Liebe Yogafreunde
Deshalb sollten wir Yogalehrerinnen und Yogalehrer darauf achten, dass wir wirklich seriös den klassischen Hatha Yoga lehren, ein Vorbild für unsere Schüler und Schülerinnen sind, obwohl wir um unsere eigenen menschlichen Fehler und Schwächen wissen. Wichtig ist, dass wir selber täglich die klassischen Asanas, Pranayama und Meditation üben. Ich ziehe gerne den Vergleich zwischen Yogalehrern/innen und Balletttänzerinnen. Sie sind ständig im Training und machen stets eine gute Figur!
Leider muss ich heute beobachten, und im Artikel von Milena Moser wird es ja auch erwähnt, etliche Yogalehrer tummeln sich lieber in den Ehebetten ihrer Schülerinnen als auf ihren Yogamatten. Trotzdem wird diesen falschen Yogalehrern gehuldigt, sie werden verehrt und von ihren Schülerinnen angehimmelt. Hingegen werden seriöse "Arbeiter" mit jahrzehntelanger Erfahrung verhöhnt und verspottet. Auch ich der Yogaszene gilt: Es ist nicht alles Gold, was glänzt.
Ich bin in meinem Leben vielen falschen Gurus begegnet. Ich stiess nur auf zwei wirklich erleuchtete Menschen, einer war ein Deutscher und der andere ein Schweizer. Leider sind beide verstorben. Wenn ihr wirklich wissen möchtet, wie der Weg aussieht, so lest doch noch einmal das Gedicht "Kundalini" im Yogathread von Frater Gragorianus, welches ich vor einiger Zeit reinstellte.
https://www.srf.ch/sendungen/lebenamlimit/wie-ein-indischer-guru-winterthur-in-atem-hielt
Ich möchte zwar noch einmal betonen, dass es hier in diesem Thread nicht nur um Hatha Yoga gehen soll, denn das ist nur ein Teil dieses umfassenden Themas YOGA, aber wenn wir schon beim Thema
Lehrende sind, und landläufig wird eben Hatha Yoga unterrichtet, in Kursen, usw, da gebe ich dir recht, ein Bemühen um größtmögliche Authentizität ist sicher von Vorteil.
Die Menschen, die in die Kurse kommen, wollen aber in erster Linie Yoga
machen, wegen Gesundheit und Wohlgefühl, und warum auch nicht, und können es sich oft beim besten Willen wirklich nur dieses eine Mal in der Woche einteilen. Zuhause kommen sie eher nicht dazu. Und wenn das so ist, muss man das akzeptieren, auch als Lehrer, auch wenn man den Schülern immer wieder predigt, je öfter desto besser-was ja auch stimmt. Außer, man übertreibt es mit dem Üben, das gibt es natürlich auch, wir sprachen hier in diesem Thread bereits darüber.
Die, die die Kurse geben, sind idealerweise natürlich welche, die Yoga nicht nur machen, sondern auch
leben. Und alle Yogalehrer-und Lehrerinnen, die ich kenne, tun, was die
eigene Praxis jenseits des Kursraumes betrifft, und da meine ich nicht nur die Körperübungen, ihr Bestes. Jeder hat da auch seine eigenen Schwerpunkte.
Die YogalehrerInnen, die noch kleine Kinder haben, und einen Brotberuf nebenbei, und einen Partner, tun sich da natürlich am schwersten, es ist ein Zeitproblem, da sollte man auch Verständnis haben. Wir Lehrende sind alle am Weg, jeder auf seine Weise, und was mich an der Yogaszene manchmal irritiert, ist, dass die Leute spiritueller tun, als sie sind, oder ihr reales Ich verwechseln mit so einem Phantasie Ich oder Ideal ich.
Ich habe eine junge, sympathische Kollegin drei Dörfer weiter, die behauptet nicht von sich, eine "Yogini" zu sein, sie spricht von sich als Yogalehrerin, und obwohl sie genau in der Situation ist, wie oben beschrieben, mit Haus, Mann und drei kleinen Kindern, unterrichtet sie fünfmal die Woche. Mit viel Vorzeigen. Ich glaube nicht, dass sie daheim noch so viel zum Üben kommt. Oder Schriften lesen. Oder meditieren. Oder, oder, oder, beim Yoga gibt's ja viel zu tun. Trotzdem ist es ein Segen, dass es sie gibt in der Umgebung, den Leuten, die sie unterrichtet, geht's sicher besser mit ihren Kursen als ohne, sonst hätte sie ja nicht so viel Erfolg.
Auch ich konnte mich in die Materie erst so richtig vertiefen, nachdem ich meine Kinder außer Haus hatte und dann noch einmal mehr, nachdem meine Berufstätigkeit weggefallen war. Außerdem lebe ich alleine. Das ist eigentlich ein Luxus, wenn man es aus dem Blickwinkel betrachtet, denn wenn ich nicht gerade einen Termin habe, kann ich mich Yoga so viele Stunden am Tag widmen, wie ich will.
Punkto Vorbilder: So etwas kann ich mir nehmen, oder mich dahin strecken, aber ich muss nicht so tun, als ob ich
das oder
so wäre. Wenn ich es in Wirklichkeit nicht bin. Das hat wieder mit Satya zu tun, Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit, sich selbst und anderen gegenüber.
Mit Vorbildern ist es überhaupt so eine Sache: Ich habe auch viele Vorbilder, aber ich will und kann nicht
genauso wie die werden und leben, denn die sind die und ich bin ich. Deshalb wird der "Prototyp des idealen Yogi" auch immer nur das bleiben, eben ein Prototyp, mehr nicht.