Krafttier verändert sich?

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Fawkes

Guest
Hallo zusammen,

ich habe ein Problem - oder besser gesagt, kein Problem, aber ich weiß nicht recht, wie ich damit umgehen soll und bräuchte etwas Rat oder einfach mehrere Meinungen.

Erstmal zur Vorgeschichte: Ich bin Heide, glaube an alle heidnischen Religionen, aber mein Hauptpantheon ist das germanische. Bei denen heißt das Krafttier Fylgja und man bekommt es spätestens dann zu Gesicht, wenn man stirbt - da begleitet es einen zur Totenwelt. Dasselbe mit der Hamingja, dieses ist das Sippentier, sprich, bei uns hat jeder ein eigenes Krafttier und zusätzlich noch ein Familientier, was natürlich heißt, dass jeder aus der Familie dieses als Krafttier hat - aber hier geht es mehr um die Fylgja.
Normalerweise hat man sein Leben lang eine einzige Fylgja, die sich, wenn man Glück hat, im Laufe des Lebens offenbart. Wie immer: Die Fylgja sucht dich aus, nicht du die Fylgja.
Ich habe auch schon von Leuten gehört, die mehrere Fylgjur haben, aus welchen Gründen auch immer.

Und bei mir war es folgendermaßen: Ich hatte meine Fylgja schon gefunden. Ein Frosch. Ich habe - grob gesagt - von ihr geträumt und als ich aufgewacht bin, hat es sofort geklickt und ich wusste irgendwie, dass es meine Fylgja ist. Das habe ich dann auch ausführlich in einem Asatru-Forum diskutiert und manche hatten ähnliche Träume und wussten hinterher, dass es ihre Fylgja ist. So weit so gut. Das lief jetzt zwei Jahre so, wenn mich nicht alles täuscht - bis vor ein paar Tagen. Da hat sich meine Fylgja - glaube ich - verändert.
Und jetzt bin ich verwirrt, weil das ja im Asatru eigentlich nicht passiert. Deswegen glaube ich, dass ich es mir vielleicht nur einbilde, aber erstmal weiter mit meiner kleinen Story.

Ich glaube, meine neue Fylgja ist ein Fischreiher. Und ich hatte noch nie eine besondere Verbindung zu Fischreihern, ich meine, die sind hier an jeder Ecke. Genau wie Raben, zu denen ich beispielsweise tatsächlich eine Verbindung habe, aber Raben sind ja auch ein Symbol des germanischen Heidentums und von Apollon - meinem persönlichen "Lieblings"-Olympioi, aber das ist eine andere Story.
Natürlich spüre ich jetzt die Verbindung zu dem Fischreiher. Das war bei dem Frosch auch so, nachdem ich den Traum hatte. Die Verbindung zu dem Frosch ist noch minimal da, vielleicht weil ich ihn noch nicht so ganz loslassen will.
Jedenfalls, was mich direkt noch mehr verwirrt ist, dass es diesmal nicht so eine Art von Traum war, sondern es war einfach ganz zufällig. Und das klingt jetzt vielleicht echt ein bisschen seltsam, aber bei dem Fischreiher hat es geklickt, als ich ein Gedicht gelesen habe, in dem es nicht einmal um einen Fischreiher geht - der kommt nur in einer Zeile vor. Und die ist nicht mal besonders schön: "He killed my heron off Lambeth Pier." (Das Gedicht ist The River's Tale von Rudyard Kipling.)
Obwohl es vielleicht gar nicht so abwegig erscheint mit dem Gedicht - das zum Thema Apollon. Ich will jetzt aber nicht behaupten, dass es Apollons Idee war, bei meinem germanisch angehauchten Krafttier dazwischenzufunken. Ich weiß nicht mal, ob es im Hellenismos überhaupt Krafttiere gibt, da ich in der Religion einfach zu wenig Zugange war bisher.

Jedenfalls habe ich überhaupt nicht sofort gemerkt, dass da was geklickt hat. Irgendwas war da schon. Ich habe mir das Gedicht jeden Tag mehrmals durchgelesen, einfach weil es ich es mag, und bei dieser einen Zeile war immer irgendwas. Und erst gestern kam mir plötzlich der Geistesblitz: Was, wenn das meine Fylgja ist? Boom! Das war der richtige Klick. Und es hat mich mega durcheinander gebracht. Erst dachte ich, ich habe zwei Fylgjen, wie schon so manch anderer, das hatte ich ja oben schon erwähnt. Hat sich aber komplett falsch angefühlt, wenn ich so darüber nachgedacht habe. Dann dacht ich, eines davon ist meine Hamingja, das andere meine Fylgja. Hat sich ebenfalls falsch angefühlt. Was sich hingegen richtig angefühlt hat, war das Bild vor meinem inneren Auge, wie ein Fischreiher einen Frosch aufspießt. Und das war weder eine Vision, noch ein Traum, oder irgendwas in der Art. Es war einfach ein Gedanke. Ein nicht sehr schöner, das stimmt, aber irgendwie hat er sich richtig angefühlt.

Und meine Interpretation dazu war schließlich folgendermaßen: Ich bin immer noch verwirrt und verunsichert, aber es würde zumindest theoretisch Sinn machen.
Generell sind Frösche ein Symbol für Liebe, Fruchtbarkeit, Reichtum - aber sie sind anscheinend auch eins für Transformation, Veränderung, usw. Und auch, wenn ich es zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, als ich von dem Frosch geträumt habe, war ich da eine Person, die vorgab, jemand zu sein, der sie nicht war; und eine Person, die nicht wusste, dass sie jemand anderes ist, als sie es gerade zu sein scheint.
Und langsam aber sicher, bin ich seitdem zu der Person geworden, die ich wirklich bin. Ich habe aufgehört, jemand zu sein wollen, der ich gar nicht war. Und es ist nicht so, dass ich in einem manipulativen Sinn so getan habe, als sei ich jemand anderes - ich konnte nur nicht akzeptieren, wer ich bin und wollte diese Person einfach nicht sein. Aber das habe ich mit der Zeit gelernt. Und bis vor kurzem hatte ich noch immer nicht ganz akzeptiert, wie ich war - und dann habe ich es vor kurzem geschafft endgültig die Person anzunehmen, die ich tatsächlich bin und - tadaa! - da kreuzt auch schon dieser Fischreiher auf.
Der Frosch stand vielleicht für die Transformation, in der ich noch steckte - und ich war schon 19 Jahre alt, als ich den Frosch gesehen habe, also war ich nicht mehr wirklich in der Pubertät.
Und dann habe ich mal nachgesehen, für was der Fischreiher hauptsächlich so steht (ich wusste ja nichts über den, da ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht habe) und ich dachte echt, das könnte auch eine exakte Beschreibung von mir sein.

Ich weiß nicht. Irgendwie habe ich mein Problem ja selbst schon gelöst, aber vielleicht brauche ich ja einfach nochmal Bestätigung. Oder jemand der sagt: Das ist überhaupt nicht möglich, was hast du denn für Hirngespinste?

Jedenfalls vielen Dank an diejenigen, die sich das alles durchgelesen haben. :D
 
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Servus,

Mal was allgemeines dazu anmerkend:
Ein Fylgia ist was anderes als das, was in der "schamanischen" Szenerie als Krafttier bezeichnet wird. Das sind zwar beides Tiersymbolismen, haben aber sonst nicht viel gemeinsam.
Ein Fylgia ist, wie der Name sagt, ein "Folger" (können auch als Idisen erscheinen).
Ein "Krafttier" hat meist eine latente "Kraft" inne, welche im Träger ausgeprägt/ausgebaut werden sollten.
Der Großteil dieser "Asatru" Konzepte basiert aus nem Gemisch von "Nordisch germanischem" Weltbild, gespickt mit "Germanentum der Bronzezeit" und garniert mit Kram aus dem "keltischen" Bereich (um mal Oberbegriffe zu verwenden).
Hatte auch mit solchen "Heiden" zu tun...Oje....


Was ist Dir jetzt so wichtig? Dass sich die Tiersymbolik geändert hat? Dass Du es nicht richtig einordnen kannst?
Frag doch einfach selbst die "Tierkraft", was sie vermitteln will. Ansonsten gibts bei den Super Asatrus im Asatru oder Asentreu Forum bestimmt selbsternannte Völvas :whistle:.
 
Na ja, ich wusste nicht besonders viel über das germanische Heidentum als ich da reingekommen bin, wenn man das so nennen kann. Und das was ich geschrieben habe, ist das, was ich über die Fylgja/Hamingja von anderen germanischen Heiden erfahren habe - die haben die auch Krafttier genannt. Es ist mir generell auch nicht wichtig, wie genau es bezeichnet wird, Fylgja, Krafttier - ich bin ja nicht ausschließlich germanischer Heide, wie gesagt. Ich bin offen für alles, was dieses Tier angeht. Ich wusste bei dem Frosch nur, dass es mein Tier ist, in welchem Sinne auch immer - und weil ich Krafttier nur im Sinne von Fylgja kannte, kam es mir jetzt komisch vor, dass es sich verändert hat. Wie ist es denn mit dem Krafttier, dass du meintest? Was sind die "Regeln" dafür? Kann sich das einfach verändern? Also, macht meine Interpretation Sinn?

Was mir wichtig ist, ist zu wissen, ob ich mir das nur einbilde, oder ob es sich tatsächlich verändert hat. Weil ich "Krafttier" bisher nur als das kannte, dass sich nicht verändern kann.

Und es hat schon so seine Gründe, warum ich nicht mehr in besagtem Forum aktiv bin. :D
Deswegen bin ich ja hier. Um Erfahrungen von Leuten zu hören, die nicht germanische Heiden sind.
 
Hallo Fawkes,

stell Dir einmal vor, Du wärst in ferner Vergangenheit als Handwerksbursche ohne Ziel drei Jahre und ein Tag unterwegs, um etwas für Dein Handwerk aber auch fürs Leben zu lernen. Auf diesem Weg würdest Du auch Fremde begegnen, zu dem Du Dich setzt, um mit ihnen über das Woher und Wohin zu plaudert. Ja und manchmal erkennst Du, dass man auch wohl ein gutes Stück des Weges gemeinsam gehen könne.

Ihr kommt an mancher Wegegabel vorbei und da kommt es vor, dass man sich im Guten von seinem liebgewordenen Begleiter trennen muss. Es liegt nicht am Streit, denn auf dem Weg durch die Zeiten muss jeder letztlich seinen eigenen Weg finden. Die Gemeinsamkeit mit einem solchen Begleiter ist auch keine verlorene Zeit oder der falsche Weg, denn Du bist ja aufgebrochen, um etwas fürs Leben zu lernen.

Ich hoffe, dass Du verstehst, warum ich Dir die Geschichte vom Handwerksburschen erzählt habe.


Merlin
 
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