۩۞۩ ..... Ägypten - Atlantis

Tolkien

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Kapitel 1

Erschrocken fuhr Elmer in seinem Bett hoch. Schon wieder so ein Traum... Seit Wochen schon hatte er die seltsamsten Träume, mit denen er nichts anzufangen wusste. Es war schon hell draußen. Hatte er den Wecker nicht gehört? Ach, heute war ja schon Samstag und er hatte freies Wochenende. Er ließ sich zurückfallen und hüllte sich noch mal in seine Decke ein. Nach solch einem Traum suchte er die kuschelige Wärme seiner Decke. Irgendwie schien sie ihm Schutz zu geben.

Was war nur los mit ihm? Seit Wochen schlief er schlecht, hatte die wildesten Träume und fühlte sich so getrieben. Er hatte das Gefühl, dass er nach etwas Bestimmtem suchte - oder etwas Bestimmtes suchte nach ihm? Er hatte keinen Schimmer, was es genau war. Vielleicht hatte er auch einfach mal ein wenig Freizeit nötig, etwas Entspannung, mal einfach abschalten. Er hatte ziemlich viel gearbeitet in der letzten Zeit. Ja, das wird es sein, dachte er sich. Mit einem Ruck warf er die Decke nach hinten, schwang sich elegant aus dem Bett und ging in Richtung Bad. Erst mal schön duschen, dachte er sich. Unter dem breiten Strahl seiner Luxusdusche konnte er gut entspannen. Langsam wiegte er sich unter dem angenehmen Wasserstrahl hin und her und stellte sich vor, wie der ganze Stress von ihm abgewaschen würde.

Frisch rasiert und geduscht ging er in die Küche und sorgte für frischen Kaffee. Ein absolutes Muss für ihn. Ein Tag ohne Morgenkaffee war ein verlorener Tag. Der Frühstückstisch war schnell gedeckt. Zuerst würde er sich heute um seinen Wagen kümmern. Auf dem Weg in die Tiefgarage konnte er schon mal eine Wäsche einlegen. Dann noch etwas einkaufen und zur Reinigung. Anschließend wollte er in der Stadt noch etwas Neues zum Anziehen besorgen. Er brauchte dringend neue T-Shirts für den Sommer. "Hört sich ja alles sehr nach Entspannung an", hörte er seine innere Stimme sagen. Ja tatsächlich, es war recht viel. Er liebte es, einen Plan zu haben. Aber gerade jetzt fiel ihm auf, dass sein Plan eigentlich nie voll aufging. Irgend etwas kam immer dazwischen. Ich fange einfach erst mal an, dachte er, ohne allzu festen Plan und schaue, wie es sich entwickelt. Das fühlt sich besser an, meinte die Stimme.

Nach dem Frühstück schnappte er sich den Wäschekorb und machte sich auf den Weg in die Tiefgarage. Er drückte den Aufzugknopf. Als sich die Tür öffnete, sah er dass der Innenraum mit grauer Pappe ausgeschlagen war. Ach ja, die Maler waren im Haus, fiel ihm ein. Er stellte den Korb ab. Auch der Spiegel, der sich im Aufzug befand, war abgedeckt. Er schaute auf die Stelle, an der sich der Spiegel befand und nahm ein seltsames Ruckeln wahr. War etwas mit dem Aufzug nicht in Ordnung? Die graue Pappe an der Wand über dem Spiegel flimmerte merkwürdig. Es war so, als schaute er auf eine Wasseroberfläche. Und es bewegte sich! Der Geruch von Öl und verbranntem Holz stieg plötzlich in seine Nase. Er schaute auf die Stelle, wo der Spiegel hing. Dahinter war flackerndes Licht! Die graue Pappe schien einfach weg zu schmelzen. Sie gab den Blick frei in einen Gang. Steinquader. Fackeln. Ein seltsamer Geruch schien ihn fast zu betäuben. Plötzlich stand er selber mitten in dem Gang!

Panik erfasste ihn. Was geschah hier? Durch das Knistern der Fackeln vernahm er leise Stimmen. Langsam schob er sich ängstlich weiter vor, um den dahinter liegenden Raum einsehen zu können. Sein Herz schlug bis zum Hals. Er hatte das Ende des Ganges erreicht. Vorsichtig schob er den Kopf um die Ecke. Drei Männer in seltsamer Kleidung standen in der Mitte des steinernen Raumes. Hinter ihnen - ein Sarkophag. Ägypten!

Und er wusste plötzlich, dass sie auf ihn warteten....

Schnarrend öffnete sich die Aufzugtür. Frau Schmeling, die ältere Dame aus der 2. Etage starrte mit weit aufgerissenem Mund in den Aufzug. "Um Gottes Willen, Elmer!", entfuhr es ihr. "Was ist passiert?" Elmer war zusammen gesackt und zu Boden gegangen. Langsam kam er zu sich und sah die erschrockene Nachbarin vor sich stehen. "Der Sarkophag", stammelte er benommen. "Was für ein Sarg?", fragte Frau Schmeling nach. Sie war schon etwas schwerhörig mit ihren 79 Jahren. Elmer brachte ihr ab und zu etwas mit, wenn er einkaufen ging, weil sie nicht mehr so schwer tragen konnte. Elmer rappelte sich hoch. "Schon gut Frau Schmeling, keine Panik, war wohl der Kreislauf". "Du musst besser auf Dich achten, Junge", sagte sie besorgt. "Ja mach' ich, ist schon wieder gut," entgegnete Elmer, nahm seinen Korb auf und ging in Richtung Waschküche. Nachdem er die Wäsche eingelegt hatte, drehte er den Korb um und setzte sich darauf.

Was war das denn jetzt? Wurde er nun langsam verrückt? Es war alles so real gewesen und den Geruch der Fackeln und des Öles hatte er auch ganz deutlich wahrgenommen. Dann war alles plötzlich abgerissen. Mach alles ganz langsam jetzt, dachte er sich und ging in die Tiefgarage zu seinem Auto. Er war noch ein wenig verwirrt. Dann startete er den Wagen, machte das Radio an und öffnete das Tiefgaragentor. Er wollte erst mal zur Tankstelle. Auf dem Weg dorthin erfuhr er im Radio von einer heute eröffneten neuen Ausstellung mit dem Thema "Unerklärtes aus Ägypten". Hierbei sollte es sich um Artefakte handeln, die man nicht so recht zuordnen konnte. Schon wieder Ägypten, dachte Elmer. Ein verrückter Tag heute. Die Tankstelle kam in Sicht und Elmer steuerte auf den Parkplatz. Drinnen grinste ihn schon sein Kumpel Mike an. Sie waren seit Jahren befreundet und unternahmen an den Wochenenden manchmal gemeinsam etwas. Mike war Junggeselle, wie Elmer auch und ein sehr unterhaltsamer Zeitgenosse. Heute überraschte er mit einer neuen Frisur. Er hatte sich rechts und links über den Ohren ein "S 04" einrasieren lassen.

Schalke 04 war sein Lieblingsverein und sie waren schon ein paar Mal gemeinsam zu den Heimspielen nach Gelsenkirchen gefahren. "Heute wieder die Komfortdusche für die edle Karosse mein Herr?", fragte er lachend. "Ja mach' mal - wie immer", sagte Elmer. "Ach tanken muss ich ja auch noch, dass mache ich mal besser vorher," sagte Elmer. "Sorry, ich bin wohl heute ein wenig durch den Wind, vorhin bin ich im Aufzug zusammengeklappt." "Was ist los?", fragte Mike etwas besorgt. "Ich geh' zuerst noch schnell tanken, dann nehmen wir noch einen Kaffee, O.K.?" "Is gut", sagte Mike und Elmer ging zum Auto zurück. Nach dem Tanken fuhr er in die Waschstraße ein und zahlte anschließend alles zusammen. Sein Kaffee stand schon bereit.

Mike fand kurz Zeit für ein Schwätzchen und fragte besorgt nach. "Was'n heute los mit Dir Alter?" "Weiß auch nicht so recht". "Ich träume in letzter Zeit so ein komisches Zeug, schlafe schlecht und bin so unruhig." "Ach, wird schon wieder", sagte Elmer mit einer abwehrenden Handbewegung und trank den Rest seines Kaffees aus. "So ich muss dann weiter", sagte Elmer. "Man sieht sich, mach's gut und schönes Wochenende und.... danke für den Kaffee!" "Schon O.K., mach's auch gut und pass' auf Dich auf!" Elmer nickte Mike kurz zu und verließ die Tankstelle. Im Auto blieb er einen Moment sitzen und überlegte, was er als nächstes tun wollte. Die Reinigung, ja das war das nächste. Er bog auf die Straße ein und nahm den Weg zur Reinigung. Zwei Abbiegungen weiter fiel ihm im Vorbeifahren ein Hinweisschild auf. Ausstellung. Ägypten. Goethestraße.

Goethestraße - da befand er sich gerade. Keine dreihundert Meter weiter sah er das Schild. Das kleine Museum, in dem früher die Post untergebracht war. Hier war die Ausstellung untergebracht. Wie magisch angezogen fuhr er auf den Parkplatz. Er stieg aus und ging die Treppe zum Eingang hoch. Er blieb stehen. Was mache ich eigentlich hier,? fragte er sich. Aber es war stärker..... Er ging hinein, löste eine Eintrittskarte und betrat die Ausstellung.

Gedämpftes Licht empfing ihn. An mehreren Stellen waren Räucherstäbchen angezündet worden. Es roch angenehm und irgendwie vertraut, fand er. Elmer blieb stehen und schaute sich um. Er suchte etwas. Etwas, das ihn ansprach. Aber was? Langsam drehte er sich und schaute auf die ausgestellten Objekte. Dann blieb sein Blick an einer Statue hängen. Es war ein Anubis. Er ging darauf zu. Der Anubis stand auf einem Sockel. Er war etwa 2,50 Meter hoch. Elmer umrundete ihn langsam. Pechschwarz war er. Ehrfurchtgebietend. Die glatte, ebenmäßige Oberfläche und die Gestaltung des Kopfbereiches waren eine Meisterleistung. Eine kleine Unregelmäßigkeit fiel ihm allerdings auf. Etwas wie ein kleiner Kratzer war unterhalb des Kopfes zu sehen. Elmer ging näher heran. Es war kein Kratzer - dort war etwas eingraviert!

Elmer fuhr seine Hand aus, er musste es berühren! Langsam und vorsichtig fuhren seine Finger über die Gravur. Ganz leise erst vernahm er die Stimme. Dann wurde sie deutlicher: "Nefreth, Nefreth, Du musst den Ring finden!!" "Du musst ihn finden!!" Erschrocken zog Elmer die Hand zurück. Wurde er jetzt endgültig wahnsinnig und hörte nun schon Stimmen? Aber zu stark war die Anziehungskraft. Er legte abermals seine Hand auf die Gravur.

Dann passierte es! Wie ein starker Sog zog es ihn weg. Weg in eine andere Zeit. Er wusste nicht, wie es geschah, aber er kannte den Ort an dem er gelandet war: Der Gang. Die Fackeln. Steinquader, Der Sarkophag, die 3 Männer - seine Einweihung! Er sollte zum Hohepriester geweiht werden und zuvor musste er 3 Tage und 3 Nächte im Sarkophag verbringen. Danach würde er den Ring erhalten. Den Ring des neuen Hohepriesters von Ägypten.....

Fortsetzung folgt.....

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Kapitel 2

Nani hatte sich schon seit Tagen darauf gefreut, mit ihrer besten Freundin Angie in diese Ausstellung zu gehen. Diese ägyptischen Fundstücke, die einfach nicht richtig zugeordnet werden konnten, faszinierten sie ungemein. Überhaupt fand sie alles, was mit Ägypten zu tun hatte sehr interessant. Sie konnte es sich auch nicht erklären, warum dies so war, aber sobald etwas Ägyptisches auftauchte, war sie höchst aufmerksam und interessiert.

Noch ein letzter Blick in den Spiegel.... Ja, sie war zufrieden. Ihr Pagenkopf mit den pechschwarzen Haaren rahmte ihr hübsches Gesicht und ein wenig dezente Schminke unterstrich ihre Natürlichkeit. Es schellte. Das musste Angie sein. Sie nahm ihre kleine Handtasche vom Haken, hob den Hörer der Gegensprechanlage ab und sagte: "Hallo Angie, ich komme direkt runter!" Freudig sprang sie die Treppen hinunter zu ihrer Freundin. Angie stand vor ihrem alten weißen VW-Käfer und strahlte Nani an. Nach einem Kuss auf die Wange und einer kleinen Umarmung schritt sie zurück und hält Nani mit einer Verbeugung die Wagentüre auf. "Nehmen Sie bitte Platz, schöne Frau!" Nani muss lachen. " Galant, galant, wenn Du jetzt noch ein Mann wärst, könnte ich schwach werden." "Man kann nicht alles haben," erwidert Angie lächelnd. Dann geht's los und kurz darauf biegen sie in die Museumsstraße ein.

Erwartungsvoll betritt Nani mit ihrer Freundin nach dem Kauf der Eintrittskarten das Museum. Eine geheimnisvolle Atmosphäre empfängt sie. Gedämpftes Licht und die Luft ist mit einem angenehmen Duft von Räucherwerk angefüllt. Langsam schreiten sie von einem Artefakt zum nächsten. Es sind verschiedene Schmuckstücke zu sehen, Masken, welche sie persönlich eher nicht als ägyptisch einstufen würde und verschiedene Statuen. Sie betreten den nächsten größeren Raum durch einen breiten Durchlass. Hier sind überwiegend Statuen ausgestellt, die von ganz kleinen in etwa 10 cm Größe bis hin zu mächtigen, übermannsgroßen Stücken reichen. In einer Ecke fällt Nani eine große schwarze Statue auf, die noch recht gut erhalten zu sein scheint. Sie ist mit goldenen Pöllern abgegrenzt, die durch ein dickes rotes Seil verbunden sind, um die Leute etwas auf Abstand zu halten. Dieses Stück will sich Nani gleich mal genauer anschauen, doch zuerst sind noch andere interessante Stücke anzusehen.

Angie macht Nani auf einen kleinen Ring aufmerksam, der in einer Glasvitrine ausgestellt ist. "Schau mal Nani, ist der nicht superschön!" "Irgendwie kommt er mir bekannt vor, ich weiß auch nicht warum." Goldgefasst strahlt aus der Mitte des Steines ein rot leuchtender Stein, der unterhalb der im oberen Bereich einen kleinen silbernen Punkt aufweist. "Ja, ein sehr schönes Teil", entgegnet Nani. Plötzlich zerreißt ein Knall die Museumsstille! Erschrocken fahren die beiden Frauen herum. "Was war das?, ruft Nani erschrocken. Dann sehen sie, dass die Abgrenzung hinter der schwarzen Statue umgefallen ist. Vorsichtig bewegen sie sich auf das Ausstellungsstück zu. Beim Herangehen um die Ecke erkennt Nani die Umrisse eines Körpers. Sie geht schneller. "Um Gottes Willen", ruft sie. "Da ist jemandem schlecht geworden!" "Schnell!"

Der Körper eines jungen Mannes liegt halb auf dem Sockel der Statue. Er ist wohl zusammengesackt und hat dabei die Pöller umgerissen. Sie hatten ihn vorhin überhaupt nicht gesehen, weil er hinter der Staute stand. "Angie, komm' hilf mal und kümmere Dich um ihn, ich laufe schnell nach vorne zum Eingang und rufe einen Krankenwagen." "Ja ist gut", antwortet Angie. Sie als gelernte Krankenschwester würde sich seiner annehmen, dachte Nani und rannte zum Eingang. Angie ging in die Hocke und schaute sich den Mann an. Der Puls ist da, keine äußerlichen Verletzungen zu sehen. Es scheint ihm nichts Schlimmes passiert zu sein. Ihr Blick fällt auf die Statue. Schwarz. Mächtig. Geheimnissvoll. Wie an einer Schnur gezogen hebt sie ihre Hand und berührt die schwarze Oberfläche. Ein Schauer durchfährt sie. Etwas Dunkles strahlt aus ihren Augen und ein wissendes, gefährliches Lächeln huscht über ihr Gesicht.

"Angie!, was machst Du denn da, Du sollst Dich doch um den Mann kümmern!" Nani war zurückgekommen und ärgerlich hatte sie gesehen, dass ihre Freundin die Statue scheinbar streichelte, anstatt sich um den Verletzten zu bemühen. Erschrocken zuckte Angies Hand zurück. "Oh ähm, es geht ihm gut, er ist nicht weiter verletzt" stammelte Angie. Etwas verlegen blickte sie Nani an und versuchte zu lächeln. Nani sah ihr in die Augen. Sie war irgendwie anders. Sie konnte nicht sagen, was es war, aber sie war sich sicher - es gefiel ihr nicht....

Die Frau von der Kasse kam herangelaufen und sagte, dass der Krankenwagen unterwegs sei. Angie kümmerte sich wieder um den Mann und brachte ihn in eine stabile Lage. "Kann ich was helfen?", fragte sie. "Nein danke, ist schon gut, der kommt gleich schon wieder zu sich, ich bin Krankenschwester." "Na, da hat der junge Mann aber Glück gehabt, dass gleich eine Krankenschwester an seiner Seite war und dann auch noch eine so hübsche", sagte sie mit einem süffisanten Lächeln. "Vielleicht führt er sie zum Dank ja mal zum Essen aus, meine Liebe." "Is n' hübscher Kerl, oder?" Nani sah in Angie's lächelndes Gesicht und merkte, dass ihr dieser Gedanke gar nicht gefiel. Warum nur? Sie kannte den Mann doch überhaupt nicht. Eifersucht?

Geräusche dragen vom Eingang zu ihnen vor. Zwei Sanitäter kamen mit Trage und einer Tasche darauf auf sie zu. Sie machten ihnen Platz und stellten sich auf die Seite. Nani erklärte den beiden Männern kurz, was geschehen war und sie kümmerten sich sofort um ihn. Nani sah, dass der mann wohl im Fallen seine Börse verloren hatte. Sie ging darauf zu und hob sie auf. Der Ausweis war herausgerutscht. Sie warf einen kurzen Blick darauf. Elmer - konnte sie erkennen - mehr nicht. Sie stopfte den Ausweis zurück und gab die Börse an einen Sanitäter weiter. "Die gehört wohl ihm". Der junge Mann begann etwas zu murmeln. Er schien aufzuwachen. Nani ging näher heran um etwas verstehen zu können. Er sagte immer dasselbe Wort. Es hörte sich an wie.... "Nefreth", oder so. Plötzlich schlug er die Augen auf. Nani war noch etwas über ihn gebeugt. Er sah sie direkt an. Wortlos begegneten sich ihre Blicke...

Etwas Vertrautes war in seinem Blick. Sie konnte es sich nicht erklären, aber es war einfach da. Elmer richtete sich langsam auf. "Wie geht es Dir - äh Ihnen"?, fragte Nani. "Schon gut", sagte Elmer, "wir können ruhig Du sagen, hast mir ja schliesslich hier sehr geholfen." "Wer weiß wie es ausgegangen wäre, wenn Du nicht da gewesen wärst." "Äh, ja schon wieder ganz gut, danke der Nachfrage." "Ich war hinter dem Anubis" "Hab' ihn angefasst". "Es war ganz merkwürdig", sagte Elmer. "Was war merkwürdig?", schaltete sich Angie mit energischer Stimme ein. Elmer sah die seitlich von ihm stehende Frau an und..... zuckte leicht zusammen. Es war kaum merklich, aber Nani hatte es wahrgenommen. "Ach nichts, ist nicht so wichtig". "Ich scheine in der letzten Zeit etwas labil zu sein, bin schon mal zusammen geklappt - wohl der Kreislauf." Angie musterte ihn mit einem strengen Blick. Elmer wollte aufstehen. "Ich werde dann mal wieder gehen". "Ich danke Ihnen allen, dass Sie sich um mich gekümmert haben!"

"Das sollten Sie lieber lassen", schaltete sich einer der Sanitäter ein. "Es wäre besser, wenn Sie sich kurz in der Ambulanz untersuchen lassen würden, es könnte sein, dass Sie eine Gehirnerschütterung davon getragen haben." "Aber ich....." "Es wäre wirklich besser, wenn Sie zur Untersuchung mitkämen", sagte der Mann etwas energischer." Wir bringen Sie ins evangelische Krankenhaus und wenn alles in Ordnung ist, können Sie ja sofort wieder gehen." "Sie sollten jetzt kein Risiko eingehen." "O.k. ist schon in Ordnung, ich komme mit," antwortete Elmer. Er kam langsam hoch und der Sanitäter stütze ihn vorsichtshalber leicht unter dem Arm. Kurz darauf verliess der Krankenwagen den Parkplatz des Museums.

Nani und Angie sahen sich an. "Warum bist Du ihn so barsch angefahren gerade?", fragte Nani. "Ich weiß auch nicht, irgendwie mag ich ihn nicht," antwortete Angie mit einem Schulterzucken. Sie brachen ihren Museumsbesuch ab und Angie setzte Nani bei sich zuhause ab. Dieser Elmer ging ihr nicht aus dem Kopf. Sie hatte sich mit einem Kaffee an den Esstisch gesetzt. Dieser Blick! Sie überlegte, wo sie ihn schon einmal gesehen haben könnte, aber es fiel ihr nichts ein.


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Kapitel 3

Ahmed al Bashir schlug die Eingangsplane seines Zeltes zur Seite und hielt verschlafen seinen Kopf aus dem Zelt. Es war noch früh und die Sonne war noch nicht aufgegangen über dem Gizeh-Plateau. Er strich sich über seinen Kinnbart und sah sich um. Alles war noch ruhig. Noch. Heute würden die Amerikaner mit schwerem Gerät anrücken, um ihre Bohrungen vorzunehmen. Er hatte mitbekommen, dass zwischen der Spinxh und der grossen Pyramide ein Verbindungsgang vermutet wurde. Heute sollte mit Probebohrungen festgestellt werden, ob an der Vermutung etwas dran war. Er war noch müde und setzte sich auf eine Holzkiste, die vor dem Zelt stand.
Die Träume in den letzten Tagen hatten ihn verwirrt. Letzte Nacht hatte er wieder einen. Er hatte von einer Kammer geträumt. Fackeln brannten und in der Mitte der Kammer war ein steinerner Altar, auf dem verschiedene Dinge lagen, die er nicht genau erkennen konnte. Die Atmosphäre war irgendwie gespannt und feierlich zugleich und er konnte den Geruch der brennenden Fackeln wahrnehmen. Heute hatte er geträumt, dass ein junger Mann in einem feierlich anmutendem Ornat die Halle betrat. Fremde Worte wurden gesprochen. Eines hatte er behalten:

Nefreth....

Er sah kurz sein Gesicht - dann war der Traum vorbei. Ahmet fragte sich, was das wohl alles zu bedeuten hatte und strich sich wiederholt nachdenklich durch seinen Kinnbart. "Ahmet!", riss es ihn aus seinen Gedanken. "Was ist mit Dir?" Erschrocken fuhr Ahmet hoch. Yussuf, sein Vorarbeiter kam mit grimmigem Gesicht auf ihn zu. "Der Tag hat noch nicht mal angefangen und Du machst schon wieder eine Pause!" "Los, hoch mit Dir, wir müssen alles für die Bohrungen vorbereiten!" Ahmet erhob sich und machte sich auf den Weg zu den Bohrstellen.

Er mochte Yussuf nicht, jedoch war er ein Landsmann. Noch weniger mochte er diese Amerikaner, die diese Bohrungen durchführen wollten. Sie hielten sich für die Herren der Welt, waren großkotzig und großmäulig und und.... ach.. er hasste sie einfach.
Die Sonne lugte am Horizont hervor und beleuchtete das Plateau in einem besonderen Licht. Heute ist ein besonderer Tag, dachte Ahmet. Er wusste auch nicht, warum ihm dieser Gedanke kam. Er ging zu den Stellen, die für die Testbohrungen markiert waren und nahm die Abdeckungen ab. Jetzt hörte er die Motorengeräusche. Das Bohrgerät kam an. Mehrere LKW näherten sich dem Plateau. Einer davon hatte den Bohrturm dabei.

Yussuf wies die LKW's ein und lenkte sie an die Stelle, wo gebohrt werden sollte. Die Männer vom Bohrtrupp waren sehr gut aufeinander eingespielt. Keine zwei Stunden später stand der Turm und war einsatzbereit. Ein schwarzer SUV mit abgedunkelten Scheiben fuhr auf das Gelände und blieb kurz vor Ahmed stehen. Ein Amerikaner sprang heraus, um die hintere Tür zu öffnen. Ahmed sah ihn mit einem missbilligenden Blick an. Ein weiterer Amerikaner stieg aus. Ahmed schätzte ihn auf Mitte Fünfzig. Schwarze Haare, kantiges Gesicht, groß und breitschultrig. Er musterte Ahmed kurz und ging in Richtung des Bohrturmes.

Wie Ahmed erfahren hatte, war der Mann der Initiator der ganzen Sache. Alexander Solomon. Ein amerikanischer Geschäftsmann, der sich auf Altertümer spezialisiert hatte. In der ganzen Welt hatte er sich wertvolle Antiquitäten unter den Nagel gerissen. Der Irakkrieg hatte ihn schwer reich gemacht. Er hatte gute Kontakte zum Militär und in höhere Regierungskreise. Über Beziehungen hatte er die Genehmigung für die Bohrungen hier erhalten, nachdem eine Menge Bargeld geflossen war.

Die zweite Hintertür des SUV öffnete sich und ein weiterer Mann stieg aus. Buddy McIntosh, Sohn irischer Einwanderer und die rechte Hand von Solomon. Er wurde von allen nur Bud genannt. Sein rötliches Haar verriet seine Herkunft. Er hatte Geschichte und die ägyptische Mythologie studiert und arbeitete seit ewigen Zeiten für Solomon. Sie hatten gemeinsam studiert und waren seither zusammen geblieben. Er hatte den Spitznamen: "The Butcher". Seine Eltern hatten seinerzeit eine Metzgerei gehabt. Bud mochte diesen Namen überhaupt nicht und wer ihn nannte, wurde mit einem Blick belegt, der keinen Zweifel an seinem Unmut darüber liess.

Nun waren sie hier und Ahmed hatte kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Am frühen Nachmittag sollte mit dem Bohren begonnen werden. Dies Idioten dachte Ahmed, fangen in der größten Hitze des Tages an. Wenn die Bohrer da mal nicht heisslaufen. Der Motor des Bohrturmes wurde angelassen und die Bohrung begann. Das Geräusch dass der diamantbestückte Bohrkopf verursachte, ging Ahmed durch Mark und Bein. Der Rosengranit war sehr hart und immer wieder musste mit Wasser gekühlt werden, damit der teure Bohrkopf keinen Schaden nimmt.

Ahmed hatte sich neugierig der Bohrstelle etwas genähert, obwohl Yussuf ihm eingeschärft hatte, sich von dort fern zu halten wenn die Arbeiten begonnen hätten. Die Amis wollten keinen nah dabei haben. Alle aus dem Bohrtrupp waren hoch konzentriert und man erwartete in Kürze den "Durchbruch". Solomon wurde nervös und schrie plötzlich "Wir brauchen mehr Wasser!" Da keiner seiner Leute abkömmlich schien, weil sie alle schwer beschäftigt waren, sprang Ahmed ein, schnappte sich zwei Wassereimer und rannte damit zu dem etwas weiter abgestellten Wassertank. Er befüllte die Eimer und trug sie zum Bohrloch zurück.
Solomon sah ihn an. Er stand jetzt nur etwa zehn Meter von ihm entfernt. Sein spontaner Einsatz schien ihm zu gefallen und er glaubte ein gewisses Wohlwollen aus seinem Blick heraus zu lesen. "Hey Bud", sprach Solomon seinen Freund an, "lass uns die Kamera schon mal aufstellen, ich habe das Gefühl dass es nicht mehr lange dauert, bis wir durch sind. Sobald sie auf einen Hohlraum stiessen, wollten sie eine bewegliche Kamera einlassen, um diesen zu inspizieren. "O.k. Al, ich kümmere mich sofort darum", entgegnete McIntosh und entfernte sich vom Bohrloch.

Plötzlich veränderte sich das Bohrgeräusch etwas. Es wurde irgendwie heller hatte Ahmed den Eindruck. Neugierig ging er noch etwas nach vorne. "Langsamer!", herrschte Solomon den Bohrführer an, "wir sind gleich durch"! Er ahnte nicht, wie schnell er Recht behalten sollte. Mit einem lauten Krachen barst die Granitplatte an der Bohrstelle und senkte sich nach unten. Der LKW mit dem Bohrturm sank ein und drückte die Platte durch sein Gewicht nach unten. Ahmed stand am anderen Ende der Platte und wurde in die Höhe gehoben. Schnell geriet er ins Rutschen und bewegte sich unaufhaltsam auf den Spalt zu, der sich aufgetan hatte.

Panik erfasste ihn. Die Granitplatte war so glatt, dass er nirgends Halt fand. Alle brachte sich panisch in Sicherheit und rannten weg von der sich auftuenden Spalte. Ahmed versuchte sich in den Stein zu krallen. Vergeblich! Etliche Fingernägel waren ihm schon abgebrochen. Keine Chance. Wie ein dunkler Schlund kam ihm die Spalte vor, auf die er sich immer schneller zu bewegte. Er schrie. Zu spät! Er rutschte über die Kante ins Nichts. Mit rudernden Armen fiel er und fiel und fiel, bis ihn wohltuende Schwärze erlöste.....

Die geschockten Männer oben am Bohrloch wagten sich vorsichtig an die Unglücksstelle zurück. Jede Menge Staub der aufgewirbelt wurde, schwängerte die Luft und legte sich auf die schweissnasse Haut der Männer und liess sie aussehen, wie panierte Schnitzel. Der LKW mit dem Bohrgerät war ein Stück abgesackt und das Bohrgestänge und der Bohrkopf waren hin - so viel war schon mal klar. "So eine verdammte Scheisse", schrie Solomon aus Leibeskräften und trat wütend einen der Wassereimer um. Er wollte die ganze Sache hier so unauffällig wie möglich ablaufen lassen. Nun war genau das Gegenteil passiert.
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Kapitel 4

Elmer hatte Glück gehabt. Die Untersuchung im Krankenhaus hatte ergeben, dass ihm nichts fehlte. Er hatte auch keine Gehirnerschütterung davon getragen und konnte zurück nach Hause. Nachdenklich sass er an seinem Esstisch und überlegte, was das alles zu bedeuten hatte. Er war total verwirrt. Diese verwirrenden Träume und warum war er einfach zusammengeklappt? Und das schon zwei mal. Warum hatte er auf einmal so stark mit Ägypten zu tun? Die Träume. Die Sache im Fahrstuhl und nun die Ausstellung? Ägypten hatte ihn bis dato nie wirklich interessiert.

Den einzigen Bezug, den er zu Ägypten herstellen konnte, waren seine Eltern. Sie waren beide von Ägypten fasziniert und so etwas wie Hobbyforscher gewesen. Als er noch zur Schule ging, waren sie auf dem Rückflug von Ägypten nach Deutschland mit dem Flugzeug abgestürzt und beide ums Leben gekommen. Es war eine harte Zeit für Elmer gewesen. Zum Glück konnte er bei seinen Großeltern aufwachsen, die sich sehr liebevoll um ihn gekümmert hatten.
All die ganzen Sachen von seinen Eltern waren damals bei ihnen geblieben. Elmer beschloss, sie in den nächsten Tagen mal wieder zu besuchen. Auch wollte er jetzt am Wochenende im Internet recherchieren - vielleicht würde er ja irgendwo einen Hinweis finden, der ihm weiterhelfen würde. Sein Magen knurrte. Der Tag war schon fortgeschritten und er hatte noch gar nichts gegessen, ausser seinem Frühstück. Elmer ging in die Küche und machte sich ein einfaches Gericht. Nudeln, Broccoli, Butter. Er liebte Broccoli.

Nach dem Essen setzte sich Elmer an den Computer in seinem Arbeitszimmer. Er googelte sich durch alle möglichen Berichte über Ägypten und landete merkwürdigerweise bei...... Atlantis. Dieses Thema faszinierte ihn. Über das sagenumwobene Atlantis hatte er schon öfter gelesen. Ein Bericht über einen amerikanischen Seher und Mystiker interessierte ihn besonders. Hier wurde davon berichtet, dass dieser Mann, der bis 1945 gelebt hatte, sich selber in Trance versetzen konnte und dabei Erstaunliches zu Tage brachte.

In seinen Trancesitzungen sagte er den Beginn und das Ende des 2. Weltkrieges genau voraus. Er erstellte Heildiagnosen für etliche kranke Menschen, welche die Ärzte schon aufgegeben hatten und half ihnen damit, wieder gesund zu werden, obwohl er nie in seinem Leben eine derartige Ausbildung erhalten hatte. Etwas später erweiterten sich seine so genannten "Readings" auf die Vorleben der Menschen, die ihn um Rat gefragt hatten. Er berichtete davon, welche Funktionen diese Menschen in vorhergehenden Inkarnationen im alten Atlantis und in Ägypten gehabt hatten und ob sie in diesen Inkarnationen "gefehlt" oder "hinzugewonnen" hatten.

Und dann las er etwas, dass ihn ganz besonders gefangen nahm. Dieser Mann, der sich nach seinen Sitzungen an absolut nichts erinnern konnte berichtete davon, dass es Atlantis tatsächlich gegeben hat. In drei schweren Katastrophen sei das Land zerbrochen und schliesslich ganz untergegangen. Die letzte und endgültige Zerstörung sollte um das Jahr 10.000 vor unserer Zeitrechnung passiert sein. Nach der ersten und der zweiten Katastrophe und vor der letzten und endgültigen Zerstörung sollen die Atlanter in andere Länder geflüchtet sein. Es wurden hier Länder wie Mexico und Peru genannt und......Ägypten!
Elmer war fasziniert. Es wurde davon berichtet, dass die geflüchteten Atlanter einen großen Teil ihres Wissen mitgenommen haben und so den Ländern, in welche sie geflüchtet waren, großen Wohlstand gebracht hatten. Elmer überlegte. Sowohl in Peru und Mexico, als auch in Ägypten standen Pyramiden und selbst heute noch rätselten die Experten, wie die Menschen damals es wohl geschafft hatten, solche monumentalen Bauwerke mit ihren begrenzten Möglichkeiten zu errichten. Konnte es hier tatsächlich eine Verbindung geben?

Es war inzwischen schon 01.00 Uhr in der Nacht geworden, aber Elmer konnte nicht aufhören zu lesen. Egal, morgen hatte er noch frei. Er las weiter und erfuhr, dass die alten Atlanter ihre Energie über seltsame Kristalle gewonnen haben sollen, welche an verschiedenen Orten im Land plaziert waren. Auch sollen sie in der Lage gewesen sein, "Steine zum Schweben zu bringen". Unglaublich, dachte Elmer. Dies würde die Bewegung der tonnenschweren Steine für eine Pyramide und ihren Bau erklären.
Plötzlich kamen ihm seine Großeltern in den Sinn. Er hatte das starke Gefühl, sie unbedingt besuchen zu müssen und beschloss, sie gleich morgen früh anzurufen. Elmer merkte, wie ihn langsam aber sicher die Müdigkeit übermannte und sah auf die Uhr. Schon 04.30 Uhr! Elmer schaltete den Computer etwas widerwillig aus, ging ins Bad und legte sich dann schlafen. Vorsichtshalber stellte er sich für den Sonntagmorgen den Wecker.

Ein vertrautes Geräusch weckte ihn. Es war 08.00 Uhr. Nach einer Dusche und einem kurzen Frühstück rief er seine Großeltern an und fragte, ob er sie besuchen könnte. Die beiden waren hoch erfreut und sie vereinbarten, dass Elmer am Mittag bei ihnen sein sollte. Ein Satz seiner Großmutter kam ihm merkwürdig vor: "Schön dass Du endlich kommst, wir hatten schon viel eher mit Dir gerechnet". Gegen 11.00 Uhr wollte er losfahren. Er brauchte ungefähr eine Stunde und hatte noch etwas Zeit. Noch einmal schaltete er den Computer ein.

Er fand einen interessanten Bericht im Internet in dem davon berichtet wurde, dass eine amerikanische Gruppe von Wissenschaftlern mit Probebohrungen feststellen wollte, ob sich zwischen der großen Pyramide von Gizeh und der Sphinx ein Gang oder Hohlräume befänden. Elmer erinnerte sich, dass der amerikanische Mystiker davon berichtete, dass es einen Gang von der Sphinx zur Pyramide geben sollte, der in eine sogenannte "Halle der Aufzeichnungen" führen sollte. In dieser Halle sollten sich nach den Worten des Mystikers Aufzeichnungen über die Flucht der Atlanter aus ihren zerstörten Gebieten, den Bau der Pyramiden und die gesamte Menschheitsgeschichte befinden. Wenn das stimmt dachte Elmer, müsste die gesamte Menschheitsgeschichte neu geschrieben werden.

Mit diesen Gedanken im Kopf machte sich Elmer auf den Weg zu seinen Großeltern. Etwa1 Stunde später bog er in die Strasse ein, in der seine Großeltern wohnten. Alles war ihm noch vertraut. Das hübsche kleine Häuschen, der Vorgarten mit dem grün gestrichenen Holzzaun, die schönen Blumen, um die sich seine Großmutter immer so liebevoll kümmerte. Er freute sich, wieder hier zu sein. Die liebevolle Art seiner Großmutter hatte ihm nach dem frühen Tod seiner Eltern sehr geholfen. Seinen Großvater mochte er auch sehr. Jedoch war er ganz anders. Elmer hatte immer das Gefühl, dass etwas Geheimnisvolles ihn umgibt und deshalb hatte er stets großen Respekt vor ihm gehabt. Sie hatten ihm seine leiblichen Eltern nach Kräften und gut ersetzt.

Als Elmer ausstieg, öffnete sich die Haustür und seine Großmutter erschien im Türrahmen. Sie lächelte ihn mit ihrem gütigen Gesichtsausdruck an, den er schon immer so an ihr mochte. Er stieg die zwei Treppenstufen hoch und sie nahmen sich in die Arme. "Mein lieber Junge!" "Hallo Oma", entgegnete Elmer. Lange hielt sie ihn fest und Elmer glaubte für eine Sekunde, eine gewisse Traurigkeit in ihr zu spüren. "Ist alles in Ordnung"?, fragte er. "Alles gut", sagte sie, "jetzt bist Du ja da" und lächelte ihn an. "Komm herein".

Sie gingen gleich durch ins Wohnzimmer. Der Blick in die Küche im Vorbeigehen und der Gang durch die Diele erinnerten Elmer an früher. Es hatte sich nichts verändert. Großvater war aufgestanden, als er ihn sah. Er sah ihn mit einem ungewöhnlich scharfen Blick an, breitete seine Arme aus und nahm ihn in die Arme. "Elmer", sagte er nur und drückte ihn so fest, wie er ihn noch niemals vorher gedrückt hatte. Elmer war etwas verunsichert. Irgend etwas stimmte hier nicht. Er hatte nur überhaupt noch keine Ahnung, worum es sich dabei handelte.

Sie setzten sich gemeinsam an den gedeckten Tisch und Großmutter brachte Elmers absolutes Lieblingsgericht: Kohlrouladen mit Kartoffeln! Während des Essens sprachen sie ein paar Worte über Elmers Arbeit, eine eventuelle Beziehung und über seine Wohnung. Danach brachte Großmutter Kaffee und sie setzten sich in die gemütliche Couchecke. Elmer glaubte eine gewisse Anspannung bei den beiden wahrzunehmen. Sein Großvater fragte ihn, ob er in der letzten Zeit seltsame Träume gehabt hätte und ob diese Träume Ägypten zum Thema hatten. Völlig verblüfft bestätigte Elmer ihm dies. Und dann eröffnete ihm sein Großvater etwas, dass sein weiteres Leben so verändern würde, wie er es sich in seinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können.....


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Kapitel 5

Nani ging die Sache im Museum nicht aus dem Kopf. Nachdenklich saß sie vor ihrem Kaffee und stocherte mit der Gabel in den Kuchenresten auf dem Teller vor ihr. Dieser Elmer. Sie hatte das Gefühl ihn zu kennen, wusste aber nicht, wo sie ihn einordnen sollte. Und dann Angie - was war mit ihr los gewesen? So kannte sie ihre Freundin überhaupt nicht. So einen hasserfüllten Blick hatte sie bei ihr noch nie gesehen. Es war ein ganz merkwürdiger Tag gewesen.

Nani räumte den Tisch ab und setzte sich ins Wohnzimmer, um sich vor dem Fernseher ein wenig abzulenken. Aber sie kam heute nicht aus dem Kopf. Immer wieder musste sie an die Ereignisse des Tages denken. Sie schaltete den Fernseher ab und setzte sich vor ihren Computer. Doch auch das war nicht das Richtige. Sie war einfach noch zu aufgewühlt. Sie musste einfach erst einmal wieder "runterkommen". Dann kam Nani die Idee eine Meditation zu machen. Eine Kerze wurde entzündet. Sie holte sich ihr Meditationskissen und liess sich darauf nieder. Mit ihrem Po hin und her wackelnd, schmiegte sich sie so lange auf dem Kissen ein, bis sie die richtige Position gefunden hatte.

Sie breitete die Arme weit offen aus und führte sie dann ganz langsam zum Körper zurück und legte ihre Hände zunächst auf der Brust ab. Danach legte sie die Hände für einen Moment in ihren Schoss, um sie kurz darauf zu einer Mudrahaltung zu formen. Nani atmete ein paar Mal tief ein und aus. Ihr Oberkörper war kerzengerade und bildete einen perfekten rechten Winkel zu ihrem Unterkörper. Der Kopf war ein ganz klein wenig zur Brust geneigt. Die erste Stufe war erreicht, jetzt folgten die Bilder. So war es immer. Alle möglichen Bilder gingen ihr durch den Kopf. Sie hatte gelernt, sie einfach vorbei ziehen zu lassen, sie nicht zu bewerten und keine Fragen zu stellen.

Doch an einem Bild blieb sie heute Abend immer wieder hängen. Sie konnte sich nicht erklären, warum es immer wieder kam. Sie liess es ziehen und wollte es loslassen, doch kurz darauf war es wieder da. Es war anders, als sonst in ihren Meditationen. Nani war etwas verunsichert deswegen. Da war es schon wieder! Es war..... ein Auge. O.K. dachte Nani, ich lasse mich drauf ein. Sie konzentrierte sich auf das innere Bild und versuchte, dieses Auge genauer zu fokussieren. Ihr fiel auf, dass die Farbe des Auges zu wechseln schien. Es war zuerst blau, dann wechselte die Farbe in ein giftiges Grün, danach in Dunkelbraun, bis zuletzt ein tiefes Schwarz daraus wurde.

Nani hatte den Eindruck, eine unglaubliche Tiefe in diesem schwarzen Auge zu spüren. Und plötzlich verspürte sie Kontakt! Etwas in dieser Tiefe schien sie irgendwie anzuziehen. Sie hatte das Gefühl, in dieses Auge hinein gezogen zu werden. Ein ungutes Gefühl nahm Besitz von ihr. Sie wollte abbrechen. Doch das Auge liess sie nicht mehr weg. Sie wurde förmlich hinein gesogen. Sie spürte den Sitz unter sich nicht mehr. Wie schwebend glitt sie scheinbar in eine andere Dimension, eine andere Welt, ein anderes Leben.....

Sie versuchte sich dagegen zu wehren - aber vergeblich - immer weiter zog diese unsichtbare Kraft sie in eine andere Welt. Etwa eine Minute verging, dann war sie "angekommen". Nani hatte absolut keine Ahnung wo sie hier war. Auf dem Kissen in ihrer Wohnung sass sie mit geschlossenen Augen. In der anderen Welt hatte sie sie geöffnet. Was sie sah, liess sie staunen. Es war......

Atlantis!

Nur wusste Nani dies in diesem Moment noch nicht. Sie ging die kleine Anhöhe hinab auf der sie stand und bewegte sich auf die unter ihr liegende Stadt zu. Felder waren hier angelegt und hier und da sah sie Menschen, die hier ihre Arbeit verrichteten. Nani ging langsam auf sie zu. Sie hatte einen hoch gewachsenen Mann auserkoren und wollte ihn ansprechen. Er war ihr zugewand und kam gerade aus der Hocke hoch. Nani sah den großgewachsenen, breitschultrigen Mann direkt an und rang sich ein leichtes, unsicheres Lächeln ab. Doch die Miene des Mannes blieb völlig unbeeindruckt. Sie hob ihre Hand zum Gruß und ein zittriges "Hallo" verliess ihre Lippen. Keine Reaktion!

Der Mann drehte sich halb weg und Nani ging auf ihn zu. Verdammt, er musste sie doch gesehen haben, dachte sie. Nani bewegte sich zwei Schritte auf ihn zu und griff spontan nach seinem Arm. Als sie zugriff, fasste sie ins Leere! Sie sprach ihn direkt an - keine Reaktion! Er sah sie nicht und er hörte sie nicht!Verdammt, was war das denn? Nani war nun umso mehr verunsichert, da sie Geräusche wahrnahm. Sie hörte das Streichen des Windes über die Felder, die Schritte des Mannes, der sie nicht hörte und aus der Ferne glaubte sie etwas vom Treiben aus der Stadt mitbekommen zu haben. Der Mann schulterte eine kleine Hacke und verliess das Feld. Nani sah ihm nach und ihr fiel die Kopfbedeckung und die lendenschurzartige Kleidung des Mannes auf. Irgendwie erinnerte es sie an Bilder aus dem alten Ägypten. Die Kopfbedeckung aus rotem Tuch hing bis auf seine breiten Schultern herunter.

Nani sah auf die Stadt. Sie war ringförmig angeordnet und wurde von mehreren kleinen Kanälen durchzogen. Sie beschloss sich alles näher anzusehen und bewegte sich in Richtung des Ortes. Die Stadt musste sich in der Nähe eines grösseren Gewässers oder eines Meeres befinden, denn sie sah mehrere große Schiffe vor Anker liegen. Beim näheren Herangehen bemerkte sie, dass einige der Schiffe bereits abgelegt hatten. Ein breiterer Hauptkanal führte zwischen zwei Bergen hindurch und scheinbar aufs offene Meer. Je näher sie kam, desto lauter wurde es. Sie stutzte. Das waren keine normalen Stadtgeräusche. Hier stimmte etwas nicht! Nun sah sie, dass die Menschen meist hektisch oder gar panisch durch die Stadt rannten. Manche gestikulierten wild mit den Händen und trieben sich gegenseitig zur Eile an. Was war hier los?

In der Mitte der Stadt hatte sie ein kuppelartiges Bauwerk bemerkt. Die halbrunde Kuppel schimmerte seltsam. War sie aus Gold? Nani passierte ein turmartiges Gebilde, auf dessen Spitze sich ebenfalls ein kuppelartiges Dach befand, jedoch wesentlich kleiner, als das Gebäude im Stadtkern. Sie sah mehrere von diesen Türmen, die rings um die Stadt verteilt standen. Plötzlich nahm Nani ein metallisch klingendes Geräusch war und hielt inne. Sie sah zu dem Turm hinauf und sah, wie sich die Kuppel heruntersenkte und etwas freigab, dass aussah wie ein Kristall. Beim Blick hinunter bemerkte sie, dass nun alle Kuppeln auf den Türmen zurück gefahren wurden. Ein seltsames Licht verliess die Türme und legte sich wie ein Schutzschild über die Stadt.

Nani war ein gutes Stück weiter gegangen und der Lärm war mittlerweile deutlich angeschwollen. Sie sah, dass die vor Anker liegenden Schiffe eiligst beladen wurden und die Menschen scheinbar all ihr Hab und Gut darauf verstauten. Sie stand nun in der Nähe der Ankerplätze bei den Schiffen mitten in einem ohrenbetäubenden Lärm und sah sich die Leute an. Ein Mann kam auf sie zu gerannt und drohte sie in seiner Panik umzuwerfen. Nani wollte ausweichen - doch zu spät! Abwehrend riss sie ihre Hände hoch, doch es passierte nichts. Der Mann lief einfach durch Nani hindurch! Sie hatte es völlig vergessen. Erschrocken verliess sie ihren Platz und gung weiter in die Stadt hinein.

Kurz vor dem kuppelartigen Gebäude sah sie eine grosse Menschenmenge. Die Leute standen auf einem grossen Platz und hörten einem Mann zu, der auf einem erhöhten Podest zu ihnen sprach. Nani verstand die Sprache nicht, aber sie hatte den Eindruck, dass es sehr schlimme Dinge waren, die seine Lippen verliessen. Die Gesichter der umstehenden Menschen waren von Schock und Entsetzen geprägt. Wild gestikulierend sprach der Mann weiter, als plötzlich ein Pfeiffton einsetzte, der schnell immer intensiver wurde und die umher stehenden Menschen in allergrösste Panik versetzten. Wild stoben sie auseinander und ergriffen die Flucht. Nani sah wie sich das Licht, dass aus der Hauptkuppel drang veränderte. Auch das Licht, welches wie ein Schutz über der Stadt gelegen hatte, veränderte sich.

Und dann geschah es.....

Nani wurde plötzlich empor gehoben und sah die ganze Szene aus der Vogelperspektive. Sie sah, wie sich über der Hauptkuppel eine dicke Säule aus silbern schimmerndem Licht bildete, die schnell immer grösser wurde und sich zu verdichten schien. Mit einem dumpfen Brummton fiel diese Lichtsäule plötzlich in sich zusammen. Kurz vor Erreichen des Erdbodens explodierte alles mit einem unvorstellbar lauten Knall. Ein riesige Druckwelle entstand, die alles im Umkreis von etwa 50 Kilometern wegfegte wie welkes Laub. Fassungslos verfolgte Nani die Szene mit weit aufgerissenem Mund. Die Druckwelle schien gerade auszulaufen, als sich der gesamte Erdboden plötzlich sehr stark hob und senkte. Selbst aus ihrer weit erhöhten Position konnte Nani die Erdbebenwellen sehr deutlich erkennen. Das Beben dauerte etwa 20 Sekunden lang, danach öffnete sich der Erdboden und das ganze Land versank mit einem unvorstellbaren Getöse in dem gierigen, tödlichen Schlund einer wütenden Erde. Von überall her strömten riesige Wassermassen in das entstandene Loch und kurz darauf sah man nur noch das Meer. Riesige Tsunamiwellen machten sich auf den Weg und sollten andernorts gewaltige Schäden anrichten. Weit draussen auf den Meer entdeckte Nani noch einige Schiffes dieses Volkes, aber die meisten von ihnen hatten es nicht geschafft. Atlantis war durch eine gewaltige Explosion untergegangen. Nichts war mehr übrig!

Dann wurden die Bilder plötzlich verschwommen und dunkeler. Nani schien auf dem Rückweg zu sein. Kurz darauf blickte sie in das Auge. Sie nahm den Sitz unter sich wieder wahr und bemerkte, dass sie sich völlig in den Stoff verkrallt hatte. Sie kam wieder bei sich an und öffnete kurz darauf ihre Augen. Beruhigt stellte Nani fest, dass sie sich wieder in ihrer Wohnung befand. Diese Meditation würde sie niemals vergessen....

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Kapitel 6 / Teil 1

Ahmed hatte seinen Aufprall nicht bewusst mitbekommen. Wohltuende Schwärze hatte ihn gnädigerweise umhüllt. Doch sein Bewusstsein kehrte nun langsam zurück und sein Körper wurde wieder mit Leben gefüllt. Eine schmerzvolle Erfahrung für Ahmed. Er schrie aus Leibeskräften auf vor Schmerz. Sein Bein war gebrochen und mindestens drei oder vier Rippen. Es war stockdunkel hier und Ahmed konnte die Hand vor Augen nicht sehen. Es war ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte.

Vorsichtig tastete er mit der Hand seine Umgebung ab. Der Boden war sandig und trocken - auf einer Seite. Auf der anderen Seite fühlte er sich feucht an. Ahmed nahm etwas von dem feuchten Sand mit der Hand auf, rieb ihn zwischen den Fingern und roch daran. Es war Blut! Sein eigenes Blut. Vorsichtig strich er mit der Hand über sein linkes Bein. Es war taub! Ahmed schrie entsetzt auf, als er den gebrochenen Knochen erfühlte, der durch seine Haut nach Aussen gedrungen war.
Er war verloren! Wie sollte er hier jemals wieder herauskommen? Bewegungsunfähig mit grossem Blutverlust lag er in völliger Dunkelheit ohne zu wissen, wo er sich befand und ohne Wasser und etwas Essbarem. Ahmeds Erinnerung vom Sturz kehrte zurück. Er war von oben herunter gefallen. Die Granitplatte war gebrochen und nach unten gekippt. Ahmed schaute nach oben weil er glaubte, dass doch etwas Tageslicht durch den entstandenen Bruch und die nach unten gekippte Platte hier einfallen müsste. Doch es war absolut nichts zu sehen. Dann fiel ihm plötzlich ein, dass er ein Feuerzeug in der Tasche hatte.

Mühsam und unter lautem Stöhnen hob er seinen Arm und versuchte in seine Hosentasche zu gelangen. Die Anspannung seiner Bauchmuskulatur bereitete ihm höllische Schmerzen, aber es gelang ihm schliesslich seine Hand in die Hosentasche zu führen. Ein Taschentuch. Ein Notizblock. Da! Da war es! Das Feuerzeug! Endlich. Mit zitternder Hand fasste Ahmed das Feuerzeug und holte es aus der Hosentasche heraus. Jetzt konnte er gleich wenigstens sehen, wo er sich befand. Er nahm das elektronische Feuerzeug in die rechte Hand und drückte auf den Knopf. Klick!.... Nichts! Nur ein kleiner Funke war zu sehen. Noch ein Versuch. Klick..... keine Flamme! Ob das Gas verbraucht war? Vorgestern ging es noch. Ahmed versuchte es erneut. Klick. Die Flamme loderte auf! Endlich, dachte Ahmed. Das flackernde Licht der kleinen Flamme liess zunächst nicht viel erkennen. Ahmed musste sich auch erst wieder an das Licht gewöhnen. Seine Augen waren etwas geblendet nach der langen Dunkelheit. Ahmed hob den Arm und hielt das Feuerzeug in die Höhe, um besser sehen zu können. Mit weit geöffneten Augen sah er nach oben. Ein markerschütternder Schrei entfuhr ihm, als er die schwarze Gestalt erkannte......
Die Männer auf dem Plateau hatten sich nach dem Unfall vorsichtig der Stelle genähert, an der die Platte gebrochen war. Sie versuchten zunächst durch Rufen und Leuchten mit ihren Taschenlampen zu ergründen, ob der abgestürzte Ägypter noch lebte. Es gab keine Reaktion - er hatte den Sturz bestimmt nicht überlebt. Yussuf hatte Anstalten gemacht, einen Krankenwagen und die Polizei rufen zu wollen. Doch das war genau das, was Solomon nicht wollte - Aufsehen. Er gab Yussuf deutlich zu verstehen, dass er auf keinen Fall irgendwelche zusätzlichen Leute hier haben wollte. Als Yussuf immer noch darauf bestand, Rettungskräfte und Polizei zu informieren, schaute Solomon nur kurz seinen Partner Buddy McIntosh an. Bud erklärte Yussuf, dass Mr. Solomon es überhaupt nicht mag, wenn ihm widersprochen wird und als er Yussuf deutlich machte, dass es hier gefährlich sei und leicht ein zweiter Mann durch die gefährliche Spalte abrutschen und zu Tode kommen könnte, lenkte Yussuf ein. Als McIntosh ihm dann noch wie rein "zufällig" einen Blick auf seine Waffe gewährte, war die Sache klar.

Yussuf kannte diese Sorte Männer. Sie gingen über Leichen, um ihre Ziele durchzusetzen und er wollte keine dieser Leichen sein - schliesslich hatte er Frau und Kinder zu versorgen. Er hatte sich schlau gemacht über diesen Solomon und seinen Kumpanen McIntosh. Sie kannten sich seit ihrer Studienzeit und sind seitdem eigentlich immer zusammen gewesen und haben gemeinsam gearbeitet. Nach ihrem Geologiestudium haben sie beide in der ganzen Welt nach Altertümern gegraben, haben alle möglichen Tauchfahrten unternommen und sind den abstrusesten Theorien nachgegangen.

Kurz bevor der Irakkrieg ausbrach, wurde McIntosh in einer zivilen Einrichtung beim amerikanischen Militär eingeschleust, deren Aufgabe es sein sollte, antike Schätze, wertvolle Kunstgegenstände und ähnliche Dinge vor den Kriegswirren zu retten, zu bergen und nach Amerika zu bringen. Er hatte sein Aufgabe hervorragend erfüllt, jedoch waren die meisten und die wirklich wertvollen Artefakte bei Solomon gelandet. Er hatte hunderte von Millionen Dollar damit verdient. Es gab genügend verrückte Sammler in der ganzen Welt, die scharf auf so etwas waren. Yussuf wusste das, er hatte selber schon einige kennengelernt.
Yussuf sah wie Solomon seinen Mitstreiter McIntosh auf die Seite zog und mit ihm sprach. Leider konnte er sie nicht verstehen. "Hör zu Bud", sprach Solomon eindringlich auf McIntosh ein, "wir haben nun nicht mehr viele Zeit". "Lass die Kamera da herunter und schaue nach, ob da unten etwas zu holen ist, das uns interessieren könnte". "Wenn ja, gehen wir schnellstens runter und holen uns, was wir wollen". "Wenn nichts da ist, machen wir uns hier ganz schnell vom Acker". "Und Bud - wenn Du da runter gehst, nimm' diesen Yussuf mit und sieh zu, dass Du ohne ihn wieder hoch kommst". "Er weiss zuviel und ich traue ihm nicht". Der wortkarge Bud nickte nur kurz. Er wusste, was Solomon von ihm erwartete.
Die ferngesteuerte Kamera war einsatzbereit und wurde nun durch den Bruch im Granit nach unten gelassen. Solomon und McIntosh verfolgten die Bilder auf einem Monitor im Zelt. Eine kleine Lampe über dem Kamerakopf beleuchtete die bizzare Szene. Gebannt sahen sie auf die ersten Bilder. Es war nicht der erhoffte Raum oder ein Gang, den sie sahen, sondern ein Schacht, welcher steil nach unter führte. Nach ein paar Metern wurde der Schacht schmaler. Die rechte Schachtwand kam in einer Schräge fast bis auf die andere Seite herüber und verjüngte so den Schacht. Dann folgte eine Art Podest und der Schacht verlief entgegengesetzt nach unten weiter. Bud deutete auf einen dunklen Fleck auf dem Podest. Al Solomon nickte nur. Hier war der andere Ägypter aufgeschlagen. Es war sein Blut! Langsam wurde die Kamera weiter herab gelassen......

 
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Kapitel 6 / Teil 2


Plötzlich ertönten Sirenen von Polizei- und Rettungsfahrzeugen. Solomon und McIntosh stürmten aus dem Zelt heraus. Wutentbrannt kam Solomon auf Yussuf zu. Mit großen, weit aufgerissenen Augen und erhobenen Händen sah er Solomon unschuldig an. "Ich war's nicht, Mr. Solomon, ganz bestimmt nicht, ich habe sie nicht alarmiert". "Ich habe Frau und Kinder, dass hätte ich nicht riskiert". Solomon glaubte ihm. Doch welche von diesen elenden Ratten hatte ihm hier in die Suppe gespuckt? Nun war es zu spät, die Polizei war hier.

Solomon hielt Ausschau nach dem Einsatzleiter der ganzen Aktion und hatte ihn schnell ausgemacht. Freundlich ging er auf ihn zu und sprach ihn an. "Gut dass Sie da sind und gleich einen Krankenwagen mitgebracht haben". Ich liebe Menschen, die mitdenken". "Auf meinen ägyptischen Mitarbeiter ist leider kein Verlass", dabei deutete er auf Yussuf, "sofort nach dem Unfall habe ich ihn angewiesen, Sie zu benachrichtigen." "Wann kam der Anruf bei Ihnen rein?" "Gerade eben", antwortete der Beamte. "Na warte", sagte Solomon mit Blick zu Yussuf, der überhaupt nicht mitbekam, was gerade hier gespielt wurde. "Bin heilfroh", sagte Solomon, "dass nun endlich Fachleute hier sind." "Wir haben schon eine Kamera für Sie umfunktioniert und herunter gelassen, damit Sie sehen können, was Sie erwartet". Solomon schilderte dem Beamten kurz aus seiner Sicht, was passiert war und bot ihm sofort alle erdenkliche Hilfe an, um den abgestürzten Mann vielleicht noch retten zu können.

Der leitende Beamte verschaffte sich kurz einen Überblick über die Lage und wollte zuerst nach dem abgestürtzen Ägypter suchen lassen. Der eingesackte LKW mit dem Bohrgerät wurde gesichert, damit kein weiterer Schaden entstehen konnte und dann wurde eine Möglichkeit besprochen, sicher den Schacht hinunter zu kommen. Solomon hatte Bud angewiesen, alle weiteren Kabel für die Kamera verschwinden zu lassen und bedauerte dem Beamten gegenüber, dass man leider nicht genug Kabel zum Verlängern hatte, um den Schacht noch tiefer auszuleuchten. Der Beamte entschied, zwei Männer an Seilen herunter zu lassen. Eine Trage wurde vorsorglich mit hinab gelassen, zusammen mit Taschenlampen und einem Erste-Hilfe Koffer. Mit einer zusätzlichen Stirnlampe ausgerüstet, liessen sich die Männer den Schacht hinab.

.......Ahmed zitterte vor Angst. Anubis, der hundsköpfige altägyptische Gott sah ihn strafend an. Er hatte es gewagt, diese heilige Stätte zu betreten und zu entweihen und nun würde ihm die gerechte Strafe zuteil werden. Ahmed versuchte zurück zu weichen, doch der Blick des Anubis und seine ungeheueren Schmerzen nagelten ihn förmlich am Boden fest. Er fühlte sich plötzlich empor gehoben und davon getragen. Er wurde auf einem Opfertisch festgebunden und in Kürze würde ihm einer von Anubis' Dienern den tödlichen Stoss mit dem Dolch versetzen. Ein starkes Licht auf der Stirn des Gottes schien sich in seinen Geist zu fressen und ihm das Lebenslicht auszusaugen. Ein stechender Schmerz in seinem Arm kündigte das Ende an. Ahmed ergab sich der wohltuenden Ohnmacht......

Nach dem zweiten Knick im Schacht waren die beiden Männer auf den am Boden liegenden Ahmed gestossen. Er wurde kurz untersucht und nach Rücksprache mit dem Arzt oben am Krankenwagen wurde eine Erstversorgung besprochen. Ahmed wurde völlig ruhig gestellt, ansonsten wäre er beim Transport nach oben vor Schmerzen wahnsinnig geworden. Etwa eine halbe Stunde später lag der schwer verletzte Ahmed im Krankenwagen und wurde in Richtung Krankenhaus gebracht. Inzwischen waren Leute von der ägyptischen Altertumsbehörde eingetroffen. Sie beschlossen die sofortige Stilllegung der Unternehmung und den Abbruch der Bohrungen. Solomon hatte mit seinen Leuten das Gelände unverzüglich zu räumen. Er hatte darauf hin gleich sein Handy gezückt und versuchte noch über diverse spezielle "Verbindungen" etwas zu retten, aber diesmal hatte er trotz guter Kontakte keine Chance mehr - die Sache war gelaufen.

 
Kapitel 7

Großvater sah Elmer an und sagte: "Ich weiss gar nicht, wo ich zuerst anfangen soll, es wäre so viel zu erzählen". "Wir müssen es abkürzen, uns bleibt nicht mehr so viel Zeit". Elmer verstand nur Bahnhof. "Abkürzen?" - "Was müsst ihr abkürzen und wieso bleibt nicht mehr so viel Zeit?", fragte Elmer. "Es ist noch zu früh, Hans". "Du musst ihn erst damit vertraut machen"!, sagte Großmutter. "Also vielleicht seid ihr beide mal so nett und klärt mich auf, was hier so gespielt wird", warf Elmer ein. "Womit müsst ihr mich erst vertraut machen und wofür ist es noch zu früh?"

Sein Großvater sah ihn an, nahm seine Hand in seine beiden Hände und sagte: "Du wirst alles verstehen - vertraue mir einfach, Elmer"! Elmer sah noch den Ring an seinem Finger. Ein roter Stein war darauf. Dann ein Blitz! Elmer zuckte zusammen. Er hatte das Gefühl, dass sein Gehirn, sein Geist, sein Herz und sein Bauch mit Informationen regelrecht überflutet würden. Elmer hatte Schwierigkeiten, die Menge von Informationen, die wie im Schnelldurchlauf sehr komprimiert bei ihm ankamen, zu verarbeiten. Er zuckte leicht hin und her. Großmutters besorgter Blick veranlasste Hans, die Intensität der fliessenden Informationen etwas zurück zu fahren. Elmer wurde zusehends ruhiger. Unmengen von Informationen flossen innerhalb kürzester Zeit in Elmers Verstand und wurden als Erinnerung abgespeichert.
Dann war es abgeschlossen. Inzwischen war es Abend geworden. Großvater entliess Elmer aus seinen Händen. Kurz darauf schlug er die Augen auf und blickte seine Großeltern an.
Sein Blick hatte sich völlig verändert! Seine Augen strahlten eine große Kraft aus und sein Blick war derartig durchdringend, dass man glaubte, Elmer würde direkt bis auf den Grund der Seele schauen können. Die Großeltern waren sichtlich zufrieden. "Was war das?", fragte Elmer. "Wie hast Du das gemacht, Großvater?" "War es der Ring?" "Ach ja, es war der Ring, jetzt erinnere ich mich an alles", sagte Elmer. Hans sah Elmer an. Er war stolz auf seinen Enkel. "Du musst nun erst einmal etwas essen, Elmer", sagte Großmutter und stellte Elmer einen Teller mit Schnittchen und etwas zu trinken hin. "Danke Oma", sagte Elmer und biss sofort herzhaft in eine Schnitte. Er hatte Hunger. Die ganze Sache hatte Stunden gedauert. Elmer wusste nun viele Dinge, um die ihn eine ganze Menge Menschen beneiden würden.

Er wusste, dass es Antlantis einst tatsächlich gegeben hat. Er wusste, dass es in drei Abschnitten untergegangen war. Der endgültige Untergang mit dem Versinken der letzten atlantischen Städte geschah vor etwa 12.000 Jahren nach unserer Zeitrechnung. Er wusste, dass die Atlanter über ein ungeheueres Wissen verfügten, was die Kraft verschiedener Kristalle und deren Nutzung anging. Er wusste, dass zu jeder der drei Katastrophen viele Menschen aus Atlantis geflohen waren und so über die Meere in andere Länder gelangten. So findet man noch heute atlantische Einflüsse in Mexico und Peru und natürlich ganz besonders.... in Ägypten, wohin die meisten Menschen nach der letzten atlantischen Katastrophe flüchteten.

Unter ihnen war auch die Familie von Elmer, die unter den Atlantern hohes Ansehen genoss. Elmers Vater war eine Art religiöser Führer der Atlanter, die sich den Gesetzten des "Einen" verschrieben hatten und diese achteten. Diese Gesetze beruhten im Wesentlichen darauf, dass alle Menschen gleich viel wert sind und dass niemand aufgrund seiner Abstammung per Geburtsrecht einen besonderen Status erlangte. Das tägliche Leben wurde durch ein hilfreiches Miteinander und Nächstenliebe getragen. Der Name seines Vaters war "Ink-Suath". Er hatte einen erbitterten Gegenspieler namens Baak-Sual, der sich den Gesetzen des Baah-Aal verschrieben hatte, eines rachsüchtigen, bösartigen Gottes, der die Atlanter in die Spaltung und somit ins Verderben führte. Die Kräfte der Kristalle wurden zu verderblichen, menschenunwürdigen Zwecken missbraucht und so kam es schlussendlich zu einer Kettenreaktion, welche zum endgültigen Untergang von Atlantis führte.

Die Familie von Elmer, der in seiner atlantischen Inkarnation Ultied hiess, schaffte es der Katastrophe im letzten Moment zu entkommen und fand im Lande Ägypten eine neue Heimat. Aufgrund seines enormen Wissens über die Kräfte der Kristalle und den Pyramidenbau war der Aufstieg des Sohnes des atlantischen Führers vorprogrammiert. Nachdem Elmer als Ultied dem ägyptischen Pharao unschätzbare Dienste beim Bau der ersten Pyramiden erwiesen hatte, gab ihm dieser seine Tochter Nanchi-ankh-sun zur Frau und er wurde so an den ägyptischen Hof berufen. Trotz des zweifellos auch politischen Hintergrundes dieser Vermählung wurde die Ehe von Ultied und Nanchi-ankh-sun von großer gegenseitiger Liebe getragen und war sehr glücklich.

Ultieds Vater Ink-Suath hatte zwei mächtige Ringe aus dem untergehenden Atlantis retten können und sie mit nach Ägypten gebracht. In einem der Ringe war das gesamte Wissen der Welt gespeichert und einige eingeweihte Personen konnten dieses Wissen abrufen und weitergeben. Dieser Ring hatte einen roten Stein in der Mitte eingefasst. Der zweite Ring war ebenfalls in Gold gefasst und hatte einen roten Stein. Im oberen Bereich des zweiten Ringes jedoch war ein weiterer silberner Stein eingefasst. Ein kleiner silberner Punkt, der etwas unscheinbar hinter dem mächtigen roten Stein zurück blieb. Im Zusammenwirken waren diese Ringe eine unglaublich starke Waffe.

Mit den Jahren hatte sich zwischen dem Pharao und Ultieds Vater eine enge Freundschaft entwickelt. Als Zeichen dieser Freundschaft hatte Ultieds Vater dem Pharao einen der mächtigen Ringe zum Geschenk gemacht. Es war der Ring, mit dem man Steine schweben lassen konnte. Kurz darauf verstarb Ultieds Vater in den Armen des Pharao, seines Freundes.

Doch wo große Liebe und Freude sind, ist auch oftmals grosser Neid und Hass. Nanchi-ankh-sun's missgünstige jüngere Schwester Anchor-ankh-sun neidete ihrer Schwester den Mann und die innige Liebe welche sie beide verband. Ultied, der sich nun anschickte, neuer Hohepriester von Ägypten zu werden, entgingen die Intrigen und falschen Spielchen seiner Schwägerin nicht. Sie neidete ihrer Schwester Nanchi-ankh-sun die Position der Isis-Tempel-Priesterin, welche sie seit Jahren inne hatte. Um ihre ältere Schwester zu übertrumpfen, wollte Anchor-ankh-sun die Position der obersten Isis-Priesterin für sich beanspruchen. Ihre Schwester konnte die Voraussetzungen für dieses Amt nicht mehr erfüllen, da die oberste Isis-Priesterin stets unverheiratet sein musste. Sie hatte bald alle geforderten Prüfungen absolviert. Danach stand ihr nur noch ein Hinderniss im Wege.... Die derzeitige Hohepriesterin.
Ultied hatte nach einer längeren Phase der inneren Einkehr und Reinigung alle Voraussetzungen für seinen Amtsantritt als neuer Hohepriester erfüllt. Nur noch ein Schritt trennte ihn von seinem neuen Amt. Drei Tage in einem geschlossenen Sarkophag. Diesem würde er nach einem letzten siegreichen inneren Kampf über seine Feinde entsteigen. Danach würde er seinen neuen Namen tragen: Nefreth....

Großvater sah Elmer an und sagte: "Was jetzt noch wichtig ist, erzähle ich Dir morgen". "Aber ich muss zurück - ich muss doch morgen arbeiten", entgegnete Elmer. "Du kannst heute hier bei uns schlafen, Oma hat schon alles vorbereitet". "Dein Chef war mit einer Woche Urlaub für Dich einverstanden - ich kenne ihn von früher und habe ihn heute früh angerufen". Ein Schmunzeln huschte dabei über Großvaters Gesicht. Elmer hatte heute viel erfahren, aber alles wusste er noch nicht.......


H.A. - hier genannt Tolkien
 

Kapitel 8
Ultied hatte sehr unruhig geschlafen. Mehrfach war er in dieser Nacht aufgewacht. Der Tag der Reinigung, des letzten großen inneren Kampfes stand bevor. Er war gut vorbereitet und konnte den bevor stehenden drei Tagen im Sarkophag eigentlich gelassen entgegen sehen. Doch das war es nicht, was ihn beunruhigte. Er hatte Veränderungen bemerkt. Schon seit Wochen waren ihm die Spannungen zwischen seiner Frau und ihrer Schwester aufgefallen.

Nanchi-ankh-sun war glücklich in ihrer Position als Isispriesterin. Sie hatte über die Jahre ein sehr freundschaftliches Verhältnis zur obersten Isis-Hohepriesterin aufgebaut. Nanchi-ankh-sun respektierte sie und bewunderte ihr grosses Wissen. Sie war einfach zufrieden mit ihrer Funktion und ihrer Position. Sie wollte nie ganz oben stehen und liebte es, in der "2. Reihe" zu stehen. Gerne arbeitete sie der Hohepriesterin zu und gönnte ihr den Erfolg den sie hatte von Herzen. Sie genoss grosses Ansehen bei den Menschen und beim Pharao.

Warum ihre Schwester Anchor-ankh-sun mit Macht alles daran setzte, die Prüfungen für das Amt der Hohepriesterin zu absolvieren und so die Voraussetzungen für die Übernahme dieses Amtes zu erfüllen, konnte Nanchi-ankh-sun nur erahnen. Sie durfte in diesem Amt als Hohepriesterin mit keinem Mann zusammen sein. Nanchi wusste, dass Anchor-ankh-sun den Männern sehr zugetan war - besonders einem Hauptmann aus der Leibgarde des Pharao. Nanchi-ankh-sun wusste, dass sie sich mit ihm heimlich traf.

Die jetzige Hohepriesterin Naphtali erfreute sich bester Gesundheit und es bestand eigentlich keine Notwendigkeit dazu, eine neue Hohepriesterin vorzubereiten und die Einweihungsriten durchlaufen zu lassen. Nanchi-ankh-sun hatte ihre Schwester Anchor freundlich darauf hin angesprochen, um etwas über ihre Beweggründe zu erfahren. Anchor-ankh-sun jedoch hatte ihr auf recht abweisende Art geantwortet. Sie meinte, dass sich in Kürze hier sehr viel verändern würde und dass ihr dies in mehreren Visionen offenbart worden wäre. Auf Nachfrage von Nanchi antwortete sie nur barsch, dass sie nicht darüber sprechen dürfe, da ansonsten die Verbindung zu ihrer "Quelle" abreissen würde.

Nanchi hatte ihrem Mann Ultied davon berichtet, der sich die Geschichte mit besorgter Mine angehört hatte. Was konnte dahinter stecken und vor allem, wer konnte dahinter stecken? Ultied machte sich Gedanken darüber, wo er den Ring lassen sollte während seiner dreitägigen "Abwesenheit". Sein Vater hatte den ersten Ring aus seiner tiefen Freundschaft und seiner Verbundenheit heraus dem Pharao zum Geschenk gemacht. Er trug ihn Tag und Nacht. Der Ring hatte ihn noch mächtiger gemacht und er hatte den Beinamen "der die Steine schweben lässt" bekommen. Dies wiederum war dem Pharao nicht wirklich ein Grund zur Freude, denn er wusste nur zu gut, dass solche mächtigen Werkzeuge auch viele Neider anziehen konnten.....

Ultied musste sich ein sehr gutes Versteck überlegen, in das er den 2. Ring für die drei Tage seiner Reise geben konnte. Zusammen mit dem ersten Ring bildete er eine zu große Macht und die Versuchung ihn zu missbrauchen, war sehr gross. Vor seiner Flucht nach Ägypten hatte Ultied und seine Familie dies am eigenen Leibe schmerzvoll erfahren müssen. Wem konnte er vertrauen? Nachi-ankh-sun! - ja gewiss. Aber er wollte die Frau, die er über alles liebte nicht einer solchen Gefahr ausgesetzt wissen, während er drei Tage nicht körperlich handlungsfähig war. Nein, es musste eine andere Möglichkeit geben. Ultied hatte eine Idee, ein Ablenkungsmanöver...

Er liess den Hauptmann der Leibgarde des Pharao zu sich rufen. Kurz darauf erschien der Hauptmann und verbeugte sich vor Ultied. "Ich habe eine sehr wichtige Aufgabe für Dich Hauptmann!" "Sie erfordert grossen Mut und Verantwortungsbewusstsein". "Der Pharao wird Dich in seiner grossen Weisheit nicht umsonst zum Hauptmann der Garde gemacht haben, die sein Leben beschützt.""Deshalb werde ich Dich nun ins Vertrauen ziehen, weil ich glaube, dass Du Dir das Vertrauen des Pharao redlich verdient hast". "So will auch ich Dir nun vertrauen und Dich mit dieser grossen Aufgabe bedenken. Dankend verbeugte sich der Hauptmann abermals vor Ultied.

"Du kennst die Geschichte der beiden atlantischen Ringe?" "Ja, hoher Priester, ich kenne sie." "Dir ist bekannt, dass der Pharao und ich je einen der Ringe beherrsche?" "Ja so ist es, hoher Priester." "Nun höre genau", fuhr Ultied fort. "Dir ist bekannt, dass ich nun für drei Tage "fort" sein werde und auf meiner Reise nichts als meinen Körper und meinen Geist mitführen darf." Der Hauptmann nickte. Ultied zog den Ring von seinem Finger ab, nahm ihn zwischen Daumen und Zeigefinger und hielt ihn dem Hauptmann vor sein Gesicht. "Dieser Ring hier ist der zweite atlantische Ring und er hat eine unglaubliche Macht." "Gemeinsam mit dem Ring des Pharao hätte er eine zerstörerische Kraft, welche Du Dir in Deinen kühnsten Träumen nicht vorstellen kannst." "Nur Eingeweihte könnten sie entfesseln - aber sei gewarnt - er ist sehr verführerisch!" "Der Ring darf unter keinen Umständen mit dem ersten Ring zusammen gebracht werden." "Dies hatte mein Vater zur Bedingung gemacht als er unserem Pharao den Ring vermacht hat." "Hast Du das verstanden, Hauptmann?" "Ja, hoher Priester, das habe ich!" "Gut!"

Ultied griff zu einem bereit stehenden edlen Holzkästchen, welches innen mit einem kostbaren Tuch ausgeschlagen war. Dort legte er den Ring hinein und verschloss den Deckel. "Ich werde dieses königliche Versteck heute versiegeln lassen und betraue Dich drei Tage lang mit seiner Verwahrung - beschütze es mit Deinem Leben, gebe es niemals her, komme was da kommen wolle!" Ultied hatte diese Worte sehr eindringlich gesprochen und er wusste, dass der Hauptmann sich der Grösse dieser ihm übertragenen Verantwortung bewusst war. "Komme wenn die Sonne sinkt und nehme das versiegelte Geheimnis für drei Tage in deine Obhut und wenn sich der Deckel des Granitsarkophages wieder über mir weghebt, möchte ich Dein Gesicht sehen und das Kästchen ungeöffnet in Deiner Hand!" "So wird es sein, hoher Priester", antwortete der Hauptmann und verbeugte sich. "Zur angegebenen Stunde werde ich hier sein und diese grosse Pflicht übernehmen." "Ich danke Dir für diese Ehre und für Dein grosses Vertrauen!"

Der Hauptmann verliess den Raum und Ultied war zufrieden. Rasch entnahm er den Ring aus der Schatulle und ersetzte ihn durch einen kleinen Kieselstein. Dann liess er die Schatulle mit dem königlichen Siegel versehen. Den Ring schlug er in ein kleines rotes Tuch und steckte ihn ein. Niemand hatte den Austausch bemerkt. Ultied begab sich in sein privates Gemach. Er wollte sich vorbereiten, denn gleich würden ihn die Diener des Hohepriesters abholen und zum Sarkophag geleiten. Der Ring! Er musste ihn verstecken! Das Beste schien ihm zu sein, ihn hier in diesem Raum zu verstecken, denn es war jedem untersagt, während der drei Tage diesen Raum zu betreten. Zuerst musste der Hohepriester wieder in dieser Welt sein. Ultied entschied sich für den Leuchter an der Decke. Er ergriff das Seil, an dem der Leuchter emporgezogen wurde und liess ihn langsam hinunter gleiten. Den Ring liess er in dem Tuch und legte ihn auf das kunstvoll gearbeitete Mittelteil des Leuchters. Dann zog er den Leuchter wieder hoch und befestigte das Seil - es war perfekt, nichts war zu sehen.

Anchi-ankh-sun erschien in der Tür. Lächelnd kam sie zu ihm herüber und schmiegte sich an ihn. Zärtlich fuhr sie ihre Hand unter sein Gewand und strich seine Wirbelsäule entlang. Ultied spürte den zarten Druck ihrer Lenden. "Anchi". "Mach es uns nicht schwer - Du weisst genau, dass es jetzt nicht geht - es würde alles gefährden." "Ich weiss", antwortete Anchi-ankh-sun, "ich wollte einfach nur sehen, ob Du mir unter Deinem alten Namen noch einmal verfällst - unter Deinen Neuen werde ich ja wohl keine Chance mehr haben", sagte sie mit einem schelmischen Lächeln im Gesicht. Sie nahmen sich in die Arme. Ultied erzählte ihr nichts von dem Täuschungsmanöver mit dem Ring.

Viele Schritte waren plötzlich auf dem Gang zu hören. Es war das Geleit. Mit einem letzten Blick auf ihren "alten" Mann verabschiedete sie sich von Ultied. "Gehe hinüber und komme mit Weisheit zurück, Geliebter."Kurz darauf zog Ultied mit einem prozessionsartigen Geleit aus 21 Dienern zur grossen Pyramide. Die Kammer war vom flackernden Schein der Fackeln erleuchtet. Räucherwerk war entzündet und ein schwerer Geruch von Kräutern lag in der Luft. Der Sarkophag stand in der Mitte des Raumes. Seitlich davon ein kleinerer Altar, auf dem der Trankmeister den Becher abgestellt hatte. Eine Mischung aus Gift und Leben, die ihn drei Tage lang an der Schwelle des Todes halten würde, um ihn dann ins Leben zurück zu holen. Ultied entledigte sich seiner Kleider und behielt lediglich seinen Lendenschurz an. Er bestieg den Sarkophag. Schroff empfing ihn der kalte Stein. Im Sitzen wurde ihm der Becher vom Trankmeister gereicht. "Bist Du bereit, durch den Tod in das Leben zu gehen?", fragte der Trankmeister ihn. "Ich bin bereit", antwortete Ultied und leerte den Becher in einem Zug. Er legte sich zurück auf den kalten Boden des steinernen Sarges.

Der Trank wirkte sehr schnell. Ultied bekam noch mit, wie der Deckel mit einem schabenden Geräusch den Sarkophag verschloss. Dann empfing ihn totale Schwärze. Er war.....tot.



H.A. - hier genannt Tolkien
 
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Kapitel 9 Teil 1

Elmer war ungewöhnlich müde geworden. Doch dies war wohl der ungeheueren Menge an Information geschuldet, welche er aufgenommen hatte. Er ging auf sein altes Zimmer, um sich hin zu legen. "Schlafe Dich mal so richtig aus Elmer und achte auf Deine Träume", gab ihm seine Oma mit auf den Weg. Ihr viel sagender Blick begleitete ihn zur Tür. Elmer sah sich um. Großmutter hatte das Bett für ihn frisch bezogen. Alles sah noch genau so aus wie damals. Der Schreibtisch am Fenster, das Bücherregal, der kleine Kleiderschrank und das massive Eichenbett, das Großvater selber gebaut hatte und in dem er immer so gut geschlafen hatte. Er lies sich in das bauschige Kopfkissen fallen. Hhmm, es roch so gut! Erinnerungen an früher stiegen in ihm hoch. Die erste Zeit nach dem plötzlichen und frühen Tod seiner Eltern war sehr schlimm für ihn gewesen. Er fühlte sich trotz der Fürsorge seiner Großeltern so alleine und glaubte, dass diese tiefe Verletzung nie wieder heilen würde. Er hatte das Gefühl, dass alles keinen Sinn mehr machen würde ohne seine Eltern.

Elmer zog sich aus, ging ins Bad und machte sich fertig für's Bett. Er kuschelte sich in das dicke Kopfkissen und warf das weiche Oberbett über sich. Er liebte diese Bettwäsche. Er kehrte gedanklich zurück in die Zeit, als er bei seinen Großeltern Aufnahme fand. Elmer konnte dieses Gefühl noch ganz genau spüren. Alles war sinnlos. Diese Leere. Kein eigener Antrieb mehr. Als hätte ihm jemand das Herz ausgerissen. Doch dann war plötzlich etwas anders. Er hatte wieder Lebensmut gefasst. Hatte es an der Liebe und der grossen Zuwendung seiner Großeltern gelegen? Sicher auch, aber da war noch etwas in seiner Erinnerung. Es hatte mit einem Ring zu tun und mit dem Keller unter diesem Haus.....und mit Großvater.....und....Elmer schlief ein.
Schlagartig versank er in Tiefschlaf. Er musste sich zunächst erholen und seinen Körper regenerieren. Nach etwa drei Stunden kehrte Elmer in die Traumphase zurück. Er sah Szenen aus dem alten Atlantis und den Untergang. Die Flucht seiner Familie nach Ägypten. Die tiefe Freundschaft, die seinen Vater mit dem Pharao verband. Seine Heirat mit Nanchi-ankh-sun und ihre grosse, tiefe Liebe. Sein Weg zum Hohepriester war vorgegeben. Er sah seine Vorbereitungszeit. Die letzte Prüfung. Drei Tage lang. Dunkelheit. Bewegungslos. Nur sein Geist war frei. Jemand rief nach ihm. Sein Name. "Elmer!" Es schüttelte ihn. "Elmer!" "Du musst aufstehen!" Elmer schreckte hoch. Großmutter sass auf der Bettkante und sah ihn liebevoll an. Ihr gütiger Blick beruhigte ihn sofort und er wusste, er war in Sicherheit. "War es schlimm?", fragte sie. "Nein". Elmer schüttelte den Kopf. "Komm, steh' auf und mache Dich fertig. Wir frühstücken gemeinsam und dann hat Großvater noch etwas mit Dir vor", sagte sie geheimnisvoll.

Kurz darauf sassen alle drei gemeinsam am Frühstückstisch. Großvater beobachtete Elmer unentwegt. "Du hast Dich verändert in den letzten Tagen Elmer", sagte er. "Und das ist auch gut so!" Elmer sah ihn an. "Es gibt noch viel mehr zu sagen, oder?", fragte Elmer. "Ja", entgegnete Großvater kopfnickend. "Ich möchte es Dir unten erklären, was noch zu erklären ist und ich möchte, dass Du es unten tust, was noch zu tun ist - im Keller - Du erinnerst Dich?"Elmer fiel jetzt gerade etwas ein, dass er gestern im Bett bereits im Kopf hatte. "Der Ring", sagte Elmer. "Du hast damals etwas mit dem Ring bei mir gemacht, nicht wahr?" "Ja, Du hast Recht, Elmer. "Nach dem plötzlichen Tod von Mama und Papa ging es mir so schlecht, dass ich sterben wollte und dann hast Du etwas mit dem Ring bei mir gemacht, stimmt's?" "Ja, so war es, Elmer - komm' und lass' uns nun runter gehen, ich erkläre Dir dann alles".
Großmutter blieb oben zurück und Elmer stieg mit seinem Großvater die Treppe hinab. Der Kellerraum wirkte auf den ersten Blick wie ein ganz normaler Vorratsraum. Alle möglichen Konserven, Getränke und andere Vorräte waren ordentlich in verschiedenen Regalen links und rechts im Raum eingeräumt. An der Kopfseite des Raumes stand ein Regal, dass mit alten Büchern gefüllt war. Großvater hantierte kurz zwischen zwei bestimmten Exemplaren herum und betätigte einen Mechanismus. Ein leises Klicken war zu hören. Nun zog er das Regal wie eine Tür auf und es eröffnete sich der Blick auf eine weitere Türe, die mit einer Tastatur versehen war. Er schaute Elmer an. "Weisst Du's noch?", fragte er. "Du meinst die Zahlenfolge?", fragte Elmer. Großvater nickte. Elmer ging nach vorne zur Tür. Er hob seine rechte Hand, legte sie auf die Tastatur und überlegte kurz. Elmer schloss die Augen. Dann gab er ein: 06 05 1928. Er wartete zwei Sekunden. Dann gab er ein: 26 09 2018. Ein leises Summen ertönte und die Tür schwang nach innen auf.


 
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