sun warf Nefreth einen vielsagenden Blick zu. Sie wollte die gleichen Einweihungsriten durchlaufen, welche Nefreth als oberster Priester aller Ägypter hinter sich gebracht hatte, um so noch mehr Macht zu erlangen. Sollte dem obersten Hohepriester etwas zustossen, wäre sie diejenige, die dieses Amt erfüllen und antreten konnte. Es war nicht allzu schwierig, ihre Pläne zu durchkreuzen.

Nefreth wies den Hauptmann an, niemanden mehr hinein zu lassen, bis er wieder da wäre. Gemeinsam mit Nanchi-ankh-sun, einigen seiner vertrauten Priester und zwei Soldaten betrat Nefreth den Eingang der Pyramide. An den ersten zwei Abbiegungen wies er die beiden Soldaten an stehen zu bleiben und niemanden vorbei zu lassen. Zielstrebig setzten sie dann den Weg fort in Richtung der Einweihungskammer. Shin-Baatu, ranghöchster der Priester nach Nefreth und sein engster Vertrauter, folgte ihm und Nanchi-ankh-sun als erster nach. Einige Minuten später standen sie alle vor den Eingang zur Einweihungshalle. Alle schauten auf Nefreth und waren gespannt, was er vor hatte. Nefreth legte seine Hand mit dem Ring an die Wand. Nanchi-ankh-sun und Shin-Baatu legten ihre Hand auf seine Schulter, dann sahen sie mit ihm in den Raum hinein. Der Sarkophag war geschlossen. Fackeln brannten. Räucherwerk war entzündet. Auf dem Boden vor dem Sarkophag sahen sie die Kleidung von Anchor-ankh-sun liegen. Sie war also im Sarkophag.

Nefreth besprach sich mit Shin-Baatu und Nanchi-ankh-sun. Sie wollten mit Hilfe von Nefreth's Ring einen Eingang schaffen, einige Priester hinein schicken und durch das Entfernen der Sarkophagplatte das Einweihungsritual unterbrechen. So etwas war nicht ungefährlich für die Person, die sich dort im Inneren des Sarkophages befand, aber darauf konnten sie jetzt keine Rücksicht mehr nehmen. Etwaige Konsequenzen hatte Anchor-ankh-sun nun selbst zu verantworten durch ihr eigenes Verhalten. Die nächste Frage die sich stellte war die, wie Anchor-ankh-sun reagieren würde, wenn sie nach Unterbrechung des Rituals aufwachte. Immerhin war sie im Besitz des mächtigen Ringes Aira-Mu und somit in der Lage, mächtigen Schaden anzurichten. All diese Dinge gingen Nefreth durch den Kopf, als sie von der Wand zurücktraten. Nanchi-ankh-sun wies einen der Priester an, ihr etwas zu holen. Nefreth hatte nicht verstanden was es war, aber der Priester machte sich sofort auf den Weg.

Nefreth's Sinne waren auf's Äusserste gespannt, als er begann mit Hilfe des Ringes einen Durchgang zu schaffen. Das bläuliche Licht formte eine kreisförmige Stelle an der Wand, an der die Konturen der Steinquader zu verschwimmen schienen. Ein leichter Brummton setzte ein. Kurz darauf war der Durchgang geschaffen. Vier vorher ausgewählte Priester gingen zielstrebig auf den Sarkophag zu, fassten an jeder Ecke an und schoben den schweren Deckel zur Seite. An ihren erstaunten Blicken erkannte Nefreth sofort, dass etwas nicht stimmte. "Er ist leer", sagte einer der Priester mit ungläubigem Gesichtsausdruck. Dann ging alles sehr schnell.....
Ein greller Blitz schlug mit lautem Knall am Sarkophagdeckel ein und pulverisierte die vier umstehenden Priester augenblicklich zu Staub. Der Deckel zersprang in tausende kleine Stücke. Erschrocken sprangen alle ein Stück zurück.

"Natürlich ist er leer!", hörten sie die Stimme von Anchor-ankh-sun aus dem Raum schallen. Höhnisches Gelächter folgte. Es war nicht ihre eigene Stimme, dachte Nefreth sofort. Ein merkwürdiger dunkler Hall schwang mit, der ihn an irgend jemanden erinnerte. Sie hatte sich auf einen kleinen Vorsprung in etwa zwei Metern Höhe gestellt, von dem sie nun nackt wie Gott sie schuf herunter sprang. Der Ring an ihrer Hand deutete auf die Menschen, die ihr gegenüber standen. Nefreth war ein Stück zurück gewichen, um den Abstand zwischen den beiden Ringen zu vergrössern. "Ich kenne euere Gedanken. Der Ring ist sehr mächtig. Glaubt nicht, dass ihr eine Chance gegen mich habt." "Anchor-ankh-sun sei vernünftig, sprach Nefreth sie in ruhigem Ton an, Du weisst genau was passiert, wenn die Kräfte der beiden Ringen zusammen kommen. Es wird unsere Welt zerstören. Willst Du das?" "Das will ich genauso wenig wie Du, grosser Hohepriester, sagte sie in höhnischen Tonfall. Aber ich weiss, dass Du derjenige von uns bist, der die grösseren Bedenken hat und deshalb sage ich Dir: Gib mir den zweiten Ring und ich verschone euch alle. Ansonsten ist jetzt hier alles zu Ende!"

"Du weisst genau, dass ich das niemals tun werde Anchor, also sei vernünftig und gebe den Ring zurück, denn er steht Dir nicht zu und ist nicht für die Hohepriesterin der Isis vorgesehen."

"Die neue Hohepriesterin der Isis hat andere, viel grössere Aufgaben als die letzte, rief sie. Und dann schrie sie, dass die Wände erzitterten:

Und jetzt gib' mir den Ring Nefreth!!"

Alle umstehenden Menschen erschraken zu Tode über die gewaltige Lautstärke.
"Du wirst Dein Ziel nicht erreichen, Baak-Sual!", rief Nefreth. Er hatte die Stimme erkannt. "Aaaaah", entfuhr es Anchor-ankh-suns Mund. Dann ballte sie die Hand mit dem Ring zur Faust. Nefreth spürte Nanchis Hand auf seiner Schulter und hob seine Hand in Richtung ihrer Schwester an. Dann schickten zornig funkelnde Augen den tödlichen Energiestrahl aus dem Ring in Nefreths Richtung. Nefreth hatte sich breitbeinig aufgestellt und die Hand zur Faust geballt. Auch er feuerte nun aus dem Ring. Zwei Energiestrahlen von ungeheuerer Kraft trafen in der Mitte zwischen ihnen aufeinander. Gleissendes Licht entstand an dem Punkt, an dem die Energien aufeinander trafen. Ein lautes Brummen war zu hören. Wo die Energie sich traf, floss tropfende Energie zu Boden, als wenn zwei riesige Schweisselektroden sich aneinander abarbeiteten. Nefreth hatte grosse Mühe, der Energie von Aira-Mu standzuhalten. Nanchi bemerkte mit Schrecken, wie er schwächer wurde. Nefreth bemerkte, wie sich ihre Hand von seiner Schulter löste. Gab sie ihn auf? Er wandte noch einmal alle Kraft auf, doch die Energie des anderen Ringes wurde noch stärker. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann er zusammenbrechen würde. Seine Hand wurde plötzlich unerträglich heiss. Seine Kraft verliess ihn endgültig. Ein Blitz! Nefreth sackte zusammen. Er verlor das Bewusstsein. Dunkelheit!

Nanchi-ankh-sun stand neben ihrem Gemahl. Der Pfeil hatte ihren goldenen Bogen verlassen. Schnell hatte er die kurze Entfernung zu ihrer Schwester überwunden und bohrte sich klatschend in deren nackte Brust. Mit weit aufgerissenem Mund und ungläubigen Blick sah sie ihre Schwester an. Ihre Hand mit dem Ring sank zu Boden. Nanchi-ankh-sun fing ihren Mann auf, der vor ihr zusammen sackte. Ihren Bogen liess sie auf den Boden fallen. Die Energie aus Nefreths Ring erstarb. Aus dem Ring an Anchor-ankh-suns Hand zuckten wild rote Blitze heraus, die unkontrolliert durch die Halle schossen. Shin-Baatu eilte heran. Er hielt ein Kurzschwert in der Hand, hob es an und schlug zu. Die Hand mit dem Ring wurde von Anchor-ankh-suns Arm abgetrennt. Die Energie des Ringes erstarb. Anchor-ankh-sun hatte nichts mehr davon mit bekommen. Mit leerem Blick starrte sie zur Decke. Shin-Baatu warf das Schwert zu Boden und warf sich vor Nanchi-ankh-sun zu Boden. "Verzeiht Herrin - ich musste es tun!", rief er flehend. "Du hast richtig gehandelt Oberpriester, es gibt nichts, was Du zu bereuen hättest." Der Mann erhob sich und verbeugte sich dankbar vor seiner weisen Herrscherin.


"Shin-Baatu, kümmere Dich um Aira-Mu und bewahre ihn gut." "Ja meine Herrin!" Der Priester nahm den Ring von Anchor-ankh-suns Hand ab und wickelte ihn in ein Tuch. Nanchi-ankh-sun wandte sich ihrem noch am Boden liegenden Gemahl zu. Sie wusste, dass ihm nichts passiert war. Langsam liess sie sich auf die Knie herunter und beugte sich zu ihm hinab. Zärtlich strich sie ihm über die Wange. Unter einem kurzen Zucken schlug Nefreth seine Augen auf. Hektisch blickte er sich um. "Alles ist gut," sagte Nanchi beruhigend zu ihm und legte ihm ihre Hand auf seine Brust. Sie berichtete ihm, was geschehen war. Nefreth sah, wie der leblose Körper von Anchor-ankh-sun abtransportiert wurde. "Die Schlacht ist geschlagen, mein Geliebter" sagte Nanchi-ankh-sun. Nefreth sah sie an.

Er war nicht überzeugt....



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