۩۞۩ ..... Ägypten - Atlantis

Kapitel 16


"Mr. Solomon", ein Anruf für Sie! Möchten Sie ihn gleich hier annehmen, oder darf ich Ihnen das Gespräch an einen anderen Ort legen?", fragte der freundliche Mann an der Rezeption des Hotels. Alexander Solomon hatte die Hotelhalle fast durchschritten und ging auf den nett lächelnden Angestellten zu. "Geben Sie es mir gleich hier auf die Faust", sagte Solomon. Der Mann reichte den Hörer an Solomon und entfernte sich dezent ein Stück. "Ja hallo?, Solomon. Ah, Sie sind es, Herr Direktor! Schön, von Ihnen zu hören." Solomon hörte dem Direktor der ägyptischen Altertumsbehörde am anderen Ende der Leitung eine Weile zu und wer ihn kannte, der wusste anhand seines Gesichtsausdruckes, dass er kurz vor einer Explosion stand. Der Hotelmitarbeiter hatte ein gutes Gespür für solche Dinge. Er zog sich vorsichtshalber noch ein paar Meter nach hinten zurück.

Mit einer abschneidenden Handbewegung und scharfem Tonfall nahm Solomon das Gespräch unmissverständlich wieder an sich. "O.K. Mister Super-Direktor", sprach er ein wenig zischelnd ins Telefon, "ich habe Ihnen ganz deutlich gesagt, was ich will und was ich brauche und wann ich es brauche. Ich habe Ihnen auch dargelegt, was ich tun werde, wenn Sie mir meinen kleinen Wunsch nicht erfüllen können. Da Sie mir nicht helfen wollen, werde ich unverzüglich die richtigen Stellen über Ihre peinlichen Unternehmungen unterrichten. In zehn Minuten ist dann alles in der Welt. Guten Tag". Dann beendete er das Gespräch, legte den Hörer auf die Theke am Empfang und nickte dem netten Mitarbeiter kurz dankend zu.

Zügigen Schrittes ging Alexander Solomon auf den Ausgang des Hotels zu. Kaum ein paar Schritte weiter wurde er abermals vom Mann an der Rezeption angesprochen. "Ach äh, Mr. Solomon, könnten Sie noch einmal kurz?" und winkte Solomon mit dem Hörer zu. Solomon wandte sich um. "Der Herr Direktor noch mal für Sie!" Solomon ging auf die Rezeption zu. Er wusste, dass er gewonnen hatte. Er hörte dem Direktor kurz zu. Ein Lächeln überzog sein Gesicht. "In Ordnung Herr Direktor, sehr schön! Wir werden dann also morgen früh beginnen können, ja? Wie Wunderbar! Ich freue mich immer wieder, wenn ich mit Ihnen zusammenarbeiten darf. Grüssen Sie Ihre Gattin bitte ganz nett von mir, ja? Auf Wiederhören!"
Mit einem spitzmündigen Grinsen gab Solomon den Hörer abermals an den Hotelmitarbeiter zurück.

Auf dem Weg zum Ausgang zog Solomon sein Handy aus der Tasche und wählte Bud Mcintosh an. "Hey Bud, morgen können wir wieder auf das Gelände zurück, ich habe mit dem Direktor gesprochen. Er hat zuerst rumgezickt, aber letztlich wollte er dann doch nicht, dass seine pädophile Neigung öffentlich gemacht wird und hat meinem Vorschlag zugestimmt. Also klemm' Dich hinter die Geschichte mit den Jungs Bud, damit wir nun zügig weiter machen können". "Ich habe auch ne' gute Nachricht für Dich, Al. Hätte Dich eh gleich angerufen. Unsere Jungs sind in einer Stunde in der Luft und landen morgen früh in Kairo. Na, was sagst Du?" "Wenn Du jetzt hier wärest, würde ich Dich küssen Bud, toll! Das sind sehr gute Nachrichten. Können wir uns dann so in zwei Stunden im Hotel treffen? Ich muss jetzt noch mal kurz weg ein paar Dinge für morgen organisieren und bin danach wieder in meinem Zimmer." "O.K. Al, wir treffen uns dann in zwei Stunden bei Dir."

Etwa zweieinhalb Stunden später sassen Al Solomon und Bud McIntosh gemeinsam beim Essen im Zimmer von Al Solomon. Al hatte ihre Leibspeise aufs Zimmer kommen lassen. Rinderfilet mit diversen Beilagen. Heute war ein guter Tag gewesen. Alles hatte sich zu ihrer Zufriedenheit entwickelt. Die beiden Freunde besprachen noch verschiedene Dinge für den nächsten Tag und gingen dann recht früh gegen 22.00 Uhr schlafen. Sie wollten am nächsten Tag früh aus den Federn und es würde ein langer Tag werden, so viel stand schon mal fest.

Um kurz nach 9.00 Uhr passierten Al Solomon und sein Freund Bud McIntosh am nächsten Morgen die Absperrung auf dem Gizeh-Plateau. Es war alles bestens vorbereitet. Als Sichtschutz war aus einem fadenscheinigen Grund über der Vorderpranke der Sphinx ein Zelt aufgestellt worden. Bohrgerät stand bereit. Die Jungs und jede Menge Gerät waren vor Ort. Zunächst war aber erst mal grosses Schulterklopfen angesagt. Seit dem Ende des Irakkrieges hatten sich die meisten von Ihnen nicht mehr gesehen und es gab Einiges zu erzählen. Etwa eine halbe Stunde später sassen Al Solomon und Bud McIntosh im Zelt über der Vorderpranke der Sphinx und schauten auf einen Monitor. Eine Kamera war durch ein frisch gebohrtes Loch in den Innenraum unter der Sphinx herab gelassen worden. Eine Treppe war zu erkennen. Sie führte in die Tiefe. Das Kamerakabel würde nicht ausreichen bis ganz nach unten, so viel war schon mal klar.

"Komm' Bud, lass uns das Ding sofort aufmachen, wir brauchen jetzt nicht mehr zu sehen. Es ist offensichtlich, vergeuden wir keine weitere Zeit mehr." "Hast' Recht Al." Kurz darauf wurde die jahrtausende alte Pranke der Sphinx mit einem Presslufthammer bearbeitet und eine Öffnung geschaffen, die einem erwachsenen Mann Platz zum Einstieg in die Unterwelt bot. "Wir brauchen Lampen, Seile und Kameras. Sam Riley und Walter Simmens werden uns hinunter begleiten," entschied Solomon. Die Männer machten sich bereit zum Einstieg. Fünf Minuten später stieg Al Solomon als dritter Mann in die Sphinx ein und ging eine Treppe hinab, die er sehr lange Zeit nicht gesehen hatte. Bud McIntosh bildete den Schluss. Jeder von ihnen hatte eine Stablampe in der Hand. An ihrer Stirn hatten sie alle eine weitere kleine Lampe mit einem Stirnband befestigt. Mit jedem Schritt in die Tiefe zitterten die kleinen Lichter und sorgten für eine gespenstische Beleuchtung. Es war kühl hier unten. Die Treppenanlage war erstaunlich gut erhalten. Staub und Sand hatten sich dort abgelagert, aber ansonsten sah alles aus wie gerade erst erbaut.

Es waren einige Minuten vergangen, als sie unten ankamen und jeder von den vier Männern hätte sich eine Jacke gegen die Kühle hier unten gewünscht. Etwa dreissig Meter unter dem Sand der Sahara bewegten sich vier Männer durch einen unterirdischen Gang in Richtung der grossen Pyramide, in der Hoffnung auf einen Sensationsfund in der Halle der Erkenntnis. Al Solomon wollte den Ring finden und er wollte ihn für sich. Bud McIntosh, sein bester Freund, war hier weil sein Freund hier war und weil er ihn unterstützen wollte. Ihn interessierte das Abenteuer, der Reiz, das Ungewisse und die Gefahr. Riley und Simmens, die beiden Männer welche die Vorhut bildeten, machten es des Geldes wegen. Solomon zahlte viel. Er zahlte schnell und war grosszügig. Wenn man keine Fragen stellte, kam man gut mit ihm klar.

Nachdem sie das Ende der Treppe erreicht hatten, taten sich zwei Gänge auf. Einer ging nach links ab und einer führte zur rechten Seite weiter. Solomon zögerte kurz. "Rechts!", sagte er nur kurz und wies mit seiner rechten Hand in die Richtung. Bud wunderte sich gerade ein wenig über seinen alten Freund und dachte: Zielsicher, als wäre er schon mal hier gewesen. Sie waren etwa zwanzig Meter in den Gang vorgedrungen, als Solomon ein seltsames Gefühl erfasste. Er wurde unruhig. Etwas stimmte nicht. "Seid nun ganz vorsichtig da vorne", wies er Riley und Simmens an, "es könnten Fallen eingebaut sein. Die alten Ägypter waren Meister in solchen Dingen." Riley und Simmens hielten kurz inne und sahen zu Solomon und McIntosh zurück. Mit einer nach vorne deutenden Handbewegung trieb Solomon sie aber wieder weiter an. "Los doch, weiter. Aber vorsichtig! Geht langsam und schaut euch um nach ungewöhnlichen Dingen - Steine, die eine andere Farbe haben oder so etwas. Leuchtet alles genau aus, bevor ihr drauf tretet."

Die beiden Männer drehten sich wieder nach vorne und gingen vorsichtig weiter. Solomon hatte das Gefühl, dass der Lichtstrahl der Taschenlampen der beiden Männer nun ein leichtes Zittern aufwies. Der Gang machte eine kaum wahrnehmbare Biegung zur rechten Seite. "Stop", schrie Solomon die Männer plötzlich aus Leibeskräften an. Riley erschrak so sehr, dass er die Stablampe fallen lies. Solomon konnte sich erinnern. Hier war etwas. Nicht einfach weiter gehen! Vorsichtig! Er schloss vorsichtig zu den Männern nach vorne auf und leuchtete mit der Stablampe die Wände links und rechts ab. Dann blieb der Lichtstrahl seiner Lampe an einem Stein hängen, der ein klein wenig hervorzustehen schien - fast nicht zu erkennen. Solomon drängte die Männer zurück und leuchtete den Boden ab. Da! Ein Stein war etwas tiefer als die anderen. Solomon liess sich von Simmens einen Hammer geben, zielte genau und warf ihn auf den Stein, der ihm aufgefallen war. Schnell wich er mit den anderen Männern zurück.

Keine Sekunde zu früh! Als der Hammer den Stein berührte, gab dieser nach und weitere Steine an der Wand und in der Decke lösten sich. Eine übel stinkende Flüssigkeit wurde aus dem Boden, der Decke und den Wänden verspritzt. Die Männer wichen noch weiter zurück. "Salzsäure!", rief Riley. Das ist Salzsäure! So eine Sauerei!" "Verdammt noch mal, da haben Sie aber ein Näschen gehabt, Mr. Solomon. Ohne Sie und ihre Eingebung würden wir jetzt übel aussehen", sagte Riley. "Ja, wenn wir weiter gegangen wären, hätten wir nie mehr zum Frisör gemusst", meint Bud McIntosh. Solomon schmunzelte. Der Gestank hatte sich ein wenig verzogen und die Männer gingen vorsichtig weiter. Die Lichtkegel der beiden vorangehenden Männer zitterten noch mehr als vorher und Bud McIntosh beschlich ein ungutes Gefühl. Er fühlte sich beobachtet.
Und er ahnte nicht, wie richtig er damit lag.....



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Nächster "Cliffhanger!";)
 
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Mich begeistern auch die tollen Bilder zu jedem Kapitel.:)
Da kann ich mich dir nur auch begeistert mit anschliessen....ich mag schon lange nicht mehr so gerne was Langes lesen - aber ich schaue immer mal wieder der Bilder wegen hier rein - die runden das Kunstwerk hier optisch so schön ab.
smilie_happy_311.gif
 
Die Texte sind nicht lang, weil die Kapitel kurz sind und wenns spannend werden, aufhören.
wahrlich exzellent beschrieben und erklärt
smilie_happy_311.gif
....aber ich habbet nicht mit Ägypten und immer noch nicht mit
Posts- wo die Warnung vom Forums-System kommt - sie haben 10.000 Zeichen überschritten - egal wo
die geschrieben stehen. Auch nicht z.B. im Karten Forum ;)
 
Kapitel 17 Teil 1


Elmer war erstaunt. Erstaunt darüber, was in der letzten Zeit alles geschehen war. Alles hatte mit den seltsamen Träumen angefangen. Dann die Sache im Aufzug, der Museumsbesuch, das erste Zusammentreffen mit Nani und ihrer Freundin/Schwester Angie. Die Offenbarungen seines Grossvaters, der Ring und dann die erste Nacht mit Nani ...seit sehr langer Zeit. Es war so wunderbar. So als wären sie nie getrennt worden, als hätten sie in dieser Nacht nahtlos angeknüpft an ihre letzte gemeinsame Nacht in einer anderen Inkarnation.

Etwas war beiden sofort aufgefallen. In der Nacht ihrer Wiedervereinigung war auch etwas von der Kraft des Ringes auf Nani übergegangen. Sie verfügte plötzlich über ihr altes Wissen aus der Zeit als Isis-Priesterin. Einmal in dieser Nacht hatte der Ring dieses bläuliche Licht abgesondert, ähnlich dem Moment, als Elmer ihn übergestreift bekam. Elmer selber hatte in den letzten Tagen noch eine Menge über die Kraft des Ringes erfahren und über die Möglichkeiten, wie er ihn einsetzen konnte. Vor zwei Tagen waren sie dann hier angekommen. In Ägypten. Sie waren in einem Vorort von Kairo untergekommen. Ein unscheinbares, aber hübsches kleines Häuschen, dass den al Bashirs gehörte. Grossvater hatte den Kontakt hergestellt. Seine Eltern hatten damals auch schon hier gewohnt und waren mit den Bashirs befreundet gewesen und Grossvater hatte den freundschaftlichen Kontakt immer aufrecht erhalten.

Sie wussten, dass Eile geboten war und dass sie etwas unternehmen mussten, um die drohende Gefahr noch abzuwenden, die heraufzog. Ahmed al Bashir war vor ein paar Tagen erst aus dem Krankenhaus entlassen worde. Er hatte einen schweren Sturz überlebt und erhebliche Verletzungen davon getragen, aber letztlich hatte er nun alles auskuriert und war wieder fit. Ahmed, Nani und Elmer waren sich auf Anhieb sympathisch und Ahmed hatte den beiden die ganze Geschichte über die Bohrungen am Gizeh-Plateau und seine Erlebnisse dort erzählt. Grossvater hatte Elmer am Telefon noch einige letzte Tipps gegeben und dann stand ihr Plan.

Die Sonne schickte ihre ersten sanften Strahlen über den Vorort in Kairo und fand den Weg durchs Fenster auf Elmers Wange. Langsam öffnete er die Augen. Nani lag an ihn gekuschelt in seinem Arm. Sie schlief noch. Elmer betrachtete ihr hübsches Gesicht und musste an ihre erste gemeinsame Nacht nach so vielen Jahrtausenden denken. Ein Lächeln überzog sein Gesicht. Er wusste, dass Nani wach war und gerade an dasselbe dachte. "Es war wunderschön, nicht wahr?", sagte sie. "Ja, das war es," antwortete Elmer. Ihre telepathische Verbindung war neu verknüpft und enorm ausgebaut worden in den letzten Tagen, seit sie wieder zusammen gefunden hatten. Elmer zog snaft den Arm unter Nanis Kopf hervor und schwang sich aus dem Bett. "Wir müssen los Nani, es ist schon hell und Ahmed wird auch schon auf den Beinen sein." "Ja ich komme."

Ein halbe Stunde später sassen Nani, Elmer und Ahmed gemeinsam am Frühstückstisch und besprachen noch einmal ihre Pläne für den heutigen Tag. Ahmed war einiges aus seinem früheren Leben bereits selber klar geworden, über den Rest klärten Elmer und Nani ihn auf. Der Ring hatte dann noch seinen Teil dazu beigetragen und am gestrigen Abend hatte Ahmed dann einige Worte in der alten atlantischen Sprache gesprochen, die ihnen allen einen positiven Schauer der Erinnerung über die Haut schickte.....

Es war alles vorbereitet und sie stiegen in den alten beigefarbenen Landrover ein, den Ahmed bereits am Abend zuvor mit den wichtigsten Dingen beladen hatte. Eine Tasche mit den letzten notwendigen Dingen wurde auf der Rückbank abgestellt, dann fuhren sie los. Ahmed steuerte den Landrover langsam vom Grundstück herunter auf die kleine Landstrasse und mit steigender Geschwindigkeit zogen sie eine immer grösser werdende Staubfahne hinter sich her. Das Gelände war nur wenige Klometer entfernt und nach den ersten Biegungen war die Silhuette der grossen Pyramide bereits sichtbar. Die Umrisse der Sphinx wurden erkennbar und kurz darauf hielt Ahmed den Landrover am Strassenrand an. Das letzte Stück wollten sie zu Fuß zurücklegen, um mit dem Wagen nicht aufzufallen. Das kleine weisse Zelt über der Pranke der Sphinx war nun zu sehen und sie bekamen deutlich mit, dass verschiedene Aktivitäten an der Sphinx vonstatten gingen. Elmer schätzte die Anzahl der dort arbeitenden Leute auf etwa zehn Männer.

Sie hatten den Absperrzaun erreicht, der das Gelände vor unbefugtem Zutritt sichern sollte. Sie hatten diese Stelle ganz bewusst ausgewählt, da hier am wenigsten los war und man weil hier relativ ungesehen das Gelände betreten konnte. Ahmed holte einen kleinen Bolzenschneider aus der mitgebrachten Tasche und trennte den Zaun an geeigneter Stelle nahe einem Pfeiler auf. Er bog den Draht etwas zur Seite und die drei Freunde betraten das Plateau. Ahmed drückte den Draht zurück, so dass der Schnitt nicht mehr auffiel. Zwischen der grossen Pyramide und der Sphinx näherten sie sich dem hinteren Teil des löwenköpfigen Monumentes. Bohrgeräusche waren zu hören. Geschützt unter dem aufgestellten Zelt wurde an der Vorderpranke der Sphinx gebohrt. Mit besorgten Blicken verharrten Nani, Elmer und Ahmed in leicht gebückter Stellung an der Aussenhaut der Sphinx. "Wir müssen noch ein kleines Stück da rüber," sagte Elmer und deutete mit der Hand auf die Seitenfläche der Sphinx. Langsam und vorsichtig bewegten sich die drei weiter. Nach ein paar Metern hob Elmer die Hand und blieb stehen. Er legte seine Hand mit dem Ring auf den Stein und sagte zu Nani und Ahmed: "Und nun berührt mich!" Wie auf ein Kommando legten Nani und Ahmed ihre Hände auf die Schulter von Elmer. Uralte Worte verliessen Elmers Lippen. Ein bläuliches Licht verliess den Ring an Elmers Hand und legte sich auf die steinerne Haut der Sphinx.






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Kapitel 17 Teil 2




Die Naturgesetzte wurden für kurze Zeit aufgehoben und der Ring schien ein rundes, mannshohes Loch in den Stein zu "brennen", welches einen Durchgang schuf, um die drei Menschen einzulassen. Ein merkwürdiger, leiser Brummton war währenddessen zu hören. Schnell stiegen sie durch den Durchgang in den Körper der Sphinx ein. Elmer strich über den Ring und augenblicklich schloss sich der Durchgang wieder. Die mitgebrachten Taschenlampen wurden eingeschaltet und beleuchteten eine Art Nottreppe, welche in diesem hinteren Teil der Sphinx eingebaut worden war. Hiervon wussten jedoch damals nur wenige Eingeweihte. Der Treppenabgang war so schmal dass sie einzeln hintereinander die Stufen hinabsteigen mussten. Nach einigen Minuten erreichten sie den unteren Bereich der Treppenanlage. Ein kleiner "Notgang" führte in Richtung der grossen Pyramide. In leicht gebückter Haltung gingen sie weiter. Dies war nicht der Hauptgang, der war nur durch den Einstieg über die Vorderpranke der Sphinx zu begehen. Der Weg über den Hauptgang wäre sicher bequemer gewesen, aber er wurde diesmal schon von anderen Leuten benutzt.

Sie erreichten das Ende des Ganges. Eine Steinwand tat sich vor ihnen auf, die eine andere Beschaffenheit aufwies. Rosengranit! Es waren die Aussenwände der Halle. Die Halle der Aufzeichnungen! Ein Gefühl der Ehrfurcht beschlich die drei Besucher. So viel Wissen und Geheimnis lag hinter dieser Wand. Elmer legte die Hand mit dem Ring auf die Granitwand. "Berührt mich!" Wieder legten Nani und Ahmed ihre Hand auf Elmers Schulter. Das Blaue Licht schuf einen Durchgang und alle drei schritten hindurch. Ihre Stablampen beleuchteten zitternd das Innere der Halle. Seit Jahrtausenden war hier kein Licht mehr eingedrungen. Die tönernen Tafeln, Kisten und Kästen, die unzähligen Schriftrollen, Figuren und andere Artefakte schienen sich im Licht der Taschenlampen erschrocken hin und her zu drehen. Voller Ehrfurcht und ohne ein Wort zu sprechen liessen Elmer, Nani und Ahmed ihre Blicke von ihrem Platz aus durch die Halle schweifen, ohne sich zu bewegen. Sie standen oberhalb der Halle auf einer Art Rundgang oder Empore, der in der Mitte der Halle in eine Treppe mündete, die in der unteren Etage breit auslief.

"Ahmed, schaue Du nach, ob der Ring an seinem Platz liegt, ich will mich ihm nicht zu sehr nähern." "Ja Elmer", antwortete Ahmed etwas erschrocken. Er war noch immer von der Atmosphäre der Halle gefangen. Ahmed ging bedächtig den Rundgang entlang, bog auf die Treppe ein und ging die ersten Stufen hinab. Lange her, aber er konnte sich erinnern, dass er diese Stufen schon einmal beschritten hatte. Er wandte sich nach rechts, als er unten angekommen war und steuerte auf eine Nische in der Wand zu, die mit sieben kleinen Säulen verziert war. Ahmed umfasste die mittlere Säule mit seiner rechten Hand und sprach die Worte:" Nish akkad ish-thar!" Eine leichte Drehung der Säule zur rechten Seite liess mit einem klickenden Geräusch eine kleine Schublade aus der Wand der Nische hervor gleiten. Ein goldverziertes Kästchen befand sich darin. Ahmed wandte sich zu Elmer um und blickte ihn fragend an. Elmer nickte ihm nur kurz zu. Ahmed öffnete darauf hin den Deckel des Kästchens.

Aira-Mu sah ihn an! Der goldgefasste Ring mit dem kleinen silbernen Stein auf dem grossen roten Stein schien ihn direkt zu fixieren! Ahmed hatte Bedenken, dass er nicht länger standhalten würde und schloss schnell wieder den Deckel des Kästchens. Er sah zu Elmer herüber und nickte ihm kurz zu. Dann schob er die Schublade wieder zurück, bis ein leises Klicken zu hören war. Er ging zurück zu Elmer und Nani. "Er ist an seinem Platz", sagte er zu Elmer "und er hat nichts von seiner Kraft eingebüsst in all den Jahren. Ich hatte grosse Mühe, ihm nicht zu verfallen." Elmer legte Ahmed freundschaftlich die Hand auf die Schulter. "Du warst schon immer stark, Ahmed - damals schon. Nicht unbedingt hier - und er legte dabei seine Hand auf Ahmed's Oberarm - aber hier - und seine Hand wanderte auf Ahmed's Herz. "Und darin liegt die wahre Kraft der Menschen." Für einen kurzen Moment fühlte sich Ahmed zurückversetzt in die Zeit, als Elmer der Hohepriester Nefreth war und eine knappe Sekunde lang glaubte er, seinen kahl geschorenen Kopf wahrgenommen zu haben. Elmer wandte sich um. "Wir müssen zurück". Sie verliessen die Halle an der gleichen Stelle, an der sie sie betreten hatten und bewegten sich gebückt zurück durch den Notgang. Der Notgang verlief parallel zum Hauptgang, der einige Meter darunter unter ihnen lag.
Nach einigen Metern hörten sie Geräusche unter sich. Sie stoppten ihre Schritte und lauschten. Ganz schwach waren Schreie und Stimmen aus dem unter ihnen liegenden Hauptgang zu hören. Sie mussten ihn gefunden haben! Elmer kniete sich auf den Boden des Ganges und schloss seine Augen. Die Hand mit dem Ring drückte er auf den Steinboden. Dann sah er.....

Es waren vier Männer. Taschenlampen und Kopflampen leuchteten. Sie hatten gerade unbeschadet die Säurefalle passiert und setzten ihren Weg fort in Richtung des Eingangs zur Halle der Erkenntnis. Zwei jüngere Männer gingen voran. Dann folgte Alexander Solomon. Den Schluss bildete sein Freund Bud McIntosh. Er sah nach oben zur Decke - als wenn er Elmer sehen könnte.

Sie konnten jetzt nicht einfach weg gehen.....




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Kapitel 18


Die junge Frau war auf dem Weg zum Gizeh-Plateau. Der schwarze SUV hatte sie am Kairo-Airport abgeholt und sollte sie direkt zum abgesperrten Bereich bringen, auf dem Alexander Solomon seit einigen Stunden wieder tätig war. Der Fahrer des Wagens blickte die junge Frau im Rückspiegel permanent an. Sie war hübsch. Er hatte sie im Ankunftsbereich des Flughafens aufgenommen, ihr den kleinen Koffer abgenommen und in den Kofferraum gepackt. Mehrfach hatte er versucht, irgendwie mit ihr ins Gespräch zu kommen, doch sie hatte abgeblockt. All seine Tricks und Erfahrung hatten ihm nichts genützt. Auch seine charmantesten Versuche scheiterten.

Sie schien ihm irgendwie abwesend, als wenn sie permanent an etwas ganz Wichtiges denken würde. Je intensiver er sie ansah, desto mehr gewann er den Eindruck, dass sie nicht ganz bei sich war. Dieser Augenausdruck.... Eigentlich war es überhaupt kein Ausdruck. Sie war wie nach Innen weggetreten. Der Fahrer beschloss, sie einfach in Ruhe zu lassen und wandte seinen Blick ab. Wer weiss, was mit dem Mädel los ist, dachte er. Kurz darauf bogen sie in die Strasse ein, von der die Zufahrt zum Gelände abging. Ein beklemmendes Gefühl bemächtigte sich des Mannes. Er konnte sich keinen Reim darauf machen, wo es her kam. Es war so stark, dass Panik in ihm aufstieg. Was war das? Woher kam es? Sein Blick fiel noch einmal auf den Rückspiegel. Entsetzt sah er in ihr Gesicht. Sie war es! Sie blickte ihn direkt an mit ihren schwarzen Augen, die ihm so gross wie Tennisbälle vorkamen. Etwas kam heraus aus ihren Augen! Er konnte sich nicht davor verschliessen. Sie schoss etwas auf ihn ab! Er konnte seinen Blick nicht mehr abwenden. Sie hatte ihn! Er war ihr Gefangener...

Sie hielten am Tor an und der Fahrer senkte die Scheibe der Fahrertür ab. Der Sicherheitsbeamte kam auf ihn zu und fragte nach den Papieren. Der Fahrer sah ihn nur an. Der Sicherheitsbeamte sah in ein schwarzes Augenpaar, bedankte sich, drehte sich um und öffnete das Tor. Wortlos und mit unbewegter Mine fuhr der Mann die Scheibe wieder hoch. Ein leichtes, wissendes Lächeln schien über das Gesicht der Frau auf dem Rücksitz zu huschen. Sie war zufrieden. Ihr Plan schien aufzugehen und ihre gestellte Aufgabe würde sie meistern. Der SUV rollte langsam auf das Gelände und hielt dann an. Der Fahrer öffnete seine Tür, glitt von seinem Sitz herunter und öffnete der hinten sitzenden jungen Frau die Tür. Er zog die Tür weit auf bis zum Anschlag und hielt sie fest. Sein Blick war dabei auf den Boden gerichtet. Die junge Frau stieg aus und verharrte.

Erinnerungsfetzen schossen ihr durch den Kopf. Bilder. Namen. Das Löwenpaar, welches sie mit ihrer Gedankenkraft befehligte. Sie sog die Luft gierig und tief durch die Nase ein, als wenn sie ihr eine besondere Nahrung oder eine besondere Kraft verleihen würde. Wie eine Königin schritt sie erhobenen Hauptes einher und bewegte sich auf die Vorderpranke der Sphinx zu, die durch das Zelt abgedeckt war. Es gefiel ihr sehr gut hier. Es roch nach Macht. Nach sehr grosser Macht!

Solomons Funkgerät schlug an. "Ja?", meldete er sich unwirsch. "Sie ist da!", kam es salbungsvoll von oben. "Oh jetzt schon! - das ist gut, schick sie sofort zu mir herunter", antwortete Solomon. Die junge Frau setzte ihren Weg unbeirrt in Richtung Treppe fort. Einer der Männer wollte den Fahrer zurück halten, als er der Frau folgte. Die junge Frau stoppte kurz vor der Treppe und drehte sich zu Solomons Mitarbeiter um. Sie blickte ihn nur kurz an. Der Mann hob daraufhin beschwichtigend seine Arme und sagte nur "Ok - Ok"! Die junge Frau hatte kein einziges Wort gesagt, aber etwas in ihren Blick schien ihn eingeschüchtert zu haben. Sie setzte ihren Weg fort und stieg in den Treppenschacht ein. Der Fahrer trottete wie eine Marionette hinter ihr her.

Solomon und seine Männer waren schon wieder ein gutes Stück weiter voran gekommen, aber er mahnte sie immer wieder zur Vorsicht. Es konnten noch weitere Fallen hier eingebaut sein und wenn zwanzig Meter nichts passiert war, wurde die Gefahr grösser, wieder etwas unvorsichtiger und nachlässiger zu werden. Er hatte sich an den Schluss der 4er-Kolonne begeben und die jüngeren Männer und dann Bud McIntosh vorgelassen. Die Männer vorne hatten gestoppt. Eine Inschrift war zu sehen. Vorsichtig lehnte sich einer der Männer nach vorne, um sie anzuschauen. Was hatte es zu bedeuten? Leider waren sie alle der alten ägyptischen Sprache nicht mächtig. Sollten sie einfach hier weitergehen? Die Spannung stieg. Auch Solomon beugte sich etwas nach vorne, um die Inschrift besser sehen zu können. Er glaubte ein Auge zu erkennen. Es war gut erhalten. Nach so langer Zeit.

Plötzlich liess ihn etwas erschrocken zusammen zucken! Eine Hand! Sie lag auf seiner Schulter und schien ihn zurückhalten zu wollen. Zitternd drehte er sich um und blickte in ein dunkles Augenpaar. Angie! Sie stand hinter ihm. Er hatte nichts gehört. Absolut nichts. "Hach!", entliess er einen Seufzer der Erleichterung, "Du vermagst immer noch wie eine Schlange zu schleichen, Nanchi!" Ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht und ersetzte langsam den Schrecken, der seine Gesichtszüge noch vor zwei Sekunden zierte. Die junge Frau zeigte keinerlei Veränderung in ihrer Mimik. Inzwischen hatten auch die anderen drei Männer bemerkt, dass Verstärkung eingetroffen war. "Ihr dürft hier nicht weiter gehen", sagte sie in scharfem Tonfall. "Tretet zurück ihr Narren! Habt ihr geglaubt, ihr könnt hier einfach so hereinspazieren?" Alle Männer begaben sich hinter die neu dazu gestossene Frau. Angie trat etwas vor. Sie betrachtete das Siegel und berührte es vorsichtig mit ihren Fingerspitzen. Fast schon zärtlich strich sie durch die Vertiefungen und sah es versonnen und liebevoll an. Ein wissendes Lächeln überflog ihr Gesicht.

Staub hatte sich angesammelt. Angie bliess ihn vorsichtig weg. Sie sah zur anderen Seite der Wand hinüber. Dort befand sich ebenfalls ein Siegel. Es war das Gegenstück. Sie ging hinüber und bliess auch hier vorsichtig den Staub aus den Rillen. Wie auf ein Kommando kam der Fahrer des SUV zu ihr nach vorne und stellte sich an die linke Seite des Ganges. Angie stellte sich an die rechte Wandseite. Sie hoben ihre Hände und fassten sich in der Mitte an. Die freie Hand berührte jeweils die Wand. Angie öffnete leicht ihren Mund und entliess murmelnd eine Reihe von sehr alten Worten in den Gang. Von den Männern verstand sie keiner, was sie jedoch alle gemeinsam wahrnahmen war eine starke Spannung, die sich hier aufbaute. Zuerst kaum wahrnehmbar veränderte sich die Farbe der beiden Siegel an der Wand. Der beigefarbene Ton des Sandsteins nahm eine leichte bläuliche Tönung an und begann zu floureszieren. Mit starrem Blick schaute Angie auf die etliche Meter vor ihr liegende Wand. Ihre Augen waren weit geöffnet. Plötzlich drehten ihre Pupillen sich komplett nach hinten. Das bläuliche Leuchten ging auf ihre Augäpfel über. Ein Brummton setzte ein, um nach drei Sekunden wieder zu verstummen.

Die Spannung entlud sich in einem kurzen blauen Blitz, der aus den beiden Siegeln an den Wänden herausschoss. Angie liess die Hand des Fahrers los und nahm auch ihre andere Hand von der Wand herunter. Der Fahrer tat es ihr gleich. Ihre Augen sahen wieder normal aus. "Jetzt können wir weiter gehen", sagte Angie zu Solomon, "es ist jetzt sicher." Langsam schoben sich die sechs Personen weiter vor in Richtung der Wand. Bud McIntosh wunderte sich. Es war nichts an der Wand zu sehen, das auf einen Eingang schliessen lies. Aber Al würde schon wissen, weshalb er diese merkwürdige Frau dazu geholt hatte. Er tat nichts umsonst und sie hatte bestimmt eine ganz spezielle Aufgabe hier. Sie war merkwürdig. Bud hatte den Endruck, als wäre sie nicht sie selbst. Auch wie sie sich bewegte. Für Bud sah es aus wie ferngesteuert. Dann war die Wand erreicht. Mit ihren Stablampen und den kleinen Lampen an ihren Köpfen beleuchteten die Männer jede Fuge in den Steinen, fühlten alles ab und suchten fieberhaft nach irgendwelchen Hinweisen, die auf einen Mechanismus hindeuten könnten, der den Eingang frei legte.

Angie liess sie noch eine Weile gewähren. Dann schritt sie nach vorne und beorderte die Männer mit einer herrischen Handbewegung zurück. Alle hatten die Wand abgetastet, sogar den Boden abgesucht, die Seitenwände untersucht,..... aber keiner von ihnen hatte sich um die Decke gekümmert. Die junge Frau stellte sich in etwa einem Meter Abstand vor die Wand. Sie schloss ihre Augen. Zischelnde Laute in einer fremden Sprache kamen aus ihrem Mund. Worte, die hier lange nicht mehr gesprochen worden waren. Doch heute sollte die Tür zur Kammer wieder geöffnet werden. Mit geschlossenen Augen führte sie ihre Hände zur Decke. Sie liess sie an zwei bestimmten Punkte der Deckenkonstruktion ruhen. Es gab ein leises Geräusch, dass sich wie ein knirschendes Getriebe anhörte. Ein etwa einen Meter zwanzig breites Stück der Wand schwang wie eine Tür nach innen zurück. Die Männer bekamen den Mund nicht mehr zu. Angie nahm die Hände herunter und wies mit einer einladenden Handbewegung in die Halle.
Sechs Stablampen beleuchteten mit zuckenden Strahlen eine Halle, die seit tausenden von Jahren von keinem Mensch mehr betreten worden war.

So hatte es den Anschein.....




H.A. -hier genannt Tolkien
 
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