Seal144
Sehr aktives Mitglied
27.
„Halt!“, erklang die warnende Stimme eines Matrosen. „Ihr könnt doch nicht einfach mit euren Kamelen hier herumspazieren, als seid ihr in der Taklamakan!“
Ali versuchte zu ergründen, um welche Nationalität es sich bei dem Mann handelte, der sich ihnen in den Weg gestellt hatte.
„Taklamakakan?“, fragte der Doktor.
„Taklamakan!“, berichtigte der Matrose, während er seine weiβen Handschuhe umständlich auszog. Er trug einen dunkelblauen Overall und einen orangefarbenen Helm.
„Taklamakan“, sagte der Mann erneut, und streichelte Akhbars Hals.
„Und ihr kommt von der Taklamakakan?“, fragte der Doktor. Argwöhnisch beobachtete er den Matrosen. Immerhin wusste man nicht, wie Akhbar auf das Streicheln eines solch schlitzäugigen Fremden reagieren würde. So eine Kamelstampede auf dem Supertanker wäre nicht auszuschlieβen, wenn man Akhbars unberechenbares Temperament berücksichtigt.
„Was ist denn nun dieser Taklamakakan genau?“, fragte der Shrenk, langsam ungeduldig werdend. Akhbar beschnupperte neugierig die Hand des schlitzäugigen Matrosen.
„Die Taklamakan ist eine groβe Wüste im Westen von China, in der Provinz Sinkiang. Ich komme aus Kashgar.“
„Kashgar“, fragte der Shrenk. Diesmal hatte er das Wort richtig nachgesprochen und wurde gleich mit einem freundlichen Blick des Matrosen belohnt.
„Bei Allah, Kashgar!“, rief Ali aus.
Ihre Gedanken schweiften auf die weite Reise nach Kashgar: Schmelztiegel verschiedenster Rassen Asiens, auf dem Hochplateau des Pamir. Bilder von einsamen weiten Steppen und der ehemalige Seidenstraβe die dort vorbeiführte, tauchten in ihr auf.
„Ich gehöre zum Volk der Uiguhren, einer muslimischen Minderheit in China. So floh ich eines Tages zusammen mit meinem Bruder über die Pässe des Karakorum nach Kaschmir und weiter nach Pakistan“, berichtete der Matrose.
„Und in der Taklakakan gibt es auch Kamele?“, erkundigte sich nun der Shrenk.
„Ja, in der Taklamakan gibt es Kamele.“
„Sehr erfreut euch kennen zu lernen“, mischte sich Ali in das Gespräch. „Das ist Doktor Shrenk, ein berühmter Psychiater aus England und ich bin Ali, ein Kameltreiber.“
„Ich heiβe Yusuf.“
„Sehr erfreut, Mister Yusuf. Seid ihr schon lange auf der Ramlah?“, wollte der Doktor wissen.
„Seit zwei Jahren fahre ich mit. Der Kapitän ist ein sehr gerechter Mann.“
„Kapitän Allmalah hat uns erlaubt, unsere Kamele an die frische Luft zu bringen. An ihren Anblick müsst ihr euch gewöhnen.“
Yusuf strahlte. „Dann bin ich beruhigt Mister Ali. Aber reiten dürft ihr nicht an Deck.“
„Unter Deck sicher auch nicht?“, erkundigte sich sofort der Shrenk.
„Nein, natürlich nicht.“ Jetzt musste Yusuf lachen. “Ich fahre seit fünf Jahren auf der VLCC Klasse, aber noch nie habe ich auf einem Tanker ein Kamel zu Gesicht bekommen, geschweige denn Vier!”
„Werter Mister Yusuf, unsere Kamele sind sehr spezielle Kamele“, beruhigte ihn der Shrenk. „Und ihr seid Matrose?“
„Ich bin Ingenieur und verantwortlich für das Pumpensystem an Bord. „Wir werden in wenigen Stunden den Suez erreichen. Es ist dann unbedingt erforderlich, dass die Kamele…“
„Ja, natürlich“, sagte Ali schnell. „ Die Kamele bleiben selbstverständlich bis zum Mittelmeer unter Deck. Wir verstehen ganz und gar ihre Besorgnis und die hohe Verantwortung die sie tragen für das Öl.“
Akhbar stutzte kurz. Ali bemerkte sofort, was ihr Liebling vorhatte. „Akhbar“, flüsterte sie ihm ins Ohr. „Es ist besser du verhältst dich ruhig an Bord, sonst kommen wir in Teufels Küche.“ Aber zu spät. Miriam war bereits um die Ecke losgestürmt und Akhbar schoss hinterher. Auch Suleika und Omar genossen den neuen Duft der Freiheit und jagten den anderen nach.
Ein aufgeregter Shrenk und Ali versuchten auf einem dreihundertsechzig Meter langen Tanker, ihre Kamele einzufangen. Auch Yusuf schrie auβer sich irgendwelche Anweisungen in arabischer Sprache, die der Shrenk nicht verstand. Immer mehr Besatzung erschien an Deck. Bei Allah, ist dieses Schiff endlos lang, fluchte der Shrenk und lief mit entschlossener Miene Ali hinterher. Sogar der Koch und seine Gehilfen kamen aus ihrer Kombüse herbeigeeilt und begafften neugierig die Verfolgungsjagd. Inzwischen heulten die Alarmsirenen oben auf der Brücke. Rote Lampen erleuchteten im Rhythmus der Sirenen.
Ein auf das Schlimmste gefasster Kapitän gab seine Anweisungen über Lautsprecher durch. Die Offiziere oben auf der Brücke waren überzeugt, es handle sich um Piraterie und mehrere Männer von der Besatzung erschienen bewaffnet an Deck.
„Akhbar!“, schrie Ali immer wieder. Akhbar aber rannte so schnell ihn seine Hufe und der wunderbar frische Meereswind trugen. Nach zwei langen Wochen im Stall von Dschidda, hatte er endlich wieder die Gelegenheit, die Freiheit zu genieβen.
Ali wandte sich an die Männer: „Es sind nur meine Kamele“, beruhigte sie diese. „Ihr braucht keine Pistolen.“ Verdutzt sahen die Männer Ali an. „Kamele? Ach die vier Kamele die wir an Bord haben sind ausgebrochen?“ Über ein Walki Talki informierte einer der Männer die Brücke. Der Alarm wurde endlich abgeschaltet. Dann machten sich zwanzig Mann Besatzung lachend auf den Weg, Alis Kamele einzufangen.
„Halt!“, erklang die warnende Stimme eines Matrosen. „Ihr könnt doch nicht einfach mit euren Kamelen hier herumspazieren, als seid ihr in der Taklamakan!“
Ali versuchte zu ergründen, um welche Nationalität es sich bei dem Mann handelte, der sich ihnen in den Weg gestellt hatte.
„Taklamakakan?“, fragte der Doktor.
„Taklamakan!“, berichtigte der Matrose, während er seine weiβen Handschuhe umständlich auszog. Er trug einen dunkelblauen Overall und einen orangefarbenen Helm.
„Taklamakan“, sagte der Mann erneut, und streichelte Akhbars Hals.
„Und ihr kommt von der Taklamakakan?“, fragte der Doktor. Argwöhnisch beobachtete er den Matrosen. Immerhin wusste man nicht, wie Akhbar auf das Streicheln eines solch schlitzäugigen Fremden reagieren würde. So eine Kamelstampede auf dem Supertanker wäre nicht auszuschlieβen, wenn man Akhbars unberechenbares Temperament berücksichtigt.
„Was ist denn nun dieser Taklamakakan genau?“, fragte der Shrenk, langsam ungeduldig werdend. Akhbar beschnupperte neugierig die Hand des schlitzäugigen Matrosen.
„Die Taklamakan ist eine groβe Wüste im Westen von China, in der Provinz Sinkiang. Ich komme aus Kashgar.“
„Kashgar“, fragte der Shrenk. Diesmal hatte er das Wort richtig nachgesprochen und wurde gleich mit einem freundlichen Blick des Matrosen belohnt.
„Bei Allah, Kashgar!“, rief Ali aus.
Ihre Gedanken schweiften auf die weite Reise nach Kashgar: Schmelztiegel verschiedenster Rassen Asiens, auf dem Hochplateau des Pamir. Bilder von einsamen weiten Steppen und der ehemalige Seidenstraβe die dort vorbeiführte, tauchten in ihr auf.
„Ich gehöre zum Volk der Uiguhren, einer muslimischen Minderheit in China. So floh ich eines Tages zusammen mit meinem Bruder über die Pässe des Karakorum nach Kaschmir und weiter nach Pakistan“, berichtete der Matrose.
„Und in der Taklakakan gibt es auch Kamele?“, erkundigte sich nun der Shrenk.
„Ja, in der Taklamakan gibt es Kamele.“
„Sehr erfreut euch kennen zu lernen“, mischte sich Ali in das Gespräch. „Das ist Doktor Shrenk, ein berühmter Psychiater aus England und ich bin Ali, ein Kameltreiber.“
„Ich heiβe Yusuf.“
„Sehr erfreut, Mister Yusuf. Seid ihr schon lange auf der Ramlah?“, wollte der Doktor wissen.
„Seit zwei Jahren fahre ich mit. Der Kapitän ist ein sehr gerechter Mann.“
„Kapitän Allmalah hat uns erlaubt, unsere Kamele an die frische Luft zu bringen. An ihren Anblick müsst ihr euch gewöhnen.“
Yusuf strahlte. „Dann bin ich beruhigt Mister Ali. Aber reiten dürft ihr nicht an Deck.“
„Unter Deck sicher auch nicht?“, erkundigte sich sofort der Shrenk.
„Nein, natürlich nicht.“ Jetzt musste Yusuf lachen. “Ich fahre seit fünf Jahren auf der VLCC Klasse, aber noch nie habe ich auf einem Tanker ein Kamel zu Gesicht bekommen, geschweige denn Vier!”
„Werter Mister Yusuf, unsere Kamele sind sehr spezielle Kamele“, beruhigte ihn der Shrenk. „Und ihr seid Matrose?“
„Ich bin Ingenieur und verantwortlich für das Pumpensystem an Bord. „Wir werden in wenigen Stunden den Suez erreichen. Es ist dann unbedingt erforderlich, dass die Kamele…“
„Ja, natürlich“, sagte Ali schnell. „ Die Kamele bleiben selbstverständlich bis zum Mittelmeer unter Deck. Wir verstehen ganz und gar ihre Besorgnis und die hohe Verantwortung die sie tragen für das Öl.“
Akhbar stutzte kurz. Ali bemerkte sofort, was ihr Liebling vorhatte. „Akhbar“, flüsterte sie ihm ins Ohr. „Es ist besser du verhältst dich ruhig an Bord, sonst kommen wir in Teufels Küche.“ Aber zu spät. Miriam war bereits um die Ecke losgestürmt und Akhbar schoss hinterher. Auch Suleika und Omar genossen den neuen Duft der Freiheit und jagten den anderen nach.
Ein aufgeregter Shrenk und Ali versuchten auf einem dreihundertsechzig Meter langen Tanker, ihre Kamele einzufangen. Auch Yusuf schrie auβer sich irgendwelche Anweisungen in arabischer Sprache, die der Shrenk nicht verstand. Immer mehr Besatzung erschien an Deck. Bei Allah, ist dieses Schiff endlos lang, fluchte der Shrenk und lief mit entschlossener Miene Ali hinterher. Sogar der Koch und seine Gehilfen kamen aus ihrer Kombüse herbeigeeilt und begafften neugierig die Verfolgungsjagd. Inzwischen heulten die Alarmsirenen oben auf der Brücke. Rote Lampen erleuchteten im Rhythmus der Sirenen.
Ein auf das Schlimmste gefasster Kapitän gab seine Anweisungen über Lautsprecher durch. Die Offiziere oben auf der Brücke waren überzeugt, es handle sich um Piraterie und mehrere Männer von der Besatzung erschienen bewaffnet an Deck.
„Akhbar!“, schrie Ali immer wieder. Akhbar aber rannte so schnell ihn seine Hufe und der wunderbar frische Meereswind trugen. Nach zwei langen Wochen im Stall von Dschidda, hatte er endlich wieder die Gelegenheit, die Freiheit zu genieβen.
Ali wandte sich an die Männer: „Es sind nur meine Kamele“, beruhigte sie diese. „Ihr braucht keine Pistolen.“ Verdutzt sahen die Männer Ali an. „Kamele? Ach die vier Kamele die wir an Bord haben sind ausgebrochen?“ Über ein Walki Talki informierte einer der Männer die Brücke. Der Alarm wurde endlich abgeschaltet. Dann machten sich zwanzig Mann Besatzung lachend auf den Weg, Alis Kamele einzufangen.