Wer die Welt verbessern will, wird gehasst

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https://www.t-online.de/nachrichten...nberg-niemand-darf-auf-mitgefuehl-hoffen.html



So schaut es in unserer Welt aus, Bösartigkeit ohne Ende gegen eine Jugendliche, die es wagt, die Welt verbessern zu wollen. Auch hier im Forum wird gehetzt gegen sie, zum Beispiel von @Talen , der sie "Greta Thunfisch" nennt. Kein Denken, kein Gefühl, außer Hass.
Gretas Behinderung wird in den Dreck gezogen, sie wird beschimpft, besonders gerne von Rechten.
Es ist erschreckend.

Hier ist ein interessanter Artikel, warum Menschen abgewertet werden, die was Gutes tun wollen:

https://www.google.com/url?sa=t&sou...Vaw2GXbdHaw9z8vrPQVtNNIPJ&cshid=1566123276254

Was Greta Thunberg angeht so denke ich, dass sie angefeindet u v.a. abgewertet wird, weil sie für ein drängendes Problem einen Teil jener Personengruppe aktivieren konnte, die es zukünftig angehen wird - Jugendliche.
Gegen den Klimawandel gibt es keine einfachen Lösungen. Keine Patentrezepte die gleichermaßen für alle anwendbar sind. Auch das wird durch diese Proteste evident.
Und weil wir im Grunde recht hilflos sind, werden gleich auch die aktiven Jugendlichen verunglimpft. Weil viele von ihnen nicht arm sind, weil sie „noch keine Ahnung vom wirklichen Leben haben...“ , weil sie Schule schwänzen... da wird ein ganzes Repertoire an Bosheiten u Untergriffigkeiten aufgefahren. Ein bisschen ad hominem geht immer :(
 
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@Hellequin hat aus meiner Sicht recht, was die Instrumentalisierung betrifft. G.T. steht für etwas, sie stillt als Figur sicherlich auch ein Stück weit ein Bedürfnis nach charismatischen „AnführerInnen“ und wird, je nach Interessenslage, mit verschiedensten Attributen versehen.
Ich kenne ihre Geschichte nicht, auch nicht, welche Interessen ihre Eltern an dieser Publicity haben. Auch nicht, inwieweit G.T. ihr Imago selber bestimmt od. vielleicht eine (vom öffentliche Interesse) getriebene ist.
Als „Schutzschild“ für KlimaschützerInnen od. als Gottseibeiuns für Menschen, die ihre Haltung nicht teilen nehme ich sie nicht wahr. Die Diskussionen um ihre Person hat mittlerweile skurrile bis fast bizarre Ausmaße angenommen. Sie wird bejubelt, dämonisiert, hochstilisiert, lächerlich gemacht...
Dass KlimaaktivistInnen (jugendliche wie ältere) ähnlichen Dynamiken unterliegen wie andere ideologische Gruppierungen nehme ich an, auch dass es sich nicht um eine völlig homogene Gruppe handelt und es auch hier Abstufungen gibt - incl. selbstherrlicher Überlegenheitsphantasien, Allmachtsanspruch, moralinsaurer Überheblichkeit und der unerträglichen Ansicht, Menschen (od. andere Lebewesen) die dabei auf der Strecke bleiben, lapidar als notwendige Kollateralschäden anzusehen.
 
Ist zwar ein speziell auf Greta zugeschnittener Thread, dennoch beantworte ich die Ausgangsfrage allgemein gehalten und damit auch Threadbezogen.

Weltverbesserer werden immmer von 3 Menschentypen gehasst.

Typ 1: Menschen, die davon profitieren, dass die Welt nicht besser wird.

Typ 2: Menschen, die die Welt zwar gern besser hätten, aber selbst zu faul und/oder zu dumm sind, um es selbst zu tun und alle beneiden, die nicht zu faul und/oder zu dumm dazu sind.

Typ 3: Menschen, die finden, dass Weltverbesserer still und bescheiden kleine Flugblätter in der Fussgängerzone zu verteilen und die grosse Medienbühne gefälligst Dieter Bohlen und Wladimir Putin zu überlassen haben.
War doch schliesslich schon immer so - bis auf ein paar Ausnahmen, die auch immer gleich alles durcheinandergebracht haben, was schon immer so war.

Aufklärend,
Dyplom-Psychologe Crowley :cool:

(Anmerkung in eigener Sache - zu Typ 2 zähle ich nur bedingt, da bei mir das Merkmal Neid nicht zutrifft.)
 
Der Thread ist NICHT auf Greta Thunberg zugeschnitten, sie war nur EIN Beispiel, was mir ins Auge gefallen ist, ich hab schon länger darüber nachgedacht, wegen vielen Beiträgen im Vegetarierforum und Kommentaren, die ich schon bekommen habe, weil ich ein Bio-Lebensmittel gekauft habe, oder weil ich selbst Vegetarierin bin, oder weil ich jahrelang Obdachlosen geholfen habe, oder weil ich mich um bestimmte Leute kümmern wollte (verbotenes Thema), oder oder oder. Dann hab ich vor ein paar Monaten den Artikel mit der Moral gefunden und wollte schon drüber schreiben, und jetzt hab ich es wegen den Angriffen auf Greta Thunberg endlich getan. Aber sie ist NICHT das Thema. Sie ist nur ein Beispiel. Ich konnte ja nicht ahnen, daß sich so viele hier auf sie verbeissen und gar nicht merken, worum es in diesem Thema geht. Nach so vielen Jahren in diesem Forum müsste ich es ja eigentlich besser wissen und nicht so blöd sein. Also macht halt weiter mit Zeug, um das es hier gar nicht geht. Wen interessiert es schon.
 
Ist zwar ein speziell auf Greta zugeschnittener Thread, dennoch beantworte ich die Ausgangsfrage allgemein gehalten und damit auch Threadbezogen.

Weltverbesserer werden immmer von 3 Menschentypen gehasst.

Typ 1: Menschen, die davon profitieren, dass die Welt nicht besser wird.

Typ 2: Menschen, die die Welt zwar gern besser hätten, aber selbst zu faul und/oder zu dumm sind, um es selbst zu tun und alle beneiden, die nicht zu faul und/oder zu dumm dazu sind.

Typ 3: Menschen, die finden, dass Weltverbesserer still und bescheiden kleine Flugblätter in der Fussgängerzone zu verteilen und die grosse Medienbühne gefälligst Dieter Bohlen und Wladimir Putin zu überlassen haben.
War doch schliesslich schon immer so - bis auf ein paar Ausnahmen, die auch immer gleich alles durcheinandergebracht haben, was schon immer so war.

Aufklärend,
Dyplom-Psychologe Crowley :cool:

(Anmerkung in eigener Sache - zu Typ 2 zähle ich nur bedingt, da bei mir das Merkmal Neid nicht zutrifft.)

Danke! :danke:
 
Und nun zu dem Punkt, an dem ich dir Recht gebe, @Loop: Weltverbesserer im Kleinen, also Menschen, die versuchen, selbst so zu leben, dass sie möglichst wenig Unheil anrichten und Bedürftigen so gut wie möglich helfen, werden tatsächlich oft ausgelacht und das ist zweifellos schäbig. Ich erkläre mir das manchmal so, dass der Hohn dazu dient, das eigene Gewissen zu unterdrücken, fürchte aber, dass auch mein Menschenbild zu blumig und oft genug nichts als Sadismus der Grund ist.

Genau darum geht es in diesem Thread. Warum sowas passiert.
 
Vom Greta-Komplex abgesehen: Weltverbesserer, die die Welt grundlegend umkrempeln wollen, richten in den meisten Fällen überproportional mehr Schaden an, als sie Nutzen bringen. Das liegt daran, dass sie ihre Überzeugungen als Heilslehren verstehen, die anzuzweifeln Sabotage ist. Wer nicht mitzieht, ganz gleich warum, wird als Agent des Bösen wahrgenommen.

Besonders schlimm verläuft es, wenn der Weltverbesserer in dem, was er für richtig hält, nicht nur eine wünschenswerte Zukunft sieht, sondern auch eine unschuldige Vergangenheit: die "wahre Natur" des Menschen, nach der "eigentlich alle leben wollen", die aber von gierigen Mächtigen korrumpiert wurde.

Kommt so einer an die Macht, schaltet er erst alle aus, die er zu den Kräften der Korruption zählt, stellt dann aber fest, dass sich die Welt trotzdem nicht in ein Paradies verwandelt, schließt daraus, dass es viel mehr böse Menschen gibt als erwartet, und beauftragt dann seine Geheimpolizei damit, alle ausfindig zu machen und zu eliminieren; wird also zu einem Monster, das schlimmer ist als alle, die er bekämpfen wollte.

Der Grund: Sein Menschenbild ist viel zu blumig und sein Idealismus verkappter Wahn.

Wer im großen Stil die Welt verbessern will, muss zuallererst den Menschen so anerkennen, wie er ist, und damit auch das, was ist, einschließlich aller Probleme als normal akzeptieren. Vor allem darf er sich selbst nicht davon ausnehmen.

Das ganze politische Geschrei, all die ideologischen Wahngebilde und die strukturell immer gleiche "Wenn Person X nicht wäre, könnten wir Idee Y durchsetzen, und alles wäre gut"-Litanei erweisen sich da allerdings schnell als hohl und eitel, nicht als Lösungen, sondern als Symptome des Problems.

Weltverbesserer, die diese Muster zeigen, sind besonders ärgerliche Erscheinungen, da sie das Problem deutlicher als viele andere verkörpern, aber so tun, als wären sie der Weg. Wie rosa Elefanten, die dir erzählen, sie allein könnten dir aus der Psychose helfen.

Und nun zu dem Punkt, an dem ich dir Recht gebe, @Loop: Weltverbesserer im Kleinen, also Menschen, die versuchen, selbst so zu leben, dass sie möglichst wenig Unheil anrichten und Bedürftigen so gut wie möglich helfen, werden tatsächlich oft ausgelacht und das ist zweifellos schäbig. Ich erkläre mir das manchmal so, dass der Hohn dazu dient, das eigene Gewissen zu unterdrücken, fürchte aber, dass auch mein Menschenbild zu blumig und oft genug nichts als Sadismus der Grund ist.

(Übrigens gibt es genügend Greta-Fans, die kübelweise Mist über jedem ausschütten, der z.B. aus ethischen Gründen kein Fleisch isst oder es nicht so toll findet, dass Windkraftanlagen seltene Fledermausarten metzeln. Das ist eine große versnobte und scheinheilige Ablassbewegung, mehr nicht.)

Wegen einem "zu blumigen" menschenbild: ich frage mich ob da die wahrnehmung von ist- und sollzustand nicht irreführend ist. Ob das problem von misanthropen nicht da liegt daß sie ohnehin schon auf -10 sind was das blumige menschenbild angeht aber immer noch das gefühl haben sie sähen alles zu blumig.

Aber ja, es kann schon vorkommen daß idealvorstellungen zum wahn verkommen.
 
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Ich will mal ein Stichwort aus der Psychologie in die Runde werfen: kognitive Dissonanz.

Wir Menschen glauben fast alle von uns selbst, "gut" zu sein. Wenn dann jemand daher kommt und durch Worte oder Taten androht irgendwie "besser" zu sein, so ergibt das eben die besagte kognitive Dissonanz - die als unangenehm empfundene Diskrepanz zwischen den Kognitionen: "Ich bin gut" und: "Er/Sie ist besser".

Es gibt verschiedene Strategien, diese kognitive Dissonanz aufzulösen. Eine sehr häufige ist es, die störende Kognition massiv abzuwerten. Hier geschieht das zum Beispiel damit, dass mit der Lupe nach Fehlern und Sünden des vermeidlich "besseren" Menschen gesucht wird. Daraus folgt das "Tu quoque"-Fehlargument, was sinngemäß lautet: "Du bist auch nicht perfekt, also hast Du Unrecht."

Oder ganz salop, wie @Crowley es schon anriss: Wir sind bequem und wollen und gleichzeitig gut fühlen.

Ein Beispiel, weil sie hier schon ausführlich behandelt wurde, ist Greta Thunberg. Ihre Hater haben u.a. entdeckt, dass sie ein Sandwich aus einer Plastiktüte gegessen hat (was nebenbei bemerkt leider die normale Verpackung für Sandwiches an Bahnhofskiosks ist). Dieses Detail ergab einen riesigen "Tu quoque"-Shitstorm.

Anderes Beispiel: Ich selbst bin kein Vegetarier. Und ich bemerke, dass es mich nervt, wenn ich mit Vegetariern und Veganern übers Essen rede. Ich muss mir dabei selbst auf die Zunge beißen, um nicht selbst in die "Tu quoque"-Falle zu geraten und triumpfierend die Sünden meines Gegenübers suche...

Ganze Ehe- und Beziehungskriesen bestehen daraus, dass jeder vom Partner einen Sündenregister führt, und bei jedem kleinen Anlass ein "Tu quoque"-Feuerwerk losgeht.

Was kann man dagegen tun? Ich glaube, @Hellequin hat es ganz gut beschrieben, dass man ein realistisches Menschenbild aufbauen muss, und vor allen, sich selbst darin auch einbeziehen. (Bitte korrigier mich, falls ich was falsch verstanden habe).

NIEMAND ist perfekt. Sünden und Fehler wird man bei JEDEM finden. Man muss versuchen, es nicht als persönlichen Angriff zu werten, wenn da jemand vermeidlich oder tatsächlich "besser" handelt.
 
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