Der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea)
Nichts aber gleicht dem Gift, dem Gift von deinem Munde,
Das in mir wühlt und mich verzehrt,
Die Reue tötet und schamlos Vergessen lehrt,
Den Wahnsinn träufelt in die Wunde
Und mit dem irren Geist taumelnd zur Hölle fährt.
Charles Baudelaire
Aus die Blume des Bösen
Eine der ( tödlich) giftigsten Pflanzenwesen in unserer heimischen Botanik. Bereits 2 bis 3 Blätter dieser Pflanze sind für einen Erwachsenen ein potenzielles Ticket ins Reich der Schatten, ohne eine Möglichkeit der Rückkehr. Grund dafür sind die herzwirksame Glykoside Digitanole, Steroidsaponine und Anthranoide, die in der Herzmedizin Verwendung finden.
Die Waldschelle, findet sich recht häufig an Lichtungen und dem Waldesrand. Wo es unbeachtet in seiner ganzen Schönheit wächst. Zu beachten ist auch, das man das "Gift" auch über die Haut aufnehmen kann.
Der Fingerhut ist den kleinen Volk zugeordnet. Denn sie verwenden die Blüten als Hut und es ist nicht verwunderlich, dass in der alten Literatur vom "Fuchskraut" die Rede ist.
Denn die Feen haben den Füchsen, den Fingerhut als Handschuh gegeben, für eine leise Jagd. So heißt er in England foxglove, in Norwegen "Revabjølla" (Fuchsschelle), oder "Røvhanske" (Fuchshandschuh).
Der Fingerhut ist also dem Fuchs zugeordnet. Listig und schön. Tödlich und leise. Er wächst auch dort wo der Fuchs sich gern aufhält.
In der griechischen Mythologie entstand der Fingerhut durch die Berührung Cerberus, der Höllenhund, mit der Erde.
Eine Ambivalenz durchdringt dieses Pflanzenwesen. Auf der einen Seite tötet sie schnell und wirksam. Auf der anderen Seite beschützt sie gerade mit ihrem Gift das Herz vor dem Tod.
So steht sie in Verbindung mit der Unterwelt, aber soll sogleich vor ihr und ihren Wesen Schutz bieten.
In ihrer Pracht verbringe ich manchmal viel Zeit mit ihrem Anblick. Wie sie ihren Kopf verneigt und fast"schüchtern" zu Boden blickt. Wohl wissend um ihre Macht.